Es gibt nicht viele Kinderbuchcharaktere, die so unverwechselbar und dazu beinahe unwiderstehlich sind, wie der kleine Drache Kokosnuss von Ingo Siegner - vorausgesetzt es darf ein wenig humorvoller zugehen. In seinem neuen Abenteuer verschlägt es uns in das Reich der Ritter.
Kokosnuss darf zusammen mit seiner Freundin - dem Stachelschwein Mathilda - Onkel Ingmar zu seinem Wachdienst ins Reich der Ritter begleiten. Dort muss sein Onkel nämlich einen Apfelbaum bewachen, der den Bewohnern einer Burg schon lange ein Dorn im Auge ist und gefällt werden soll. Aber bisher konnte noch kein einziger Ritter einen Drachen von seinem Wachposten vertreiben und so ist der Apfelbaum noch unversehrt. Das soll natürlich auch so bleiben...
Aber Onkel Ingmar wird durch eine List ins Reich der Träume geschickt. Sein unbändiger Hunger nach Honig wird ihm zum Verhängnis. Er merkt nicht, dass ein Fass Honig mit Schlafmittel versetzt ist. Kein geringerer als der Schwarze Ritter, genannt Franz der Finstere, steckt hinter diesem Köder. Der möchte nämlich durch den Sieg über den Drachen um die Hand von Bruniberta, der Tochter des Burgherrn, anhalten, der sie demjenigen Ritter versprochen hat, dem es gelingt einen Drachen zu besiegen. Der Schwarze Ritter trägt mit seiner ";Siegesgeschichte"; dick auf und spricht von einem schweren Kampf mit Schwert und Schild. Der Burgherr glaubt ihm und die Hochzeitsvorbereitungen können beginnen.
Unterdessen sind Kokosnuss und Mathilda selber in die Falle gegangen - eine Drachenfalle. Dort werden sie vom Minnesänger Walther von der Blumenwiese gerettet, von dem Sie erfahren dass er in Bruniberta verliebt und nun umso trauriger ist, da sie jetzt dem schwarzen Ritter versprochen ist.
Doch Kokosnuss gibt nicht auf und sie fassen einen Plan. Zusammen gelingt es Ihnen Onkel Ingmar zu befreien, der daraufhin der Hochzeitgesellschaft ein Besuch abstattet und den finsteren Franz, der auf einmal gar nicht mehr so mutig ist, zu verjagen. Doch vor dem glücklichen Ende ist Walther noch gefragt, schließlich muss er Onkel Ingmar besiegen, um sich in die Gunst des Burgherrn zu spielen. So kommt es zu dem abgesprochen und natürlich gespielten Kampf zwischen Onkel Ingmar und Walther, den die beiden mit einem fulminanten Wortgefecht begleiten. Walther geht als Sieger hervor und darf glücklich seine Bruniberta heiraten.
Ingo Siegner gelingt der Spagat zwischen kindgerechter Unterhaltung und verschmitzten Spaß, ohne dabei jemals in alberne Belanglosigkeit abzudriften. Sein Erzählstil ist locker und unverkrampft, stets voller Wortwitz und hohem Einfallsreichtum. Gleich welcher Charakter den Schauplatz betritt und egal in welche Situationen seine Hauptdarsteller geraten, stets geschieht das auf so selbstverständliche, treffsichere Art und Weise, dass sich der ungekünstelte Humor entfalten kann. Wenn dann, wie im Finale, mit ";aus Dir mache ich Apfelmus mit Petersilie"; oder ";na warte du Gewürzgurke"; in ";sauberem"; Ton geschimpft und gedroht wird, dürfte es auch bei Kindern so manches herzhafte Lachen entlocken. Besondere Erzähltiefe sollte hier entsprechend niemand Erwarten, es geht schlicht um Spaß, Spannung und wunderbare Unterhaltung, davon gibt es dann aber reichlich.
Dass Ingo Siegner nicht nur das Erzählen, sondern zudem den Umgang mit Farben und Pinsel bzw. Stift beherrscht, ist ein weiterer Glücksfall. Die bildhafte Umsetzung überzeugt durch seinen ganz typischen Stil, der hier wohl besser nicht passen kann. So locker wie der Tonfall seiner Erzählung sind auch die Illustrationen. In jeder Mimik und jeder Szene, die zu Papier gebracht wird, erkennt man den Spaß und die Kreativität des Autors. Die bunten, frechen und fröhlichen Charaktere sind mit viel ";Geduld"; und dem richtigen Blick fürs Detail ausgestattet.
Dank der Vielfalt an prägnanten Mitstreitern und Widersachern lastet der Schwerpunkt des Abenteuers nicht auf Kokosnuss, der Titelfigur, allein. Ob Stachelschwein Mathilda, Onkel Ingmar oder Walther, sie alle tragen einen enormen Beitrag zum ";Gelingen"; dieses Vergnügens bei.
Natürlich blicken wir besonders auf den heranwachsenden Jungdrachen Kokosnuss, der stets neugierig und voller Tatendrang steckt, aber dabei auch noch so manchem Neuen gegenübersteht und viel lernen muss. Glücklicherweise ist er mit der so wichtigen ";kindlichen Cleverness"; gesegnet: ";Ich werde auch so brav wie möglich sein, versprochen.";, die ihm erst die zahlreichen spannenden Abenteuer ermöglicht und auch zu einem stets glücklichen Ende führt.
Das noch handliche Format, die große Schrift und der hohe Bildanteil sind gerade für Leseanfänger, die noch viel Motivation benötigen, um sich geduldig von Seite zu Seite zu hangeln, geradezu ideal.
Fazit:
Mit dem kleinen Drachen Kokosnuss hat Ingo Siegner einen erfolgreichen und beliebten Charakter geschaffen, dem es auch im vorliegenden Band gelingt mit souveräner Leichtigkeit, Spannung und jeder Menge Spaß zu unterhalten. Allen Kindern, besonders jenen es beim Lesen noch an Durchhaltevermögen für längere Erzählungen mangelt, sei Kokosnuss ans Herz gelegt.
Deine Meinung zu »Der kleine Drache Kokosnuss und der schwarze Ritter«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!