Wer hat das tollste Tier auf Saltkrokan?
Es gibt wohl kaum ein Kind hierzulande, das ohne die Geschichten von Astrid Lindgren groß wird. Zwar ist Pippi Langstrumpf mit weitem Vorsprung ihre bekannteste Figur, doch auch Michel aus Lönneberga, Lotta oder die Kinder aus Bullerbü kennen viele kleine oder auch große Menschen. Ein weiterer Klassiker, der in der Aufzählung nicht fehlen darf, sind die Abenteuer von Tjorven, Pelle und Co. aus dem Band Ferien auf Saltkrokan. Gemeinsam mit ihren Familien und Freunden geht es auch hier immer turbulent zu, sodass garantiert keine Langeweile aufkommt!
Ein Seehund als Flaschenkind
Endlich ist der Frühling wieder da und die Tage werden wärmer, sodass Tjorven, Pelle und Stina den ganzen Tag an der frischen Luft verbringen und gemeinsam mit ihren geliebten Tieren in der Natur auf Entdeckungsreise gehen können. Klar, dass da nicht immer alles ganz glatt läuft. Erst fällt Tjorven zum dritten Mal in dieser Saison ins Wasser, sodass Bootsmann, ihr treuer Bernhardiner, sie retten muss, und dann büxt auch noch Pelles Kaninchen Jocke aus und kann erst nach einer gemeinsamen Fangaktion wieder zurück in seinen Käfig gebracht werden. Auch Stina versucht im Wettkampf um das tollste Haustier mitzumischen, doch ihr Rabe Kalle Hüpfanland kann da nicht richtig mithalten. Schließlich bekommt Tjorven von Vesterman auch noch ein waises Seehundbaby, das sie mit der Flasche aufziehen darf. Keine Frage, dass sie nun eindeutig das niedlichste aller Tiere auf der Insel hat! Natürlich kann Stina das nicht auf sich sitzen lassen und es dauert nicht lange, bis auch sie ein „Flaschenkind“ aufziehen kann, denn auch eins der Lämmer ihres Großvaters braucht dringend eine Ersatzmutter. Welche Rolle verwunschene Prinzen bei der ganzen Geschichte haben? Die Antwort auf diese Frage weiß wohl allein Stina …
Saltkrokan für Kita-Kinder
Astrid Lindgrens Geschichten rund um Saltkrokan haben auch über 60 Jahre nach ihrer Veröffentlichung nichts von ihrem Charme verloren. Es macht Spaß, die liebenswerten und in ihrem Charakter oft etwas speziellen Inselbewohner durch ihren Alltag zu begleiten und an ihrem doch oft sehr unterhaltsamen Familienleben teilzuhaben. Im Mittelpunkt stehen dabei die drei Kinder Tjorven, Stina und Pelle, von denen besonders die beiden Mädchen immer wieder versuchen, sich gegenseitig zu übertreffen, und sei es auch nur, wer von ihnen häufiger ins Wasser gefallen ist. Eine besondere Bedeutung in den Geschichten spielen auch die verschiedenen Tiere, die wahrscheinlich bei allen Kindern besonders beliebt sind.
Das Bilderbuch beinhaltet jedoch nur einen Ausschnitt des doch relativ umfangreichen Gesamtbandes, der sich auch erst an ältere Kinder richtet, und erzählt „nur“ die Episode von Tjorven und ihrem Seehundbaby. Auch wenn die Geschichte nun vom Umfang her eigentlich gut zum Alter der Zielgruppe ab vier Jahren passt, wird doch deutlich, dass der Erzählung etwas fehlt und der Leser sozusagen „ins kalte Wasser“ geworfen wird. Die Romanfiguren, die immerhin zwölf verschiedene Personen umfassen, werden nicht explizit eingeführt, sodass es für „Nicht-Kenner“ der kompletten Geschichte schnell unübersichtlich und verwirrend werden kann, da die Hintergründe zu den Charakteren fehlen. Auf diese Weise gehen auch einige der Witze unter, die erst verstanden werden können, wenn auch die Eigenheiten der Personen gekannt werden.
Gestaltung
Anders als das Original ist diese Version bunt bebildert. Die Illustrationen aus der Hand von Maria Nilsson Thore verbreiten Schweden-Stimmung und treffen gut den Charakter der Geschichte. Die Figuren wirken sympathisch und es gelingt ihr gut, die Emotionen aus dem Text in ihren Bildern widerzuspiegeln. Oft erstreckt sich eine Szene über die komplette Doppelseite, manchmal sind auch zwei Szenen auf den Seiten zu finden. Die Farben wirken harmonisch und passen zu Skandinavien. Schön ist auch die Übersicht aller Buchcharaktere auf der Rückseite des Buches, welche ein wenig dabei hilft, die verschiedenen Figuren auseinanderzuhalten und in ihrer Beziehung zueinander zu sehen.
Fazit
Insgesamt eine schöne Idee, einen Ausschnitt der Geschichte rund um die Bewohner Saltkrokans als Bilderbuch herauszubringen, die in der Umsetzung jedoch ein paar Schwächen aufweist. Leser, die die Gesamterzählung kennen, werden sich direkt zurechtfinden und Spaß an der schönen Bebilderung haben. Kinder im Kita-Alter, für die der Gesamtband noch zu umfangreich und die Original-Geschichte zu komplex ist, werden jedoch einige Schwierigkeiten mit dem Buch haben, da relativ viele Figuren ohne Einführung vorkommen, die dann nur schwer auseinanderzuhalten sind. Auch geht der Geschichte ohne ihren Gesamtkontext einiges von ihrem ursprünglichen Witz verloren.
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