Mit Nanotechnik durch unseren Körper
Unser Körper hat wirklich einiges zu bieten. Jeden Tag sorgt er dafür, dass wir morgens aufstehen können, und macht in unserem Alltag so einiges mit. Auch wenn wir ihn nicht immer gut behandeln, lässt er uns das oft gar nicht merken. Kommt es doch mal zu einem schlimmeren Unfall wie einem Bruch, ist er meist schnell in der Lage sich zu heilen oder kann therapiert werden, sodass wir bald zu neuen Abenteuern aufbrechen können. Doch wie funktioniert das alles?
Mit Nano durch den menschlichen Körper
Auch wenn Nano, der eigentlich Florian Sonntag heißt, erst zwölf Jahre alt ist, weiß er schon genau, was er später einmal werden will. Sein absoluter Traumberuf ist Arzt, denn er möchte später heilen und den Menschen und Tieren helfen. Als sein Freund Frido im Schulunterricht einen Sportunfall hat, begleitet er ihn natürlich zur Untersuchung, die ihn zum ersten Mal in die Villa Nachtigall führt, die sich von einem normalen Krankenhaus ziemlich unterscheidet. Auch der dort arbeitende Arzt Dr. X und seine Assistentin Micro Minitec stellen sich als besondere Mediziner heraus, wie Nano schnell feststellt, als er die Villa nach Fridos erfolgreicher Behandlung ein weiteres Mal besucht.
Micro Minitec führt ihm dieses Mal ihren Turbobeamer vor, mit dem man Dinge winzig klein und wieder groß beamen kann und erklärt ihm die Vorteile von Nanotechnik. Ihr ist es nämlich gelungen Roboter zu bauen, die sie anschließend schrumpft und durch den menschlichen Körper schicken kann. Als sie Dr. X kurz bei einem Experiment helfen muss, beginnt Nanos Abenteuer. Durch Zufall gelangt auch er in den Experimente-Raum und wird durch eine Verkettung von Umständen mikrotisiert und mit Micros pinkem Versuchshasen Rappel in einem Nanoroboter-U-Boot von ihr verschluckt. Was Nano und Rappel auf ihrer Reise durch Micros Verdauungssystem alles erleben, ob sie wieder makrotisiert werden können und wie es ihnen weiterergeht, erzählt Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer in den Bänden rund um den kleinen Medicus.
Körperwissen ganz nebenbei
Wie unser Körper funktioniert, ist von außen kaum zu erkennen. Heutzutage weiß man, wo sich welche Organe befinden und welche Aufgabe sie übernehmen. Auch kleinste Bestandteile wie die verschiedenen Zellen oder sich im Körper befindliche Bakterien und Viren sind inzwischen bekannt. Für Kinder ist dieses Wissen oft noch sehr abstrakt, dabei stößt das Thema „Körper“ bei den meisten auf großes Interesse. Schließlich wollen sie wissen, was unter ihrer eigenen Haut alles vor sich geht. In den momentan vier Bänden rund um den kleinen Medicus Nano wird dieses Wissen quasi nebenbei in einer Art Sach-Fiction-Geschichte vermittelt.
Winzig klein mikrotisiert reist Nano im zweiten Band durch Micro Minitecs Verdauungssystem und beobachtet aus einer kleinen Kapsel heraus als Bodynaut wie Magen, Darm und Co. arbeiten. In den Bänden drei und vier wird seinem Opa zunächst vom bösen Professor von Schlotter ein gefährlicher, noch nicht ausgereifter Nanobot injiziert. Gemeinsam mit seiner Schwester Marie wird er wieder mikrotisiert, um den Nanobot einzufangen und das Aneurysma seines Opas zu heilen. Eine spannende Reise durch die Blutbahnen und sogar ins Gehirn beginnt, die nicht ganz ungefährlich für die beiden ist. Auch hier gibt es wieder einige interessante Fakten zu erfahren, die geschickt in die Geschichte eingebaut wurden.
Der kleine Medicus früher und heute
Die Idee dieses Sach-Fiction-Prinzips spricht vor allem Kinder an. Sie erleben mit Nano ein spannendes Abenteuer und erfahren ganz nebenbei, wie es in ihrem Körper aussieht und was in den verschiedenen Bereichen passiert. Bereits die erste Version des kleinen Medicus, die 2005 erschien, war mit diesem Prinzip erfolgreich und auch die modernisierte Form aus dem Jahr 2014 konnte an diesen Erfolg anknüpfen. Sprach die erste Version ältere Kinder ab 12 Jahren an und die zweite Kinder ab 10, richtet sich die Neuauflage bereits an jüngere Leser ab 8 Jahren.
Auch inhaltlich hat sich einiges geändert und der Sachanteil wurde deutlich reduziert. Anstatt von Themenkästen, anschaulichen Zeichnungen und Skizzen oder wissenschaftlichen Fotos finden sich nur noch fiktive Illustrationen, die Nano und seine Freunde zeigen. Anatomie sucht man hier eher vergeblich, was schade ist. Es fallen zwar häufiger medizinische Begriffe, doch fehlt es an einem übersichtlichen Bild, mit dem man sich die Anordnung der Organe im Körper besser vorstellen kann oder auch nur, um den Weg Nanos zu verfolgen. Auch wäre ein Glossar wünschenswert, indem die wichtigsten Wörter nochmal nachgeschlagen werden können und eventuell eine kurze und kindgerechte Erklärung zu finden ist.
Fazit
Insgesamt eine schöne Idee, den kleinen Medicus an die Interessen jüngerer Kinder anzupassen und entsprechend zu bearbeiten. Die Geschichte selbst ist spannend und interessant geschrieben und weist einige Wendungen auf. Leider hat sich das Buch inzwischen sehr von seiner Ursprungsidee entfernt und ist in erster Linie eine unterhaltsame Abenteuergeschichte, die kaum noch Sachinformationen liefert. Eine schöne Geschichte für alle, die in erster Linie Unterhaltung suchen.
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