Ein farbenprächtiges, mit zahlreichen Fotos, Zeichnungen und Karten ausgestattetes Nachschlagewerk, das nicht nur Wissensdurst stillt, sondern genauso Neugierde weckt und Lust macht, noch mehr über die sagenumwobenen Völker und Stämme der Vergangenheit zu erfahren.
Zunächst bekommen wir eine Einführung in die Bedeutung der Mythologie, in der der Autor deutlich macht, dass jeder Mythos seinen eigenen Ursprung hat.
Die Reise ins Reich der Mythologie beginnt in Europa. Hier finden sich einige der zahlreichen Mythen des antiken Griechenlandes. Nicht nur bekannte Geschichten, wie die des Minotaurus der, halb Stier, halb Mensch, in einem Labyrinth lebte und schließlich von Theseus, getötet wurde, werden hier vorgestellt. Auch weniger bekannte Geschichten können wir uns von diesem fesselnden Buch erzählen lassen: Da ist unter anderem die Geschichte der Sybille von Cumae, die sich von Apollo ewiges Leben wünschte, aber vergaß, auch um ewige Jugend zu bitten und so dahin welkte, bis sie so winzig war, wie ein Insekt. Auch Odysseus darf bei den Griechen selbstverständlich nicht fehlen. So gehört die Begebenheit von dem Seefahrer und dem einäugigen Polyphem, welcher durch eine List des griechischen Helden seinen Gefangenen verlor, genauso zu Griechenland wie die zahlreichen Göttersagen um den obersten Gott des Olymp, Zeus, oder Hades, den Gott der Unterwelt.
Schon in dem Kapitel über das antike Griechenland gelingt es dem Buch aus dem Tessloff Verlag eine beeindruckende Vielfältigkeit vorzustellen. Doch die Mythen Europas sind noch weitreichender. So folgen wir dem Autor des Sachbuches weiter auf seiner Reise in alte Kulturen und landen so im antiken Rom. ";Der Raub der Sabinerinnen";, vielen noch aus dem Lateinunterricht bekannt, erzählt davon, wie die Römer die Frauen eines benachbarten Stammes entführten und damit einen Krieg auslösten. Erst als die Frauen zwischen sabinischen Vätern und römischen Ehemännern vermitteln, schließen die beiden Parteien Frieden und werden zu einem großen Volk.
Weniger bekannt sein wird den meisten jedoch ";Numas Religion";, die die alte bäuerliche Religion der Römer beinhaltet. Wie so oft in den damaligen Kulturen brachten auch die Römer den verschiedenen Fruchtbarkeitsgöttern Opfer dar, um eine ertragreiche Ernte einzubringen und die Fruchtbarkeit der Ländereien zu erhalten.
Vor diesem Hintergrund finden wir den Mythos über ";das Herz der Pomona";. Pomona war eine Waldnymphe und die Göttin der Frucht, in die sich der Gott der Jahreszeiten, Vertumnus, verliebte. In verschiedenen Verkleidungen versuchte er sich der schönen Göttin zu nähern, doch erst in seiner eigenen Gestalt konnte er sie schließlich für sich gewinnen.
Doch halten wir uns nicht allzu lange im alten Rom auf, auch wenn Tessloffs Enzyklopädie noch viele spannende Geschichten dieses Volkes bereithält. Zu der Mythenwelt Europas gehören schließlich auch die Wikinger, bei denen meist entweder Kriegsgötter oder die Fruchtbarkeitsgötter im Mittelpunkt der Erzählungen stehen, und die Finnen, bei denen es oft um das Nationalbewusstsein des Volkes ging.
Nachdem wir das alte Europa hinter uns gelassen haben, wenden wir uns gen Osten und ";bereisen"; Asien. Dort finden wir die schon sehr fremdländisch anmutenden Mythen der Mesopotamier. Die wohl bekannteste Überlieferung dieses Volkes ist die von Gilgamesch und Enkidu, in der es um die Suche nach Freundschaft, Liebe und das Geheimnis des ewigen Lebens geht.
Eine der vielfältigsten Mythologien der Welt finden wir in Indien. Diese ist religiös geprägt von dem, über seine Grenzen hinaus bekannten, feinfühligen und großmütigen Geist des Hinduismus.
Neil Philipp gelingt mit der Zusammenstellung dieses Buches nicht nur eine Einführung in die faszinierende Welt der alten Mythen. Schon in der Einleitung macht der Autor die Besonderheiten dieser Erzählungen deutlich. Natürlich ist ein Mythos in erster Linie eine über viele Generationen überlieferte Geschichte. Jedoch hat jede dieser Geschichten einen Hintergrund, der die Werte, die religiösen Überzeugungen und die Träume eines Volkes darstellt.
Gegliedert ist dieses Buch nach den fünf Kontinenten, die jeweils die Ursprungsländer der Mythen darstellen. So lernen wir faszinierende Kulturen unserer Erde kennen und werden feststellen, dass jeder Mythos dieser Kulturen voller Spannung und Symbolik ist.
Darüber hinaus verschaffen uns die üppigen Darstellungen auf den jeweiligen Seiten auch einen optischen Eindruck der verschiedensten Kulturen. Fotos von Statuen und archäologischen Funden, Karten und Zeichnungen sowie Informationen über das Leben verschiedener Kulturen komplettieren das Gesamtbild dieses Werkes. Dadurch hebt sich dieses Nachschlagewerk, was es trotz aller Geschichten und Bilder immer noch bleibt, von anderen seiner Art ab.
Wer sein wissenshungriges Kind mit diesem Buch für die alte Mythologie interessieren möchte, sollte aber daran denken, dass hier auch grausame Vorkommnisse anzutreffen sind. Neil Philipp stellt die Erzählungen ohne Beschönigungen vor, frei nach den Überlieferungen. Dass Menschen auf die Größe eines Insekts zusammenschrumpfen, in die Welt der Toten eintreten, oder dass der Göttervater der Griechen gar seine Kinder verschluckt, gehört zu dem uralten, überliefertem Wesen dieser Erzählungen. Schließlich kennen sie selbst ihr Kind am besten und werden wissen, wie viel man ihm von diesen ";uralten Abenteuern"; zutrauen darf.
Gewiss ist, dass dieses Buch nicht nur Neugierde stillen wird, sondern das weitere Interesse an den faszinierenden fremden Kulturen zudem noch wecken wird.
Fazit:
Mit diesem Sachbuch bekommen alle Interessierten eine Gesamtübersicht - und das nicht nur über die interessantesten Mythen der einzelnen Völker, sondern auch über deren Entstehung und kulturellem Hintergrund. Zu recht erinnert uns der Autor an die Wichtigkeit dieser Erzählungen und daran, dass wir sehr viel verlieren würden, wenn die Mythen in Vergessenheit gerieten und nicht -wie seit Generationen vor uns- weitergegeben würden.
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