Das ";Gilgamesch Epos"; ist die älteste bekannte Überlieferung und hat trotzdem nichts an Aktualität und Faszination verloren. Schafft die Erzählung es doch, all die Themen zu berühren, die uns Menschen seit jeher bewegen. Neben Freundschaft, Liebe, Tod, Erfolg und Unsterblichkeit, geht es vor allem um die Suche nach dem Sinn des Lebens.
Gilgamesch, König von Uruk, ist der unumstrittene Herrscher seines Volkes und wird von diesem verehrt wie ein Gott. Doch Ruhm und Erfolg machten aus dem einst so gerechten und weisen Herrscher einen Tyrannen und die Götter beschlossen, einen Helden zu schaffen, der stark und klug genug ist, um Gilgamesch ebenbürtig zu sein. Diese beiden, so die Hoffnung der Götter, sollten miteinander wetteifern, damit das Volk von Uruk endlich wieder Frieden findet. So entstand der Wildmensch Enkidu, der schließlich auch den Weg in die Stadt Uruk fand und dort nach einer Machtprobe mit dem König, zum besten Freund und engsten Vertrauten Gilgameschs wurde.
Doch schon bald sollte der König merken, dass sein neuer Freund in der Stadt nicht glücklich war. So beschloss Gilgamesch, in die Weite der Wildnis aufzubrechen, um dort Baustoffe für die Erweiterung seiner Stadt zu holen. Im Vordergrund seines Planes stand aber die Absicht, seinen Freund wieder glücklich zu sehen. Dafür war Gilgamesch bereit, alle Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen. Die Freundschaft zu Enkidu war sogar so groß, dass Gilgamesch entschlossen war, mit Humbaba, dem Gott des Zedernwaldes, zu kämpfen und den Himmelsstier zu töten, den die Götter auf die Erde sandten, um Gilgamesch zu mahnen. Denn über seinen Mut, seinen Stolz und seine tiefe Freundschaft zu Enkidu, vergass Gilgamesch, dass es noch etwas Höheres gibt - die Götter, denen die Menschen verpflichtet sind.
Der Hochmut des Königs sollte nicht ungestraft bleiben. Als sie den Himmelsstier besiegt hatten, wurde Enkidu krank. In seinem Traum sah er, wie die Götter seinen Tod beschlossen, weil er, gemeinsam mit Gilgamesch zwei göttliche Wesen getötet hatte. Nach einer zwölf Tage und Nächte andauernden Krankheit starb Enkidu und Gilgamesch verfiel in tiefe Trauer.
So nahm der König eine weite Reise auf sich, um nach dem Sinn des Lebens und der Unsterblichkeit zu suchen. Er wollte den König Utnapischtin suchen, der am Rand der Welt lebt und als einziger die große Sintflut überlebt hat. Auf dem Weg dorthin begegnete er vielen Gestalten, die ihm mal gut, mal schlecht gesonnen waren. Und alle sagten ihm: ";Das Leben, was du suchst, wirst du nicht finden."; Doch Gilgamesch wollte nicht aufgeben. Erst, als er am Rand der Welt angekommen war, begriff der unglückliche König, dass der Tod für den Menschen unabänderlich ist. Entmutigt musste Gilgamesch die Heimreise antreten. Zurück in Uruk bekam der Herrscher den Rat seiner Mutter, dass es nur eins gibt, was den Menschen Ewigkeit verleiht: Geschichten. Also beschloss der König, einen Grundstein in seiner Stadt zu legen. Am Fuße der Stadtmauer vergrub er eine Schatulle aus Holz, in der auf Tafeln seine Geschichte geschrieben stand.
Das Gilgamesch- Epos, wie wir es heute kennen, wurde im 2. Jahrtausend vor Christus auf elf Tontafeln niedergeschrieben. Anhand der zahlreichen Funde von Abschriften kann man erkennen, wie beliebt die Geschichte von Gilgamesch ist. Und die Themen, die dieses Epos berührt, sind auch in heutigen Geschichten immer wieder ein häufiger Bestandteil. Freundschaft und Liebe, Tod und Jenseits, Sehnsucht nach Unsterblichkeit und der Sinn des Lebens - Themen, die nicht an Bedeutung verloren haben.
Anhand der Figur des Gilgamesch kann uns bewusst werden, was das wirklich entscheidende im Leben ist. Dass Erfolg und Macht nicht das Wichtigste sind und dass emotionale Werte, wie Freundschaft und Liebe, nicht zu ersetzen sind. Der König Gilgamesch bekommt auf seiner Suche nach Unsterblichkeit immer wieder den gleichen Satz zu hören: ";Das Leben, was du suchst, wirst du nicht finden."; Dieser Satz ist Dreh- und Angelpunkt dieses Epos. Erst am Ende seiner erfolglosen Reise wird dem Helden deutlich, dass er sich mit dem Leben als Mensch abzufinden hat. Nur Götter sind unsterblich und der Tod ist nun einmal Bestandteil des menschlichen Daseins. Erst Gilgameschs Mutter kann ihrem Sohn letztlich verdeutlichen, dass nicht der Mensch unsterblich sein kann, sondern nur die Taten, die er Zeit seines Lebens vollbracht hat, Unsterblichkeit erlangen können. Diese Botschaft, die in unserer Gesellschaft immer leiser zu werden droht, finden wir in dieser uralten Überlieferung. Auch wenn sich nicht allen Kindern der tiefere Sinn der Überlieferung in vollem Umfang erschliesst, so bleibt doch eine schöne, berührende Geschichte über Freundschaft, Liebe und das Leben.
Im Vordergrund dieses Buches steht natürlich die Erzählung und die Botschaft, die vermittelt werden soll. Kleine schwarz- weiß Bilder, in den Text integriert, zeigen antike Motive aus der Geschichte des Gilgamesch und lassen einen Eindruck davon entstehen, wie alt die Überlieferung ist.
Fazit:
Das Gilgamesch- Epos ist eine Überlieferung aus alter Zeit, die nicht in Vergessenheit geraten sollte. Umso schöner, dass die Fassung aus dem aja-Verlag die Erzählung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene spannend, verständlich und vollständig nacherzählt.
Deine Meinung zu »Das Gilgamesch-Epos«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!