Weihnachtspost für Ayshe

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonOkt 2005

Idee

Ayshe ist stellvertretend für viele ausländische Kinder, die Weihnachten ganz anders erleben, als Kinder, die christlichen Konfessionen angehören. Sympathisch bringen uns Ayshe und Herr Jakob die Sicht auf Weihnachten aus ihrer Perspektive nahe.

Bilder

Die Illustrationen vermitteln eine vorweihnachtliche Stimmung und sind in kräftigen, aber trotzdem sehr angenehmen Farben gehalten.

Text

einfache Sprache, kurze Sätze. Die überwiegenden Dialoge lassen die Geschichte sehr lebhaft wirken und bieten unmerklich eine andere Perspektive auf den Sinn des Weihnachtsfestes.

Das Kinderbuch ";Weihnachtspost für Ayshe"; bietet auf den ersten Blick eine alltägliche Geschichte mit freundlichen Bildern. Erst zum Ende erinnert uns dieses Buch an den ursprünglichen Gedanken des Weihnachtsfestes.

Das kleine Mädchen Ayshe ist traurig. Weihnachten kommt immer näher und alle ihre Freunde und Nachbarn bekommen Pakete und Geschenke. Nur Ayshe nicht. Ayshes Eltern kommen aus der Türkei, dort wird Weihnachten nicht gefeiert, denn Weihnachten ist ein christliches Fest und Ayshes Eltern sind Muslime.

Jeden Tag beobachtet Ayshe Herrn Jakob, den Postboten, wie er kleine Päckchen austeilt. Herr Jakob ist immer sehr nett zu Ayshe und er verspricht dem kleinen Mädchen, mal ein ernstes Wort mit dem Nikolaus zu reden, damit auch Ayshe zum Nikolaustag etwas bekommt.

Als aber auch am 6. Dezember kein Päckchen für Ayshe kommt, ist das Mädchen sehr enttäuscht. Herr Jakob sagt, er könne das auch nicht verstehen, wo doch der Nikolaus aus der Türkei komme. Ayshe wird neugierig und lässt sich von dem Postboten die Geschichte des Bischofs von Myra erzählen, der, Überlieferungen zufolge, dafür sorgte, dass junge, mittellose Frauen eine Mitgift erhielten und so heiraten konnten.

Nun hofft Ayshe, dass vielleicht, wenn schon nicht der Nikolaus, zumindest der Weihnachtsmann eine Ausnahme macht und ihr ein Geschenk zukommen lässt, obwohl sie Muslime ist. Herr Jakob bedauert das kleine Mädchen, das so sehr auf ein Geschenk hofft und er überlegt, wie er helfen kann. Durch Zufall erfährt der Postbote, dass die Familie von Ayshe keinen Schlitten besitzt und ihm kommt die Idee, für Ayshe die Rolle des Weihnachtsmannes zu übernehmen. Er erzählt dem Mädchen, der Weihnachtsmann ließe sie grüßen und habe sich ihre Adresse notiert.

Am Weihnachtstag schließlich wartet Ayshe gespannt, ob der Weihnachtsmann wirklich an sie gedacht hat. Und als sie Herrn Jakob rufen hört, dass er ";Weihnachtspost für Ayshe"; habe, ist die Aufregung groß. Unter der Treppe versteckt, findet das Mädchen schließlich einen Schlitten mit dem Vermerk: ";Für Ayshe vom Weihnachtsmann";. Dankbar und glücklich drückt Ayshe Herrn Jakob nach den Feiertagen einen Brief in die Hand, in dem sie sich bei dem Weihnachtsmann bedankt. Zwar weiß sie die Adresse nicht, aber Herr Jakob meint, dass er den Brief schon zustellen könne, das sei schließlich sein Beruf.

Weihnachten geschieht jedes Jahr, auch für unsere ausländischen Mitbürger. Ayshe ist ein Kind wie es viele in den Kindergärten gibt. Als Muslime feiert sie mit ihrer Familie weder Nikolaus noch Weihnachten, bekommt aber doch mit, was diese Feste für Christen bedeuten. In den Städten herrscht Festtagsstimmung, alle Kinder freuen sich auf die frohen Tage - nur sie soll nicht bedacht werden? Keine leichte Situation für Kinder im Kindergartenalter.

Das Bilderbuch aus dem KerleVerlag erklärt, was Weihnachten bedeutet, erinnert uns doch Herr Jakob, der Postbote, an den eigentlichen Gedanken dieses Festes, ohne aber dessen wahre Herkunft genauer zu erläutern. Unabhängig von Glauben und Religion und ungeachtet der Tatsache, dass ein Geschenk für ihn eine finanzielle Belastung ist, zeigt er uns, dass der Grundgedanke an Weihnachten der sein sollte, anderen Menschen eine Freude zu bereiten.

Sehr schön bringt die Autorin die Legende des heiligen Nikolaus von Myra in die Handlung ein, die viele Kinder vermutlich gar nicht kennen. Jedoch wird es in diesem Zusammenhang den ein oder anderen Leser sicherlich stören, dass in diesem Kinderbuch die Rede vom Nikolaus (am 6. Dezember) und vom Weihnachtsmann (24. Dezember) ist. Wenn schon die christliche Geschichte des heiligen Nikolaus eingebracht wird, sollte man statt vom Weihnachtsmann, den es in dem ursprünglichen christlichen Glauben nicht gibt, wohl besser auch vom Christkind sprechen.

Ursel Scheffler richtet sich durch Sprache und Wortwahl direkt an die Kindergartenkinder und wird sie mit diesem Buch auch erreichen. Die Dialoge zwischen Ayshe und Herrn Jakob geben die gegenseitige Sympathie der Hauptfiguren wieder und die wenigen Erzähl- Passagen liefern den nötigen Hintergrund.

Die Illustrationen von Eva Spanjardt sind in sehr kräftigen Farben gehalten und vermitteln dem Betrachter die vorweihnachtliche Stimmung.

Fazit:

Eine etwas andere Geschichte für die Weihnachtszeit, die uns mit sympathischen Hauptfiguren und stimmungsvollen Bildern die Sicht auf die Feiertage aus einer anderen Perspektive nahe bringt. In diesem Zusammenhang wäre aber auch ein wenig mehr Aufklärung um die wahren Hintergründe des Weihnachtsfestes wünschenswert gewesen.

Simone Brinkschulte

Weihnachtspost für Ayshe

Ursel Scheffler, Kerle bei Herder

Weihnachtspost für Ayshe

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