"Rabea und Marili" ist ein großartiges Buch, ohne Brimborium, aber einzigartig, gerade durch seine Schlichtheit. Da wird die Sprache zum Genuss und das Bild zur Augenweide.
Fünf ist Rabea und Marili erst drei Jahre alt. Annette Pehnt hat 22 Episoden verfasst, die beschreiben, wie gut und wie schwer es ist, Geschwister zu haben. Erzählt wird, was die beiden alltäglich erleben, wie sie nach Italien in den Urlaub fliegen, wie Rabea krank wird und Marili auch, wie Marili Geburtstag feiern will, obwohl sie gar nicht Geburtstag hat, und auch wie Rabea es schafft, einmal nicht zu Hause zu übernachten. Das alles sind nur kurze Einblicke in das Gesamte, das von Jutta Bauer durch kleine ergänzende Zeichnungen illustriert wird. Begleitet wird das Geschwisterpaar bei all dem von seiner Familie und einigen Freunden, aber vor allen Dingen von einer kleinen Zwergfee und Rabeas Stoff-Ratte.
Annette Pehnt schreibt auf eine ganz eigene Art und Weise, die sich deutlich von dem abhebt, was sonst oft zu finden ist. Ihr Stil ist auf den ersten Blick einfach, aber besticht dann doch durch seinen Inhalt: ""Ich esse die Sonne!", ruft Marili und beißt in die Luft. Alle essen ein Stück Sonne und leuchten." Das geht sofort ins Herz ohne Umwege zu nehmen. Die Geschichten der beiden Mädchen erscheinen ganz lebensnah, und durch eine zusätzliche Prise Phantasie werden sie zu etwas Außergewöhnlichem. Die kleine Fee zum Beispiel, die die beiden auf ihren Wegen begleitet und auch nur von ihnen gesehen werden kann: Sie fliegt mit der ganzen Familie nach Italien (das Stiefelland), ist ebenso aufgeregt zum ersten Mal zu fliegen, und das ganz ohne Flügel. Doch sie lässt sich beruhigen, dass die Fenster im Flugzeug ganz fest zu sind. Und als Marili verzweifelt weint, weil sie beim Anblick der Wolken auch so gerne eine hätte, um darauf zu schlafen, nimmt die Fee alle ihre Kräfte zusammen und zaubert Marili eine kleine Wolke herbei. Oder die Schokoladenmaschine, die leider nur ein einziges mal funktioniert, also leider nur eine Einmalmaschine ist. Hier entsteht nicht für einen einzigen Moment Zweifel daran, ob es möglich ist, eine solche zu bauen. Alle helfen mit. Und als diese eben nur einmal funktioniert, lassen sie sich nicht abschrecken. Beim nächsten Mal, so beschließen sie, bauen sie eine Immermaschine. Darüber hinaus gelingt es Jutta Bauer einmal mehr, das Geschriebene bildhaft zu unterstützen, ohne das Gezeichnete in den Vordergrund zu drängen. Hier hat sich also ein Team zusammengefunden, das die gleiche Sprache zu sprechen scheint, und sich dabei doch verschiedener Ausdrucksformen bedient. Bitte noch viel mehr davon!
Fazit:
Jedem Erwachsenen ist zu wünschen, dass er sich an seine eigene Kindheit mit den gleichen Gefühlen erinnert, die dieses Buch erzeugt. Ein "unspektakulär" großartiges Buch.
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