Ergreifende Geschichte über Trauer, Angst und die wärmende Kraft von Vertrauen
Vor Hector haben alle Angst. Er klaut den Kleineren die Süßigkeiten und das Taschengeld, lässt des Öfteren seine Fäuste fliegen und verbringt wegen seinen Streichen mehr Nachmittage beim Nachsitzen als zu Hause. Von seinen beiden einzigen Freunden mehr angestachelt als unterstützt ist Hector in seiner Rolle als Schulrowdy und Tunichtgut eher gefangen, als dass er selbst oder die anderen noch etwas anderes als Ärger von ihm erwarten. Eines Tages legt er sich mit einem Obdachlosen im Park an. Dieser Streich geht selbst ihm zu weit und er muss über einige Hürden springen, um das wieder gut zu machen.
Ein Dieb, geheime Zeichen und falsche Verdächtigungen
Ein Dieb macht sich an den Londoner Sehenswürdigkeiten zu schaffen und hinterlässt mysteriöse gelbe Zeichen. Diese Zeichen sind eigentlich geheime Hinweise der Obdachlosen, die sie sich gegenseitig hinterlassen, um vor Gefahr zu warnen oder gute Schlafplätze zu markieren. Hector ist bei einem der Diebstähle zufällig anwesend und glaubt den Obdachlosen Thomas erkannt zu haben. Er setzt die Polizei auf dessen Fährte an, doch schon bald erkennt er, dass ihm ein Fehler unterlaufen ist. Mit Hilfe von Mei-Li, einer Klassenkameradin, die in der Obdachlosenküche hilft, lernt er Thomas‘ Freunde von der Straße kennen und mit ihnen auch die vielfältigen Gründe, die zu einem Leben auf der Straße führen können. Gemeinsam kommen sie einer Verschwörung auf die Spur und Hector erkennt, dass es schwer ist, aus gewohnten Pfaden auszubrechen, aber anderen zu helfen umso lohnenswerter ist.
Realitätsnah und erhellend
Eine Begegnung mit einem Obdachlosen hat die Autorin Onjali Q. Rauf zutiefst aufgewühlt und dazu geführt, dass sie begann, sich ehrenamtlich zu engagieren um Obdachlosen zu helfen. Durch dieses Engagement hat sie einen persönlichen Einblick in das Leben von Menschen, die auf der Straße wohnen. Ihre Beschreibungen sind einfühlsam und regen dazu an, eigene Vorurteile zu hinterfragen und den Menschen mit einem offeneren Blick zu begegnen.
Der Ich-Erzähler Hector hingegen ist zu Beginn ein Charakter, über den man gar nicht viel lesen möchte. Unfreundlich und böswillig geht er auf andere zu und erfreut sich am Leid, das er seinen Mitschülern zufügt. Nach und nach blickt man hinter seine Fassade. Er fühlt sich als mittleres von drei Geschwistern unverstanden und ungesehen und versucht seine eigene Verletztheit, die ihn immer mehr vereinsamen lässt, zu überspielen. Die Begegnungen mit Thomas und Mei-Li, deren Freundlichkeit und Kraft ihm stark und selbstsicher gegenüberstehen, bieten ihm die Gelegenheit sich zu ändern. Außerdem erkennt er den Einfluss, den seine Mobbingattacken auf andere haben können und beschließt, sich zu ändern.
Die Nachtbushelden ist ein vielschichtiger Roman, der berührt und verschiedene neue Perspektiven bietet. Mit Hector kommt ein Mobbender selbst zu Wort und zeigt dadurch auf, welche Kraft er aus seinen Aktionen schöpft und welch Teufelskreis sich bildet, aus dem man nur schwer wieder entrinnen kann.
Die verschiedenen Obdachlosen, deren Situationen hier geschildert werden, bilden eine große Bandbreite an Situationen ab, die dazu führen können, dass Menschen in diese Art von Leben unfreiwillig geraten. Verbunden werden die beiden Stränge der Geschichte durch einen wirklich erstaunlichen Krimi um die verschwundenen weltberühmten Gegenstände.
Fazit
Die Nachtbushelden ist ein sehr unterhaltendes und fesselndes Buch, welches unvergleichliche Einblicke in die Vielfältigkeit von Lebenssituationen gibt. Es zeigt, dass das eigene Handeln wesentliche Auswirkungen auf andere haben kann, und dass es nie zu spät ist, mit neuer Hoffnung in die Zukunft zu blicken.
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