Die Suche nach Paulie Fink

Wer ist Paulie Fink? Das fragt sich Caitlyn, die neu ist an Paulies alter Schule. Auch die Frage, wo Paulie ist, stellt sich. Damit Caitlyn sich einleben kann, braucht sie dringend Antworten. Doch muss sie auch Antworten über sich selbst finden, um wirklich zufrieden sein zu können ...

„Der Typ war eine lebende Legende. Ja, so kann man das sagen. Paulie Fink war absolut legendär.“

An ihrem ersten Tag an der Mitchell School hätte Caitlyn mit Sicherheit keine Begeisterungsstürme erwartet, wenn sie ihre neue Klasse erstmals betritt – aber doch erfreulichere Reaktionen als das schockierte Starren, das ihr entgegenschlägt. Denn eigentlich haben ihre neuen Klassenkameraden jemand anderes erwartet: Paulie Fink – Klassenclown, Spaßvogel, Wortakrobat, Komiker, einer, der immer für eine Überraschung gut ist. Doch der taucht nach den Sommerferien einfach nicht auf. Man munkelt, dass auch hier wieder einer seiner Scherze dahintersteckt. Doch von Paulie fehlt weiterhin jede Spur.

Caitlyn fühlt sich davon überfordert. Sie ist sowieso schon nicht freiwillig hier, sondern nur, weil ihre Mutter einen Job im beschaulichen Mitchell angenommen hat. Nun muss sie also diese Dorfschule besuchen, wo es so anders ist, als sie es gewohnt ist. Dabei sind eine Gute-Laune-Glocke und Ziegen noch nicht einmal das Verrückteste: Absolut verrückt ist der Hype, den ihre neue Klasse um Paulie Fink veranstaltet. Der Junge soll eine absolute Legende gewesen sein. Und nun ist er weg.

Es muss also unbedingt ein neuer Paulie Fink her – und Caitlyn soll die Jury spielen. Dazu muss sie aber erstmal wissen, wer Paulie überhaupt war. Also beginnt sie ihre Klassenkameradinnen und -kameraden zu interviewen. Kann es einen neuen Paulie Fink geben?

Authentische Charaktere sorgen für den Lesefluss

Vordergründig dreht sich die Geschichte um die Frage: „Wer ist Paulie Fink?“ Sowohl Caitlyn als auch der Leser/die Leserin werden ständig damit konfrontiert, dass Paulie von seiner ehemaligen Klasse auf ein Podest gestellt wird. Dadurch wird er zu einer unbekannten Variable, die gelöst werden muss. Erstmal sorgen aber seine legendären Streiche für Spaß und Unterhaltung.

Während man also dem Rätsel auf den Grund geht, wer Paulie Fink ist, wird mehr und mehr klar, dass die eigentliche Hauptperson Caitlyn ist: Sie trägt einen schweren Stein in ihrem Inneren herum, der ihr den Atem nimmt. Woher kommt dieses Gefühl? Was ist falsch gelaufen an ihrer alten Schule? So langsam kristallisiert sich heraus, was Caitlyn getan hat. Aufgearbeitet wird dies jedoch kaum; vielmehr wirkt es, als würde Caitlyn verdrängen, anstatt sich dem zu stellen.

Immerhin lebt sie sich an ihrer neuen Schule gut ein. Die Dynamik der Schülerinnen und Schüler ist sehr überzeugend geschrieben. Die einzelnen Charaktere werden klar herausgearbeitet und interagieren authentisch miteinander. An dieser Stelle hat Ali Benjamin ein Händchen für Charakterentwicklung bewiesen.

Insgesamt ist die Geschichte interessant aufgebaut, wenngleich sie nicht sehr strukturiert ist. Einzelne Interviewpassagen sorgen für Abwechslung, die nötig ist, um die Story frisch zu halten. Allzu schnell ist man nämlich von den vielen Lobpreisungen auf Paulie Fink gelangweilt, weil sie in keinen Kontext zu passen scheinen. Da hilft auch die sympathische Klasse nur wenig.

Fazit

Dies ist sicher keine Mainstream-Geschichte und vielleicht deswegen gewöhnungsbedürftig. Die große Stärke sind die sympathischen Schülerinnen und Schüler. Dass man eigentlich mehr von Paulie Fink selbst erwartet, schmälert die Geschichte etwas.