Sich selbst akzeptieren, wie man ist
Wenn die Nacht hereinbricht und alle Gespenster durch die Gegend spuken, zieht sich das kleine Gespenst zurück. Denn anders als die anderen ist es nicht weiß, sondern besteht aus lauter Flicken. Die anderen lachen es deshalb aus, und so bleibt es einsam zurück. Dass Anderssein nichts Schlechtes ist, muss das kleine Gespenst erst noch lernen.
„Es war einmal ein kleines Gespenst, das aus einer Flickendecke bestand.“
Wenn das kleine Gespenst die anderen Geister durch das Fenster seiner Spukvilla beobachtet, fühlt es sich immer ganz alleine. Seine Flickendecke, die aus vielen verschiedenen Stoffen besteht, eignet sich einfach nicht zum Gruseln; vielmehr erkennen die Menschen es noch nicht einmal als Gespenst, sondern nutzen es etwa zum Saubermachen. Auch ist die Decke sehr schwer und unhandlich, sodass sich das kleine Gespenst kaum darin bewegen kann.
Daher wünscht es sich so sehr, so zu sein wie die anderen. Auch, dass seine Urgroßmutter einst ebenfalls ein Flickengespenst war und als das schönste Gespenst weit und breit galt, kann es nicht aufheitern. Erst eine unverhoffte Begegnung mit einem kleinen Mädchen ändert alles: Auf einmal versteht das kleine Gespenst, wo seine Qualitäten liegen und dass es genau richtig ist, wie es ist.
Eine poetische Geschichte über das Anderssein
Schon Kinder vergleichen sich mit anderen und bemerken vermeintliche Makel sehr schnell an sich. Der Wunsch, nicht anders zu sein, kann dabei sehr schnell das Selbstvertrauen angreifen und sozial abgrenzen. Daher ist es wichtig, Kindern zu zeigen, dass jede Person einzigartig ist, mit allen Eigenschaften, die sie erst zu Individuen machen. Ein bedeutender Fokus sollte dabei auf den Stärken liegen, die das Selbstwertgefühl anheben und scheinbare Schwächen nur noch wenig Raum einnehmen lassen.
Das kleine Gespenst ist dabei ein niedlicher Wegbegleiter mit großer Symbolkraft. Man fühlt geradezu mit dem kleinen Wesen mit, dabei nimmt man es schon als Betrachter der Geschichte als etwas Besonderes wahr. Hier zeigt sich bereits die Krux zwischen Fremd- und Eigenwahrnehmung; dies kann beim Vorlesen mit aufgegriffen werden.
Die Bilder sind sehr düster gehalten – passend zur nächtlichen Tageszeit. Einzig das kleine Gespenst sticht mit seinen Flicken in unterschiedlichen Blautönen hervor. Der Zeichenstil ist sehr einfach, nicht sonderlich anspruchsvoll, aber dadurch die passende Umgebung für das Gespenst als Fokus.
Fazit
Dass Anderssein nichts Schlimmes ist und im Grunde auf jeden Menschen zutrifft, ist eine wichtige Lektion, die auch Kinder verstehen müssen. Das süße Flickengespenst hilft dabei und nimmt auf eine wundervolle Reise der Selbstakzeptanz mit.
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