Das Faultier und die Motte - Die ungewöhnlichsten Tierfreundschaften
- arsEdition
- Erschienen: September 2020
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Originalausgabe erschienen unter dem Titel Niezwykte przyjaznie. W swiecie roslin i zwierzat; übersetzt von Thomas Weiler; Illustrationen Emilia Dziubak; Hardcover, 32 Seiten
ISBN: 9783845834146
Unterschiedliche Freundschaften im Tierreich
Einen guten Freund zu finden ist gar nicht so einfach. Auch für Tiere nicht, wie der Kater aus Das Faultier und die Motte schnell feststellen muss. Er muss zu einem passen, ähnliche Vorlieben und Interessen haben und die Freundschaft sollte möglichst auf einer Ebene sein. Es ist eher unpraktisch, wenn man sich selbst einen Freund wünscht, mit dem man Freude und Kummer teilen kann, der „Freund“ aber nur jemanden sucht, mit dem er ab und an mal ein Eis essen oder ins Kino gehen kann. Auch kann es schwierig für eine lange Freundschaft werden, wenn der eine nur Fußball im Kopf hat, der andere sich aber nur für Autos interessiert. Es ist also gar nicht so einfach, einen guten Freund zu finden. Auch im Tierreich gibt es viele Freunde, die ziemlich unterschiedliche Beziehungen führen. Ob da wohl ein passender Freund für den Kater dabei ist?
Wolf und Rabe oder Elch und Mistkäfer: Gegensätze ziehen sich an
Der Kater Homer ist frustriert. In seinem geliebten Zuhause, in dem er bisher der Herr über Kissen, Fressnapf und Katzenklo war, haben sich fremde Katzen eingenistet und lassen ihm keinen Platz mehr. Gekränkt beschließt er, das Haus sofort zu verlassen und sich ein neues Zuhause mit neuen Freunden zu suchen. Doch die Suche nach dem passenden Freund im Tierreich ist deutlich schwieriger, als er erwartet hat. Er sucht einen Freund auf „Augenhöhe“, was scheinbar gar nicht so einfach ist.
Eine Freundschaft wie Ameisen und Blattläuse oder Pistolenkrebs und Grundel kann er sich nicht vorstellen, denn einen Aufpasser, der ihn stets kontrolliert, möchte er nicht. Auch einen Freund „auf Gedeih und Verderben“, wie die Kuh und ihre Darmbakterien oder Algen und Pilze, die sich gegenseitig zum Überleben brauchen, ist nichts für ihn. Genauso wenig gefällt ihm die heimliche Freundschaft von Elch und Mistkäfer, bei der der eine gar nicht weiß, dass er dem anderen hilft oder die perfekte Freundschaft zwischen Hummel und Kleeblüte, wo der eine wie für den anderen geschaffen ist. Auch eine kollegiale Freundschaft, seinen Nachbarn, eine Liebesfreundschaft, einen Sonntagsfreund oder am allerschlimmsten einen falschen Freund möchte er unter keinen Umständen haben. Wie soll er sich da nur für einen Freund entscheiden? Zum Glück wird er plötzlich ganz müde und will nur noch nach Hause, wo ihn eine große Überraschung erwartet…
Anschauliches Sachwissen über Tierfreundschaften
Bei Freundschaften zwischen Tieren denkt man zunächst an artengleiche Freunde wie etwa innerhalb einer Herde. Dass es auch anders gehen kann, zeigt Emilia Dziubak anschaulich in ihrem Sachbilderbuch, indem sie die ungewöhnlichsten Tierfreundschaften thematisiert. Dabei geht sie vor allem auf die Art der Beziehung ein, bei der sie das Verhältnis zueinander näher betrachtet. Schnell wird deutlich, eine Beziehung auf Augenhöhe gibt es nur selten. Besonders schön ist die Einbettung in die Rahmengeschichte rund um den Kater Homer, der einen auf der Suche nach dem passenden Freund für sich durch die Geschichte führt. Er geht näher auf die Nachteile der jeweiligen Beziehung ein und kommentiert die unterschiedlichen Rollen. In einem Infokasten findet sich anschließend das Sachwissen zu den vier bis sieben vorgestellten Paaren einer jeden Doppelseite, in dem die Rolle des jeweiligen Freundes in der Freundschaft erklärt wird.
Das Buch richtet sich eigentlich an Kinder ab 3 Jahren, was insgesamt jedoch nicht stimmig ist, da die verschiedenen Freundschaftsarten in diesem Alter noch schwer zu unterscheiden sind. Am Ende des Buches findet sich außerdem eine Art „Psychotest“ ähnlich wie in Jugendzeitschriften mit dem Titel „Welcher Freundschaftstyp bist du?“, wo man sich selbst einschätzen soll und unter anderem die Frage gestellt wird, wie man reagiert, wenn einen der Lehrer im Unterricht wegen ständigem Reden vom besten Freund wegsetzt. Für dreijährige Kinder passt das nicht.
Anschauliche Bilder mit vielen Details
Die Bilder im Buch sind anschaulich und verdeutlichen die Beziehungen zwischen den Freundschaftspaaren gut. Bei der Kuh kann man beispielsweise im Bauch die Verdauungsbakterien betrachten oder die Hummel beim Nektarsuchen und gleichzeitigen Bestäuben der Kleeblüte beobachten. An verschiedenen Stellen auf den Bildern lässt sich der sympathische Kater Homer entdecken, was besonders jüngeren Kindern gefällt. Die Farben der Illustrationen wirken relativ düster durch die Hauptfarben braun und beige und viel dunkles Grün. Die Zeichnungen sind nah am Original, wobei die Tiere jedoch häufig menschliche Züge haben.
Fazit
Alles in allem ist Das Faultier und die Motte ein interessantes Sachbuch über Freundschaften im Tierreich, welches jedoch die ein oder andere Schwäche aufweist. Auch wenn es sich an Kinder ab drei Jahren richtet, eignet es sich eher für Kinder ab fünf, die schon ein wenig Erfahrung im Thema Freundschaft mitbringen. Die Illustrationen sind zwar anschaulich, wirken durch die Farbwahl jedoch sehr erdrückend. Auch der Psychotest am Ende wirkt etwas fehl am Platz und ist auch für fünfjährige Kinder noch unpassend. Schön ist die Einbettung in die Rahmengeschichte, wobei das Ende einige Fragen offen lässt.
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