Billie Bargeld

Billie Bargeld
Billie Bargeld
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2006

Idee

Eine tiefgründige Geschichte mit einer klaren Botschaft, die zum Weiterdenken anregt und - wenn es sein muss- auf den Boden der Tatsachen zurückholt. „Wenn Du lernst zu teilen, wirst Du nicht nur das Glück finden. Du findest auch einen Freund“.

Bilder

Einfach grandios! Hier fragt man sich, was war zuerst da: das Märchen oder die wahrhaft märchenhaften Illustrationen?

Text

Die Sprache ist kindgerecht, durch zahlreiche Dialoge aufgelockert und erzählt sehr frisch und lebendig ein gelungenes Märchen

Ausgezeichnet mit dem Kinderbuch-Couch-Star*. Kinderbuch des Monats [01.2006].
Eine außergewöhnliche Frau schreibt auf einem weiteren Höhepunkt ihrer Karriere innerhalb kürzester Zeit ihr nunmehr fünftes Kinderbuch in Folge. ";Billie Bargeld"; erzählt - wie zu erwarten - auf außergewöhnliche Weise die Geschichte vom Reichtum, der allein nicht glücklich macht! Der Titel klingt viel versprechend und die märchenhaft verspielten, aufwändigen Illustrationen von Rui Paes, einem Künstler aus Mosambik, unterstützen die lehrreiche Geschichte von Madonna auf wunderbare Weise.

Vor langer Zeit, in einem entfernten Land lebte einmal ein Kaufmann, ";Billie Bargeld";, der sehr reich war und alles besaß, was man sich nur vorstellen kann, nur nicht die Gabe einfach ";glücklich"; zu sein. Kein Gut auf der Welt konnte ihn glücklich machen und so konsultierte er die teuersten Ärzte, die zu finden waren, aber die konnten ihm leider auch nicht helfen und so blieb er ein Trauerkloß. Sein Kutscher konnte das Elend nicht länger mit ansehen und erzählte dem Kaufmann ungefragt von einem weisen alten Mann in einer anderen Stadt. So machen sie sich auf den Weg und nach langer, beschwerlicher Reise erreichen sie endlich ihr Ziel.

In der kleinen, staubigen Hütte wohnt tatsächlich der alte, weise Mann und lädt den reichen Kaufmann prompt zum Essen ein. Der weise Mann gibt dem reichen Kaufmann, ";Billie Bargeld"; den Rat ";wenn Du teilst, was Du besitzt, und den anderen den Vortritt lässt, wirst Du das Glück auf Erden finden";. Das widersprach allem, was ";Billie Bargeld"; in seinem Leben gelernt hatte und so traut er dem alten, weisen Mann nicht und geht. Da sein Kutscher nirgends zu sehen ist, wandert Billie durch die fremde Stadt.

Er begegnet einem Mann, der offenbar schon seit Stunden ohne Hilfe versucht, ein Rad zu wechseln. Billie möchte sich nicht die Hände schmutzig machen und geht - nur an sich selbst denkend - weiter seines Weges. Plötzlich wart es dunkel und ";Billie Bargeld"; wird von Räubern überfallen, die ihm alles nehmen - auch seine kostbaren Kleider. Billie sitzt nur noch mit Unterwäsche und Socken bekleidet auf der Straße. Da kommt eine Kutsche vorbei und Billie bittet den Kutscher um Hilfe. Es ist ausgerechnet der Mann, dem Billie vorher nicht beim Radwechsel geholfen hat. Da Billie sich dafür entschuldigt und sich nach anfänglichem Zögern auch bereit erklärt, unterwegs für den Fremden zu arbeiten, will er ihn mitnehmen und nach Hause bringen. Der Fremde stellt sich als Herr Wünschwas vor und gibt Billie erst einmal eine Decke zum Aufwärmen.

Dafür, dass Billie beim ersten Kunden des Herrn Wünschwas einen sehr schweren Schreibtisch abgeladen hat, erhält er zum Dank ein Paar wunderschöne Stiefel. Der nächste Kunde von Herrn Wünschwas ist ein Schneider, der Beiden zum Dank für die Auslieferung eines kostbaren alten Stuhls, zwei feinste Lederjacken schenkt. So geht das 10 Tage, Billie liefert aus und jedes Mal bekommt er außer einem Lächeln auch noch etwas Brauchbares zurück und darüber hinaus auch noch ein warmes Essen und ein Bett. Endlich hat auch Billie erkannt, dass Herr Wünschwas ein offenbar sehr glückliches, zufriedenes Leben führt und möchte von ihm wissen, wie das möglich ist. Herr Wünschwas verrät ihm sein Geheimnis: ";Wenn Du teilst, was Du besitzt und den anderen den Vortritt lässt, wirst Du das Glück auf Erden finden";.

