Dilahs Reise beginnt
Es gibt die kleinen und die großen Wünsche im Leben. Dilahs sehnlichster Wunsch gehört definitiv in die letzte Kategorie: Denn er möchte ein Mensch werden. Obwohl er liebevolle Eltern und auch sonst keine größeren Sorgen hat, zieht es ihn immer wieder magisch zu den Menschen hin. Als Dilahs Papa und Mama auf tragische Weise sterben, hinterlässt ihm seine Mutter den sagenumwobenen Mondstein. Mit seiner Hilfe soll Dilahs Wunsch in Erfüllung gehen. Doch der kleine Polarfuchs muss sich in Acht nehmen, denn es gibt mächtige und gefährliche Clans, die es auf den Stein abgesehen haben …
Tiere als Protagonisten, das ist keine Neuheit. Und auch das Fantasy-Genre hat schon einige solcher Geschichten hervorgebracht. Beim Blick auf das Cover werden viele vermutlich an die mittlerweile ganze-Regalbretter-füllende-Reihe der „Warrior Cats“ denken. Mit den „Seekers“ und „Survivor Dogs“ bekamen auch die Eisbären und Hunde ihre Hauptrollen. Jedoch geht diese Tierfantasy über das reine Abenteuer hinaus: Nicht umsonst wird Dilahs Geschichte vom Verlag als „moderne Parabel“ beworben.
Eine Mission, die Fragen aufwirft
Die Mission des Polarfuchses ist in ihren Grundzügen einfach: Den Mondstein hat er bereits gefunden. Nun soll dieser ihm den Weg zu Ulans Schatz weisen, mithilfe dessen sein Wunsch, ein Mensch zu werden, in Erfüllung gehen möge. Natürlich wissen auch andere Tiere von dem magischen Stein, wodurch Dilahs Weg zu einem sehr gefährlichen wird. Spannend und actionreich wird es also allemal. Doch darüber hinaus geht es auf Dilahs Reise um noch viel größere Erfahrungen und Fragen: Was ist Freundschaft? Wie erkenne ich, ob jemand gut oder böse ist? Was ist Gerechtigkeit?
Man könnten die gesamte Handlung in einzelne kleine Episoden einteilen: Dilahs Begegnung mit Poldi, dem Seehund; seine innige Freundschaft mit dem schlauen Wiesel Anselm, der zu einem treuen Begleiter wird; ihre Rettungsaktion für Kassia, das Wildpferd, oder das liebenswerte Kaninchen Gänseblümchen. Ihre Geschichten bleiben nicht an der Oberfläche, sondern gehen tiefer, werfen Fragen auf, bleiben hängen. Anselms Mama ist zum Beispiel eine klassische Helikoptermutter, die immerzu Angst um ihren Sohn hat. Doch wann ist es Zeit loszulassen im Leben? Das Wildpferd Kassia hat nach einem tragischen Zwischenfall Hufeisen. Doch ist sie aufgrund ihres Aussehens deshalb kein Wildpferd mehr? Auch der Tod wird nicht umschifft, sondern ist zentrales Thema, das ausgesprochen, von dem erzählt wird. Nicht selten machen die Geschehnisse sehr traurig und bewegen. Das sollte mit Blick auf jüngere Leserinnen und Leser zumindest erwähnt werden.
Das Miteinander von Tieren und Menschen
Der chinesische Autor Chen Jiatong möchte mit Dilahs Geschichte die Unterschiede zwischen Tieren und Menschen ergründen. Durch die Augen der Tiere bekommt das menschliche Handeln und seine Auswirkungen ein anderes Gesicht. Wie böse sind die Menschen? Haben sie das Recht dazu, Tiere zu jagen, gefangen zu nehmen oder zu töten? Warum bringen sie ihre tierischen Gefährten nicht selten am Ende des Lebens zum Schlachter? Warum haben die Menschen den Drang, die Natur an sich zu reißen? So viele Fragen, die Dilah sicherlich auch noch im zweiten, dritten und vierten Band dieser Reihe beschäftigen werden.
Fazit
Ein toller Reihenauftakt dieser Tierfantasy. Denn Dilahs Geschichte geht einem zu Herzen und lässt uns gleichermaßen mitfiebern.
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