Miki

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2006

Idee

Die Ideen sind nicht mehr zeitgemäß, darüber hinaus wirken sie an den Haaren herbeigezogen. Die beide Hauptpersonen „Paps“ und „Miki“ sind zu liebenswert, alle anderen Personen zu einfältig dargestellt.

Bilder

Die Illustrationen haben ihre besten Tage vor langer Zeit gesehen. Typische überladene Tuschzeichnungen der 70er Jahre mit viel zu vielen unwichtigen Details.

Text

Die Sprache ist altmodisch und wirkt aufgesetzt. Obwohl kindgerecht, ist die Sprache ohne Witz und Spannung. Eher langweilige Text spricht Leser emotional nicht an, dadurch keine Identifikation mit Hauptpersonen möglich.

Miki verbringt einige Tage mit ihrem Paps alleine zu Hause. Erst einmal werden Mamis aufgelisteten Anweisungen gründlich überarbeitet und dann geht so richtig die Post ab. Miki staunt nicht schlecht, was ihr Paps, der Herr Professor, für verrückte Dinge macht...

Eigentlich dachte Miki, ihr Paps sei ein ganz gewöhnlicher Professor. Aber je länger sie mit ihm alleine ist, desto erstaunter und erfreuter ist sie über sein herrlich unkonventionelles Verhalten. Er pfeifft auf sein Ansehen in der Stadt und gibt sich in Mikis Gegenwart als Akrobat des Zirkus Papamiki Bellissimo aus. Und ein richtiger Akrobat muss natürlich auch verrückte Dinge machen wie auf der Umzäunung einer Wiese im Handstand balancieren oder einen kleinen grünen Hund aus der Dachrinne des Rathausturms retten. Und das vor den Augen der ganzen Stadt bei einer Feuerübung auf dem Rathausplatz. Als Belohnung für die Rettung des kleinen Hundes erhalten sie 500 Euro vom Direktor des Tierschutzvereins. Mit diesem Geld können sie sich nun einige Träume verwirklichen: beispielsweise bis zum Umfallen Eis essen - im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Miki isst einen ";Superbecher in Maxigröße mit Rieseneiskraft zu hundert Euro"; und fällt nach seinem Verzehr steifgefroren vom Stuhl. Erst ein kleines Lagerfeuer zu Hause auf dem Küchentisch hilft, Miki wieder aufzutauen. Aber da hat sie schon die nächste tolle Idee im Kopf: Der Tropenhelm und die Hängematte ihres Vaters werden vom Dachboden geholt und das Schlafzimmer wird in Afrika umgewandelt.

Am nächsten Tag planen sie ihr Geld bei einem Ausflug im Kaufhaus ";Riesengroß & Co."; auszugeben. Gesagt - getan: der kleine grüne Hund, genannt Spinat, wird kurzerhand in einer großen Tasche ins Kaufhaus geschmuggelt und dann machen die Drei einen ausgiebigen Einkaufsbummel. Miki kauft Magnetfarbe für ihre Schlafzimmerdecke, um dort Rollschuhfahren zu können. Als Paps Miki in der Hundeboutique ein peppiges Halsband für Spinat kaufen will, bemerkt er entsetzt, dass sein Geldbeutel weg ist. Aber Miki weiß Rat und schreitet zur Tat: ihr war vorher die seltsame schwarz gekleidete Dame aufgefallen, die immer in der Nähe ihres Paps rumschlich. Davon überzeugt, dass diese Frau die Geldbörse ihres Paps geklaut hat, nimmt sie die Verfolgung durch das gesamte Kaufhaus auf. Vor dem Ausgang kommt es zum gran finale, weil mittlerweile auch der Hausdetektiv, der Direktor, der Abteilungsleiter, drei starke Warenhausmitarbeiter sowie fünf Polizisten vom Überfallkommando eingetroffen sind, in der Hoffnung, den berühmt-berüchtigten Kaufhausdieb Schlutz Schludersack zu fangen. Nach einigen Verwirrungen schafft Miki es mit Unterstützung von Spinat, den Kaufhausdieb als verkleidetet schwarze Frau zu enttarnen. Als Dank für ihre Hilfe bekommen Miki und Paps Geschenke und ein fürstliches Essen im Kaufhausrestaurant spendiert. Nach diesen turbulenten Tagen gibt es Mami wirklich viel zu erzählen.