Offenbar hat Billie seine Lektion gelernt, denn das erste Mal in seinem Leben hat er nicht an all sein Geld gedacht und fühlte sich sehr glücklich. Da begegnet ihm ein Bettler und fast wäre er an ihm vorbeigefahren, aber er besinnt sich noch rechtzeitig und schenkt dem armen Bettler nicht nur seine geliebte Jacke, sondern auch die Stiefel dazu. Und er ist unendlich glücklich! Herr Wünschwas wusste am nächsten Morgen sofort, was geschehen war. Und so stehen sie am Ziel: am Rande der Dukatenberge. ";Billie Bargeld"; ´s Schloss ist schon zu sehen, da stellt sich dann auch heraus, dass Herr Wünschwas der ehemalige Besitzer des Schlosses gewesen ist und seine Lebensgeschichte, dieselbe ist, wie die von ";Billie Bargeld";. Schließlich erreichen sie ";ihr"; Schloss ";Casa Moneta"; und kehren heim als Freunde.

Wer träumt nicht davon, einmal im Lotto zu gewinnen und sich alles kaufen zu können, was immer man möchte? Sich alle Wünsche erfüllen zu können und dann endlich glücklich zu sein? Diese heile Welt vom ";einfach und schnell zu Geld kommen"; und als glücklicher ";Superstar"; die Nummer 1 zu sein, wird uns tagtäglich vorgegaukelt. Warum sonst haben alle Castings dieser Welt einen solchen Zulauf? Mit ";Billie Bargeld";, erschienen bei Hanser, zeigt uns Madonna meiner Meinung nach genau zum richtigen Zeitpunkt auf, dass alles Geld der Welt nicht ausreicht, wenn man sich ";das Glück kaufen will";. ";Billie Bargeld"; erzählt davon, was im Leben wichtig und was unwichtig ist. Es ist nach ";Die englischen Rosen"; 2003, ";Mister Peabodys Äpfel"; 2004, ";Jakov und die sieben Räuber"; 2004 sowie ";Die Abenteuer des Abdi"; 2005, das fünfte Märchenbuch von Madonna und meiner Meinung nach sehr gelungen.

Der erste Eindruck ist geprägt durch den viel versprechenden Namen ";Billie Bargeld"; sowie durch die märchenhaft, verspielte Illustrationen von Rui Paes. Madonna eröffnet dem in Mosambik geboren Künstler die Möglichkeit, sein vielfältiges Talent auch als Kinderbuchillustrator zu beweisen. Rui Paes entführt uns von der ersten Seite an in eine fantastische Welt der Märchen. Seine prunkvollen Illustrationen sind voller Abwechslung und mit viel Liebe zum Detail gemalt und teilweise durch Ornamente geschmückt.

Die doppelseitigen Bilder geben dem Leser das Gefühl direkt in die zauberhafte Märchenwelt einzutauchen. Selbst die kleinsten Abbildungen wirken teilweise wie Fotografien und sind immer noch wunderbar bis ins Detail zu erkennen. Der stetige Wechsel zwischen den großformatigen, durchgehend 4-farbigen Bilderwelten und den Einzelbildern, die teilweise in Rahmen gefasst sind oder wie Fensterausschnitte wirken, scheint bewusst so gewählt und spiegelt hervorragend die Geschehnisse wieder! Die Farbe ";rot"; taucht immer und überall auf und begleitet den Leser als ";roter Faden"; durch die gesamte Märchenwelt: Sonnenschirm, Hose, Vorhang, Ornamente, aber vor allem die roten Stiefel. Rot ist die Farbe der Liebe und genau um die geht es auch in diesem Märchen letztendlich: die Liebe zu anderen Menschen.

Das Märchen ";Billie Bargeld"; spielt in der Tierwelt. Der Hauptprotagonist ist dargestellt als ein ";Windhund"; und erinnert in seiner Aufmachung stark an den gestiefelten Kater. Seine Diener sind Hasen, Eichhörnchen und Affen, der weise Alte ist eine Eule und Herr Wünschwas ein Stier, die Räuber sind böse Affen und der Bettler ein Hund. Schon allein die Auswahl der Tiere beweist in diesem Buch die Liebe zum Detail: der Windhund, der einfach und schnell zu Geld gekommen ist, die Diener, klein und unterwürfig, der Stier strotzt vor Kraft und hat in seinem Leben sein Glück gefunden, der Bettler ist ein ";armer Hund";. Die einzelnen Illustrationen sind überaus ausdruckstark, Gestik und Mimik der einzelnen Charaktere sprechen Bände und bilden die Emotionen hervorragend ab, bestes Beispiel hierfür ist die Verwandlung des Gesichtsausdrucks von Billie von sehr garstig bis liebevoll.

