So könnte es aussehen
Architekt Paul mag es geordnet. Das Chaos in der Stadt gefällt ihm gar nicht. Deshalb baut er immer ganz klar strukturierte, geometrische Gebäude. Weil er sich über alles aufregt, was seinen Vorstellungen nicht entspricht, spielen ihm die Arbeiter auf seinen Baustellen kleine Streiche. Aber eines Tages liegt auf einer Baustelle im Wohnzimmer im dritten Stock der große Baum aus dem Garten. Eine starke Windböe hat ihn umgekippt, ohne ihn zu entwurzeln. Bevor die Arbeiter das Malheur beseitigen können, stürzt sich Paul auf den Baum und gerät ganz außer sich vor Begeisterung. Denn er erkennt im Baum so viele geometrische Formen. Und weil er den Baum retten will, modelt er den ganzen Bau um. Es entstehen viele wunderbare Formen und Lücken, Durchgänge und Rutschen. Und Paul entdeckt die Schönheit der natürlichen Formen.
Liebenswertes Plädoyer für mehr Natur
Es ist durchaus bemerkenswert, wie sich Autor und Illustrator Thibaut Rassat mit dem Thema „natürliche Umgebung“ auseinander setzt. Zunächst macht es den Anschein, als wäre seine Hauptfigur ein schwieriger Mensch, der mit der Natur gar nichts anfangen kann. Doch dann begleitet er den Architekten auf seinem Weg, Lebensraum für den gefallenen Baum zu schaffen und zu entdecken, wie viel Lebensqualität für die Menschen damit verbunden ist. Die Art und Weise, wie Architekt Paul seine eigenen Grenzen sprengt und sich ganz auf das neue Lebensgefühl einlässt, ist bestechend. Thibault Rassat baut eine überzeugende Geschichte auf und erzählt sie in einfachen Sätzen.
Ungewöhnliche Illustration
Dass sich der Autor und Illustrator auf Gegensätze einlässt, ist auch in seinen Bildern ersichtlich. Die großflächig farbigen Darstellungen ergänzt er durch klare Strichzeichnungen, die eine erstaunliche Detailvielfalt bietet. Die Kombination dieser beiden unterschiedlichen Zeichenstile ergibt ein Bilderbuch, das sich an Kinder ab 5 Jahren richtet, aber auch ältere Kinder und Erwachsene erreicht und sie zum Nachdenken bringt. Wichtig ist für die jüngeren Kinder, dass sie beim Erarbeiten des Buches von Erwachsenen begleitet werden, die da und dort erklärend eingreifen. Denn die Geschichte erschließt sich nicht von selbst. Insbesondere der Umstand, dass die neuen Formen zunächst überall auf Skepsis stoßen, braucht etwas mehr Raum.
Fazit
Thibaut Rassat zeigt auf eine eindrückliche Art auf, wie Lebensraum gestaltet werden kann, um Menschen viel Lebensqualität zurückzugeben. Er spricht zwar vornehmlich Kinder an, erreicht mit seinem Buch Paul baut aber auch Erwachsene und gibt einige wichtige Anhaltspunkte, das eigene Denken zu hinterfragen.
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