Bezaubernd illustrierter Klassiker
Der englische Mediziner Lemuel Gulliver heuert als Arzt auf einem Schiff an, um seinen Traum zu verwirklichen, die Welt zu entdecken. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit dem Schiff, in einem Sturm geht es unter und Gulliver landet im Meer. Als er erwacht, findet er sich in einem Land mit kleinen Menschen wieder, denn Gulliver wurde auf der Insel Liliput an Land gespült. Die Zwerge fürchten Gulliver und fesseln ihn. Doch gelingt es dem umsichtigen Gulliver, das Vertrauen der Liliputaner zu gewinnen und freizukommen. Bestärkt durch seine Erfahrungen macht sich Gulliver erneut auf die Reise. Auch diese steht nicht unter einem guten Stern. Ein Monsun verschlägt Gulliver nach Bodingnang, wo er auf das Volk der Riesen trifft. Wiederum hilft Gulliver seine Umsicht und seine Unerschrockenheit, sich zu retten. Zurück in England berichtet er den staunenden Menschen von seinen Erlebnissen.
300 Jahre überdauert
Führt man sich vor Augen, dass die abenteuerliche Reise von Lemuel Gulliver im Jahr 1726 veröffentlicht wurde, als man noch sehr wenig über ferne Länder wusste und eine Schiffsreise mit vielen Gefahren verbunden war, versteht man den Inhalt dieses Klassikers als die umgesetzte Version der Ängste, die die Menschen damals erfüllten. Geschrieben für ein erwachsenes Publikum wurde „Gullivers Reisen“ irgendwann zu einem Kinder- und Jugendbuch-Klassiker. Doch vermag diese Abenteuergeschichte auch heute noch ein breites Publikum unabhängig des Alters zu faszinieren. Diese Version, die sanft an die moderne Sprache angepasst wurde, ohne den Charme des Ursprungs zu verlieren, fesselt und ist selbst für junge Leserinnen und Leser gut zu verstehen. Letztlich scheint „Gullivers Reisen“ eine Anlehnung an einen Klassiker, der noch viel weiter zurück reicht: An die Irrfahrt des Odysseus aus der griechischen Mythologie.
Wunderbar bebildert
Den eigentlichen Reiz dieser Ausgabe macht jedoch trotz allem nicht die verhältnismäßig leichtfüßige Sprache aus. Es sind die Illustrationen von Robert Ingpen, die den Klassiker aus dem Hause „Knesebeck“ zu einem Erlebnis machen. Der Illustrator setzt die Geschichte auf eine Weise um, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen in Bann zieht. Mit feiner Feder erweckt er die verschiedenen Welten, die Lemuel Gulliver auf seinen Reisen entdeckt zum Leben. Die Wahl, die Illustrationen dem gesellschaftlichen Umfeld des ausgehenden 18. Jahrhunderts – also zur Zeit der Entstehung des Romans – anzusiedeln, ist eine glückliche. Schon durch das Cover werden die Leserinnen und Leser regelrecht in die Geschichte hinein katapultiert und immer dann, wenn der Text droht, etwas gar zu altertümlich zu werden, lockert eine der Zeichnungen das Geschehen auf und gibt Ansporn, sich erneut in die Geschehnisse zu vertiefen.
Fazit
Wer glaubt, Klassiker seien nicht mehr zeitgemäß, wird mit diesem Buch eines Besseren belehrt. Eine adaptierte, aber nicht zu modern gehaltene Sprache und bezaubernde Bilder laden dazu ein, ein bald 300 Jahre altes Kulturgut mit neuen Augen zu betrachten. Damit wird den Kindern nicht nur eine Welt zu den literarischen Klassikern nähergebracht, sie lernen auch viel über die Zeit des 18. Jahrhunderts kennen.
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