In der Geschichte ";MIKI"; taucht der Erzähler immer wieder auf. Nach einer Einführung zu den Hauptpersonen und den Umstände der Geschichte, gibt er vor jedem Kapitel eine kurze, aufschlussreiche Erklärung ab. Zwischendurch weist er noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass es sich hier um eine wahre Geschichte handelt. Glaubwürdiger wird sie durch diesen Kommentar allerdings nicht. Was zu Anfang als gewöhnliche Geschichte mit einfachem Plot anmutet, driftet schnell ins Absurde ab: ob Miki und Paps an der Dachrinne des Rathausturms rumklettern, der so hoch ist, dass keine Feuerwehrleiter ausreicht, um hinzukommen, ob Miki nach dem Verzehr eines überdimensionalen Eises vor Kälte erstarrt und erst am heimischen Lagerfeuer wieder aufgetaut werden kann, oder ob Paps, um seiner Tochter schnell folgen zu können, im Kaufhaus einen Gartenschirm aufspannt und vom dreizehnten Stockwerk ins Erdgeschoss segelt (und heile dort ankommt) ist egal. Nichts deutet darauf hin, dass es sich um eine fantastische Geschichte handelt, so dass diese Abenteuer nicht natürlich aus der Geschichte entstehen, sondern ";wie an den Haaren herbeigezogen"; wirken.

Natürlich sind Miki und ihr Paps kluge und ausgesprochen geistreiche sowie raffinierte Hauptpersonen, was an sich nicht weiter zu beanstanden wäre, würden nicht alle anderen Personen als naiv und geistlos dargestellt. Kurt Wölfflin spart wahrhaftig nicht mit Ideen, ganz im Gegenteil, aber sie sind so unstimmig, dass erst gar keine Spannung aufgebaut wird. Jedes der fünfzehn Kapitel kann als kleine Geschichte für sich gelesen werden, allerdings werden sie kaum die Aufmerksamkeit junger Leser halten können.

Die Illustrationen von Rolf Rettich sind diesem Stil angepasst. Es sind überfrachtete Tuschezeichnungen mit viel zu vielen kleinen und unwichtigen Details, die noch mehr Unruhe in die Geschichte bringen, anstatt den Leser an die Geschichte zu binden.

";MIKI"; ist die Neuauflage eines Buches, das Anfang der 70er Jahre erschienen ist. Genau dies ist auch das Problem: obwohl in der Geschichte ständig etwas passiert, ist sie langatmig und plätschert dahin. Die Sprache ist für heutige Zeiten zu lieblich und wenn Miki ihrem Vater zum x-ten Mal um den Hals fällt und einen Kuss gibt, weil er ein so toller Paps ist, dann fällt das Weiterlesen langsam schwer. Namen wie ";Professor Ehrenwert";, ";Schlutz Schludersack"; oder das Kaufhaus ";Riesengroß & Co."; zeichnen sich darüber hinaus nicht durch besondere Originalität aus.

Fazit:

";MIKI"; von Kurt Wölfflin ist leider nur eine Neuauflage, keine Neugestaltung bzw. gründliche Überarbeitung des Buches, das erstmals und einzig 1972 erschien. Leider, weil sowohl die Geschichte, der Schreibstil als auch die Illustrationen deutlich die Handschrift vergangener Zeiten tragen. Dies ist ein Buch, das kaum noch ein Kind hinter dem Ofen hervorlocken beziehungsweise in seinen Bann ziehen wird. Die Sprache ist einfach und unspektakulär, sie bietet keine besonderen Highlights und erzeugt keine Spannung. Die Geschichte wird vom Erzähler als gewöhnliche Geschichte eingeleitet, überschreitet bald die Grenzen der Realität, ohne aber dabei Ambitionen zu einer Fantasie-Geschichte aufzuzeigen. Dadurch ist die Geschichte in sich nicht stimmig. Dazu kommen die überladenen Tusche-Illustrationen von Rolf Rettich, die das Buch auch optisch als fade Neuauflage erscheinen lassen.

Marijke Lass

Miki

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