Wie? Ein Jahreszeitenbuch
- NP Buchverlag
- Erschienen: Januar 2006
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";Wie?"; In dem Jahreszeitenbuch von Bruno Blume und Jacky Gleich erzählt ein Apfel seine Lebensgeschichte. Dass es um einen Apfel geht, erfährt der Leser durch das Cover und durch den Verlauf der Geschichte. Der erste Eindruck ist jedoch bestimmt durch die großformatigen, unglaublich ausdruckstarken Illustrationen der beiden Kinder. Schon auf den ersten Seiten wird der Leser/Zuhörer derart angestarrt, dass er sofort das Gefühl hat, selbst der köstlichste Apfel zu sein. Das Ende der Geschichte ist besonders für die kleinen Zuhörer lustig, denn in dieser Geschichte ist der Wurm drin.
";Ich esse Dich gleich auf! Willst Du vorher noch was sagen?"; Der Apfel möchte vorher noch was sagen! Während sich die beiden Kinder bereits die Hände waschen, beginnt er seine Geschichte mit dem Frühling, als er als Blüte am Baum hing und die Kinder und vor allem die Bienen erfreute. Die beiden hungrigen Jungs holen bereits die Teller aus dem Schrank, da erzählt der Apfel vom Sommer, als er klein und grün war, die Kinder sich im Schatten des Baumes ausruhten und die Bäuerin auf eine gute Ernte hoffte. Der Apfel erzählt schnell weiter vom Herbst, als er rot leuchtend die Vögel anlockte und die Kinder mit langen Leitern kamen, um ihn zu allererst zu ernten. Die beiden Jungs sind noch damit beschäftigt, sich die Socken auszuziehen, als der Apfel vom Winter im dunklen Keller erzählt und wie die Bäuerin ihn schließlich hervorholte, um ihn auf Hochglanz zu polieren und zu servieren. Schließlich ist es soweit und die beiden kleinen Jungen beißen voller Freude in den großen, roten Apfel, doch leider ist der Wurm drin.
Dieses Jahreszeitenbuch von Bruno Blume, erschienen bei NP im September 2005, leidet meiner Meinung nach unter dem Ungleichgewicht zwischen Illustration und Text. Die kleinen Drei- bzw. Vierzeiler erzählen von den Jahreszeiten so viel, dass es in einem Satz zusammengefasst werden könnte. Eigentlich sehr schade, denn auf 32 Seiten wäre schon Platz gewesen, wissenshungrigen Dreijährigen etwas mehr zu bieten. Die Bilder erzählen eigentlich die komplette Geschichte und das meiner Meinung nach besser, als der Text es hier inhaltlich tut.
Jacky Gleich, die Illustratorin, studierte Animation an der Filmhochschule Babelsberg. Sie hat bereits rund 40 Bilderbücher für Kinder und Erwachsen illustriert und dafür zahlreiche Auszeichnungen erhalten (1998 den deutschen Jugendliteraturpreis, 2004 den Gustav-Heinemann Friedenspreis). ";Wie?"; ist ihr siebtes Bilderbuch mit Bruno Blume. ";Jacky Gleich ist eine Illustratorin, die Kinderbücher wie am Fließband zeichnet, eines origineller als das andere"; so zumindest steht es in einer Rezension zu ";Mitten in der Nacht"; ebenso von Bruno Blume und Jacky Gleich.
Schon auf der ersten Seite dieses Jahreszeitenbilderbuches, erschienen bei NP, wird der Leser von zwei Kindern über eine Tischkante hinweg angestarrt. Die Gesichter wirken verzerrt, vor allem durch die großen Augen und Münder. Durch die Zipfelmütze des größeren Jungen, könnte der Leser auf die Idee kommen, es handle sich hier um zwei Zwerge oder Gnome. Die Abbildungen sind durchgängig doppelseitig und vierfarbig in warmen, weichen Tönen gezeichnet. Die Abbildungen der Kinder wechseln stetig mit den Abbildungen der Jahreszeiten, die in meinen Augen hart an der Grenze zur naiven Malerei einzugliedern sind. Gezeigt wird eine Bilderbuchfamilie mit Baby, Hund, Katze, Schafen, Hühnern, die die verschiedenen Jahreszeiten auf ihre Art durchlebt. Das Augenmerk wird jedoch immer wieder auf die beiden Protagonisten gerichtet, die, wie nah herangezoomt, dargestellt werden.
In der Buchbeschreibung wird Jacky Gleichs Werk als ";liebevolles, zart gemaltes Werk"; beschrieben in dem ";Kinderbacken wie rote Äpfel glänzen und Szenerien rund um den Apfelbaum einladend leuchten";. ";Wie immer originell, überrascht sie in diesem Bilderbuch mit ungewohnt zärtlichem Blick auf die Welt";. Auf mich wirken die Abbildungen der Kinder jedoch nicht ";besonders ausdrucksstark oder kraftvoll";, sondern eher komisch-grotesk. Schelmisch verschmitzt sollte der Blick vielleicht wirken oder spitzbübisch verspielt, das ist meiner Meinung nach leider nicht gelungen. Die Abbildungen wirken zum Teil überzeichnet oder verzerrt. Zum Schluss des Bilderbuchs für die Allerkleinsten ist der Apfel in den sie gleich beißen werden so groß wie ihr eigener Kopf. Aber künstlerische Freiheit lässt eben auch Raum für Interpretation, dem ein oder anderen Leser mag es gefallen! Die Idee aus Sicht des Apfels zu erzählen, der sich zum Schluss mit einem Wurm für das Zuhören ";bedankt"; ist gelungen und originell. Zwei Fragen sind offen geblieben: warum ziehen sich die Jungs zum Apfel essen die Strümpfe aus und wie isst man eine schöne Geschichte?
Kleines Manko: für die ";Allerkleinsten"; Leser ab 3 Jahre halte ich das Querformat (26x20 cm) für sehr unhandlich.
Fazit:
Ein Jahreszeitenbuch mal aus einem anderen Blickwinkel und mit Überraschungseffekt. Neben den handelsüblichen Büchern zum Thema, besticht dieses Bilderbuch durch seine außergewöhnlichen, sehr eigenwilligen Illustrationen, die dem ein oder anderen Leser verzerrt, wenn nicht schräg erscheinen mögen.
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