Wer ist schon normal?
Voller Sehnsucht und mit viel Liebe haben Auroras Eltern viele Jahre auf ein Kind gehofft. Nachdem sie vom Glück besucht wurden, bekamen sie Aurora und so umhegen sie sie nun mit ihrer vollen Aufmerksamkeit. Auroras ganzes Glück ist ihr Hund Duck, der ihr treuester Begleiter ist.
„Aurora tanzt eindeutig nach ihrer eigenen Pfeife, aber auf mich wirkt sie ziemlich glücklich.“
Auroras Mutter ist eher der besorgte Typ. Weil Aurora gewisse Eigenheiten hat, wie etwa Os ausmalen oder in selbstkreierten Sprachen zu sprechen, wird sie von den Kindern in der Schule gemieden oder gemobbt. Sie selbst hat sich daran gewöhnt, aber ihre Eltern machen sich Gedanken.
Eines Nachts bricht ein Feuer in Auroras Haus aus und Duck geht verloren und wird nicht wiedergefunden. Als sie später ein Foto von Heidi – dem Ursprung des Glücks in Auroras Familie – und ihrer Mutter findet, beginnt Aurora die Liebe ihrer Mutter in Frage zu stellen.
Als Heidi die Familie besuchen kommt, benötigt die Familie eine neue Portion Glück, um wieder zueinander zu finden.
Ein zartfühlendes Buch über Normalität
Auroras Elternhaus scheint auf den ersten Blick magisch zu sein. Ihre Eltern sind liebevoll, ihre Mutter kümmert sich aufopferungsvoll um sie und füllt das Haus mit Liebe und Traditionen. Doch Aurora ist nicht das offene Kind voller glücklicher Leichtigkeit, sondern etwas verschroben und für Außenstehende eher schlecht zugänglich. Ihre Mutter verhält sich ihr gegenüber mit einem Mix aus Verständnis und andauernder Sorge, die sie dazu verleitet Aurora von Psychologen untersuchen zu lassen.
Wunderbarerweise wächst Aurora auch mit magisch angehauchten Geschichten über ein Mädchen auf, dass ihrer Mutter einmal eine besondere Art von Hoffnung geschenkt hat und seitdem immer ein Teil von Auroras Leben ist, ohne dass sie diesem Mädchen jemals begegnet ist. Bis jetzt.
Doch diese Geschichten haben mit der Zeit etwas Limitierendes angenommen, denn sie sind zu einer Lebensgeschichte geworden, in der Aurora keine aktive Rolle zugesprochen wird.
Aurora muss sich hier von den Wünschen ihrer Familie befreien und ein Bestandteil einer eigenen Erzählung werden und ihrer Mutter zeigen, dass sie auch ihres eigenen Glückes Schmied sein kann.
Mit einer besonderen Protagonistin und einem sehr liebevollen und empfindsamen Erzählstil kann Sarah Weeks sehr gut die Grenzen von Normalität erweitern und eine sehr differenzierte und eindrückliche Geschichte über eine besondere normale Familie erzählen.
Fazit
Aurora und die Sache mit dem Glück ist ein unaufgeregtes und feinfühliges Kinderbuch über die unterschiedlichen Vorstellungen von Glück und Normalität, und wie sie manchmal auch einschränken und den Blick trüben können. Es ist eine stimmungsvolle Geschichte über das Erwachsen werden und das Erwachsen werden lassen.
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