Wer hat wohl die Zeit erfunden?
Die Maus hat einen großen Plan: Sie will zum Käsefest nach Bern in die Schweiz, um es sich mit all den leckeren und unbekannten Sorten einmal so richtig gutgehen zu lassen. Penibel plant sie die Reise und fiebert dem Tag entgegen, an dem sie sich in den Zug setzt und in die Schweiz fährt. Doch als sie dort ankommt, werden in der Messehalle alle Kartons eingepackt: Sie ist zu spät gekommen – genau einen Tag! Eine Maus mit vollgefuttertem Bauch rät ihr, doch einfach die Zeit zurückzudrehen. Und die Maus macht sich daran, genau das zu versuchen.
Sie versucht, einen Wecker zurückzudrehen, stellt aber fest, dass es noch andere Uhren gibt, Taschenuhren, Digitaluhren, Standuhren, Küchenuhren, doch auch als sie alle Uhren im Haus zurückgestellt hat, hat sie damit nicht die Zeit zurückgedreht. Auch als sie die größte Uhr der Stadt, die Kirchturmuhr, angehalten hat, bewegen sich die Menschen ganz normal weiter.
In einem Uhrengeschäft findet sie in einem Mauseloch eine alte weiße Maus, die eine Uhrmachermaus ist, die der kleinen Maus erklärt, was Zeit ist. Die alte Maus erzählt ihm von Albert Einstein, der einst im Patentamt von Bern gearbeitet hat und dem dort seine Relativitätstheorie eingefallen ist, die das Denken der Menschen über Raum und Zeit verändert hat. Die Maus klettert auf den Dachboden des Patentamts und findet die alten Bücher Einsteins. Daraufhin fängt sie an zu rechnen und baut sich mit einem alten Wecker als Gehäuse ein Zeitmaschine, mit der sie in die Vergangenheit zurückreisen will...
Ein komplexes Thema gut erklärt
Torben Kuhlmann, der preisgekrönte Autor des Maus-Buchs Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus legt mit Einstein – Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit nach den weiteren Abenteuern Armstrong und Edison bereits das vierte Buch vor, das mit aufwändigen Bildern und einer schönen Geschichte den Kindern die großen Erfindungen der Menschheit erklärt. Dabei hat er mit Albert Einstein und dem Thema „Raum und Zeit“ kein einfaches Metier gewählt. Doch er wählt einen kind- und mausgerechten Zugang zum Thema und damit gelingt ihm ein spannender und lehrreicher Ausflug für Klein und Groß.
Man muss dem Autor ein großes Kompliment aussprechen, denn wie bei den Vorgängern hat er sowohl den leicht verständlichen Text als auch die aufwändigen zahlreichen Illustrationen selbst gefertigt. Man merkt auf jeder Seite, wieviel Arbeit und Herzblut dahinter steckt, und so wird es eine Geschichte aus einem Guss, Text und Bilder passen optimal zueinander. Dabei wird nicht einfach der Text illustriert oder die Bilder beschrieben, sondern ergänzen sich die beiden Elemente. Große, zum Teil doppelseitige Bilder laden ein, zusammen mit Kindern die Geschichte weiterzuerzählen, bis man auf der folgenden Seite sieht, wie es weitergeht. Hier bringt der Autor die ganze Familie zusammen, eine spannende Geschichte selbst zu erzählen und zu entdecken.
Fotorealistische Zeichnungen
Kuhlmanns Zeichnungen sind nostalgisch und realistisch gehalten, fast wie Fotografien gestaltet und daher von hoher Qualität, der Text ist nicht besserwisserisch formuliert, sondern nimmt seine Leserschaft ernst und versucht, komplexe Dinge kindgerecht darzustellen, ohne zu flach zu werden. Das gelingt dem Autor hervorragend.
Obwohl Kuhlmann mit der Zeit ein kompliziertes Thema gewählt hat, gelingt ihm die Erklärung trotzdem und man hat am Ende das Gefühl, etwas gelernt zu haben. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, zum einen heute, zum anderen 1905 in Bern, wo die Maus tatsächlich Albert Einstein sieht und ihm zunächst anonym ein paar Rätselfragen stellt, die ihm helfen sollen, mit seiner Zeitmaschine wieder zurück in die heutige Zeit und vielleicht sogar rechtzeitig zum Käsefest zu kommen. So beginnt auch Einstein, den seine Arbeit im Patentamt langweilt, über Raum und Zeit nachzudenken und entwickelt so seine Theorie, die ihn später weltberühmt machen sollte. Ist die Zeitreise der Maus also verantwortlich dafür, dass sich Einstein so viel Mühe gegeben hat und über die Zeit und Zeitreisen nachzudenken? Das werden wir wohl nie erfahren.
Das Buch bringt die ganze Familie zusammen
Im Anhang des Buches präsentiert Kuhlmann ein kurzes Porträt Einsteins und versucht, seine Relativitätstheorie einfach zu erklären, mit Zeitreisen, Zeitdehnung, Gedankenexperimenten, wie eine Maus sie mit der Hilfe von Uhren und Käse erklären könnte. Die Innenseiten des Buchcovers sind mit technischen Zeichnungen von Uhren und der Zeitmaschine illustriert, fantasievoll die Maus integriert und so der Bau der Zeitmaschine nachempfunden. So macht Wissenschaft Spaß, Kindern und auch Erwachsenen.
Fazit
Der NordSüd-Verlag hat mit der Buchreihe von Torben Kuhlmann einen absoluten Glücksgriff getan. Im bereits vierten Band seiner Reihe mit Porträts von Erfindern mit einer Maus schafft er es, trotz des komplizierten Themas, wieder Kinder und Erwachsene zusammenzubringen und gemeinsam auf Forschungsreise zu schicken. Nach dem etwas schwächeren Edison findet Kuhlmann wieder in die gewohnte Spur zurück. Absolut lesenswert und eine unbedingte Empfehlung.
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