Besonderes Augenmerk richtet sich automatisch auf die Schuhe des Herrn Bargeld, die die Botschaft des Märchens in Kurzform erzählen: erst die glänzenden Lackschuhe. Sie spiegeln das protzige Leben wieder, die rote Schleife zeigt, dass immerhin noch ein Fünkchen Liebe in ihm steckt, dann nackt, ohne Schuhe, sich (gezwungenermaßen) besinnend auf das Wesentliche, dann die roten Stiefel, als Weg zur Liebe und schließlich wieder ohne Schuhe, aber unendlich glücklich und wissend: wer gibt, bekommt auch wieder! Ich bin sicher, dass dieses hervorragend illustrierte Kinderbuch, nicht das letzte Kinderbuch war, das der Künstler Rui Paes illustriert hat!

Das Verhältnis zwischen Illustrationen und Text ist ausgeglichen und beides ergänzt sich einfach wunderbar. Inhaltlich kommt die Geschichte dem Leser emotional sehr nah, weil die Botschaft, die uns hier vermittelt wird nicht neu ist - geradezu biblisch: gib´ und es wird Dir gegeben werden! Aber sie ist hier als wunderschönes Märchen verpackt und führt uns auch in unserer realen Welt liebevoll vor Augen, dass wir alle immer noch genug zu geben haben. Böse Zungen werden jetzt einwerfen, dass gerade Madonna sicherlich viel mehr als genug zu geben hat und es dann ein Leichtes ist, eine solche Geschichte zu schreiben. Aber: aus Madonna´s Biographie lässt sich entnehmen, dass sie auch andere Verhältnisse kennen gelernt hat und gerade aus dieser Erkenntnis heraus und der Erfahrung, die sie in ihrem Leben und mit ihrer Familie gesammelt hat, vielleicht besonders gerne gibt: die Einnahmen ihrer Märchenbücher zum Beispiel und ich bin sicher noch viel mehr.

Die Sprache ist einfach und damit kindgerecht. Die Sätze sind kurz und die Wortwahl dem Leser angepasst (klitzeklein, missmutiger Trauerkloss..). Das Märchen von ";Billie Bargeld"; ist locker und witzig erzählt, die Sprache wird durch Dialoge immer wieder aufgelockert und durch den Inhalt wird ein Spannungsbogen von der ersten bis zur letzten Seite gespannt: Billie auf der Suche nach dem wahren Glück, wird von Räubern überfallen, ist plötzlich allein, verlassen und auf sich selbst gestellt, findet seinen Weg durch Arbeit für andere und schließlich einen wahren Freund, das Glück und wieder nach Hause. Die Geschichte von Billie ist emotional anrührend, der Leser schließt Billie spätestens dann ins Herz, als er nur in Unterwäsche bekleidet weinend da sitzt. Geschickt wird dies natürlich auch durch die teilweise direkte Ansprache des Lesers gefördert. Beim ersten Lesen des Märchenbuches von Madonna könnte sich der Leser an den insgesamt 6 Lehren stoßen, die in Rahmen gefasst, das wiedergeben, was wir doch eigentlich alle längst wissen:

1. Nur weil etwas teuer ist, muss es noch lange nicht gut sein.
2. Unglückliche Menschen haben es gern, wenn alle anderen auch unglücklich sind.
3. Wenn Du den Menschen die Wahrheit sagst, schlagen sie Dir die Tür vor der Nase zu.
4. Unglückliche Menschen ziehen immer noch mehr Unglück an.
5. Lächeln ist ansteckend.
6. Wenn Du lernst zu teilen, wirst Du nicht nur das Glück finden. Du findest einen Freund.

Beim nochmaligen Lesen würde ich sagen: es bringt die Sache noch einmal auf den Punkt. Für Fans ist es keine Frage alle Bücher von Madonna in Serie zu besitzen, aber auch sonst ein schönes Geschenk zu jeder Gelegenheit. Auch aus dem Verkauf von ";Billie Bargeld"; stellt Madonna wieder sämtliche Einkünfte des Buches der ";Spirituatelly for Kids Foundation"; zur Verfügung.

Fazit:

Wieder ist es Madonna, dem Multitalent Popstar, Filmstar und auch Buchautorin, gelungen ein Märchenbuch der besonderen Art auf den Markt zu bringen. Im direkten Vergleich zum Vorgängerbuch ";Die Abenteuer von Abdi";, ebenfalls erschienen bei Hanser, kann ich sagen, das dies hier eine rundum gelungene Geschichte ist, die ich jedem nur wärmstens ans Herz legen kann. Das gewählte Thema und die Form der Umsetzung haben meiner Meinung nach sogar das Zeug zum Klassiker.

Rufina Wieners

Billie Bargeld

Madonna, Hanser

Billie Bargeld

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