Der Junge und der Gorilla
- Annette Betz
- Erschienen: September 2020
- 2
Originalausgabe erschienen unter dem Titel The Boy and the Gorilla; übersetzt von Bernd Stratthaus; Illustrationen von Cindy Derby; Hardcover, 48 Seiten
ISBN: 9783219118919
Trauer und viele Fragen
Der Verlust eines geliebten Menschen ist immer schwer zu verkraften. Man fühlt sich mit der Trauer allein, erdrückt von den eigenen Gefühlen und weiß oft nicht, wie man ohne die Person weiterleben soll. Was für Erwachsene schon schwierig ist, lässt viele Kinder allein mit ihren Emotionen zurück. An wen sollen sie sich wenden? Die Erwachsenen sind meist selbst zu sehr mit ihrer eigenen Traurigkeit beschäftigt und nicht in der Lage, dem Kind die Ängste zu nehmen. Jackie Azúa Kramer versucht mit ihrem Bilderbuch Der Junge und der Gorilla Kinder durch diese schwere Zeit zu begleiten.
Allein mit der Dunkelheit
Die Menschen gehen weiter, doch der kleine Junge bleibt neben seinem Vater sitzen. Auch im „Garten“ seiner Mutter ist er allein, bis ihm ein Gorilla Gesellschaft leistet und er ihm erzählen kann, dass seine Mama gestorben ist. Der kleine Junge hat viele Fragen zum Tod und zum Sterben, die er bisher keinem stellen konnte. Zum Glück hat er mit dem Gorilla nun einen Freund, der ihm bei der Suche nach Antworten zur Seite steht und bei ihm ist. Gemeinsam lassen sie einen Drachen steigen, gehen am Strand spazieren, schaukeln und unterhalten sich. Beim Gorilla sind alle Gefühle erlaubt. Er versteht, wenn der kleine Junge alleine sein möchte, erzählt ihm, wie er seiner Mama auch weiterhin nahestehen kann oder ist einfach nur für ihn da. Mit der Zeit gelingt es dem Jungen auch, seinem Vater wieder näher zu kommen und gemeinsam Trost in den Erinnerungen zu finden.
Ein schwieriges Thema, sensibel verpackt
Jackie Azúa Kramer traut sich mit ihrem Bilderbuch an ein Thema, mit welchem auch viele Erwachsene nur schlecht umgehen können und über das sie ungern reden. Oft hilft es, ein passendes Kinderbuch als Gesprächsanlass oder zur Unterstützung zu haben, mit welchem das Thema kindgerecht behandelt und angesprochen werden kann. In Der Junge und der Gorilla hat ein kleiner Junge seine Mutter verloren und steht mit seinen Fragen alleine da. Sein Vater ist zu sehr mit seiner eigenen Trauer beschäftigt, alles scheint grau und hoffnungslos. So viele Fragen schwirren in seinem Kopf herum, doch niemand ist da, dem er sie stellen und der sie beantworten kann. Erst durch den Gorilla bekommt er endlich Antworten. Er erfährt, dass er traurig sein darf, seine Gefühle richtig und erlaubt sind und keiner von ihm erwartet, dass alles in Ordnung ist und er sich die Zeit nehmen darf, die er für seine Trauer braucht.
Aquarellbilder, Schemen und Schatten
Die teilweise schemenhaften Aquarellbilder passen gut zur Stimmung der Geschichte. Überwiegend in dunklem Grau und Blau sind die Bilder etwas unscharf und verschwommen, ähnlich der nicht greifbaren Trauer. Dennoch sind die Motive aussagekräftig und sprechen für sich. Kleine Farbtupfer geben Hoffnung und machen Mut. Die Illustrationen lassen viel Raum für eigene Gedanken und eignen sich auch gut als Gesprächsanlass.
Fazit
Alles in allem ist Der Junge und der Gorilla ein gelungenes Bilderbuch über die Themen Trauer und Verlust, da es weder belehrend noch in irgendeine Richtung lenkend ist. Es zeigt, dass es im Umgang mit Trauer kein richtig und falsch gibt, alle Gefühle erlaubt sind und behutsame Antworten auf schwierige Fragen gibt. Ein berührendes und sensibles Bilderbuch über ein schwieriges Thema!
Jackie Azúa Kramer, Annette Betz
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