Mit Spezialflügeln auf Kuschelkurs
Einen richtigen Vogel erkennt man an seinem Schnabel, seinen Federn und daran, dass er ganz hoch oben am Himmel durch die Lüfte fliegen kann. So oder so ähnlich würde wahrscheinlich eine schnelle Beschreibung dieser Tiere aussehen. Doch was ist, wenn es ein Vogel trotz aller Bemühungen einfach nicht schafft vom Boden abzuheben und mit seinen Artgenossen über Wälder, Wiesen und Felder zu fliegen? Ist er dann überhaupt noch ein richtiger Vogel und zu etwas zu gebrauchen? Diese Fragen stellt sich der kleine Vogel Oskar, dessen Flügel einfach nicht zum Fliegen geeignet sind und mit denen sich scheinbar überhaupt nichts anfangen lässt…
Knuddelflügel für gute Laune
Als er ein kleiner Babyvogel war, war die Welt für Oskar noch in Ordnung. Gemeinsam mit den anderen kleinen Vögeln zwitschert er um die Wette und alles scheint so zu sein, wie es sein soll. Doch dann werden die anderen Vögel flügge und fliegen davon. Oskar merkt, dass irgendetwas an ihm anders ist, denn so sehr er sich auch anstrengt und übt, seine Flügel sind einfach viel zu lang zum Fliegen, sodass er nicht abheben kann. Er beginnt sich für seine Flügel zu schämen und würde sie am liebsten verstecken, was leider nicht funktioniert, und so verkriecht er sich auf einen einsamen Ast, wo ihm niemand begegnet.
Doch eines Tages hört er ein trauriges Weinen und macht sich auf die Suche nach seinem Ursprung und findet schließlich einen Orang-Utan, der sehr traurig ist. Was für ein Glück, dass Oskar so lange Flügel hat, denn damit kann er den traurigen Orang-Utan einmal komplett umarmen und schafft es, dass sich dieser direkt besser fühlt. Am nächsten Tag hat sich die Neuigkeit direkt herumgesprochen, denn eine ganze Reihe an Tieren steht plötzlich unter Oskars Baum und möchte von ihm geknuddelt werden und ihm ihre Sorgen erzählen. Ob Oskars Flügel nach der ganzen Knuddelei wohl stark genug sind, um ihn fliegen zu lassen oder hat Oskar vielleicht einen anderen Weg gefunden, um glücklich mit sich und der Welt zu sein?
Geschichte mit Kuschelfaktor
Über das „Anderssein“ gibt es inzwischen eine ganze Reihe an Kinderbüchern. In den meisten von ihnen gibt es eine Hauptfigur, die sich durch irgendein körperliches Merkmal von den anderen unterscheidet und mit sich und der Welt hadert. Das ändert sich meist erst, wenn durch die Besonderheit etwas gelingt, was andere nicht können, sodass der Außenseiter schließlich im Mittelpunkt steht und bei allen beliebt ist. Dieses Schema lässt sich auch auf Komm knuddeln! anwenden.
Oskar kann durch seine langen Flügel nicht fliegen, verkriecht sich daher und ist allein. Erst als er dank seiner Flügel zum Supertröster wird, mögen ihn die anderen und auch er kann sich endlich akzeptieren. Die Art der Geschichte ist also nicht wirklich neu und reiht sich mit etwas anderem Thema und neuen Figuren in eine große Sammlung derartiger Geschichten ein. Sieht man jedoch davon ab oder hat vielleicht noch kein Buch dieser Art im heimischen Regal, ist die Geschichte durchaus gelungen.
Das Bilderbuch, das sich an Kinder ab drei Jahren richtet, passt sowohl sprachlich als auch inhaltlich gut zur Zielgruppe. Im Vordergrund stehen altersentsprechend eindeutig noch die Bilder, die durch relativ kurze Texte, die auf manchen Seiten auch mal nur aus einem Satz bestehen können, ergänzt werden. Die Wortwahl ist sehr alltagsnah, sodass auch jüngere Kinder keine Probleme haben, der Geschichte zu folgen. Laute wie „stöhn“ oder „schluchz“ machen das Buch abwechslungsreich und lassen die Sprache lebendig wirken. Schön ist auch das gewählte Thema „Knuddeln“, denn es zeigt auch Kindern schon, was eine einfache Umarmung und Nähe verändern kann. Etwas schade ist, dass sich der Protagonist erst „beweisen“ muss, bevor er seinen Platz in der Welt findet.
Bildliche Gestaltung
Die Illustrationen der Geschichte sind schön bunt und sprechen Kinder an. Mal füllt ein Bild eine ganze Doppelseite, ein andermal werden mehrere kleine Szenen abgebildet oder das Buch muss gedreht werden, da das Bild die Seite längs füllt. Viele kleine Details laden zum genauen Betrachten ein. Die Figuren wirken sympathisch und auch ihre Mimiken lassen sich gut erkennen, sodass Kinder die Gefühle der verschiedenen Tiere gut nachempfinden können. Die Bilder ergänzen den Text passend und spiegeln das Erzählte gut wider.
Fazit
Insgesamt ein gelungenes Buch, auch wenn die Grundgeschichte nichts wirklich Neues darstellt. Die Charaktere sind sympathisch und die Thematik „Knuddeln“ kommt gerade bei Kindern gut an. Die farbenfrohen Bilder machen gute Laune und ergänzen die Geschichte passend.
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