Harry Potter und der Halbblutprinz

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Kinderbuch Couch
92%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonOkt 2005

Idee

Spannend und ereignisreich bis zum Schluss, mit absolut überzeugenden Charakteren. Gekonnt spinnt Joanne K. Rowling ihre Geschichte weiter - bis zum großen „Showdown“ - ein Feuerwerk an Fantasie und Einfallsreichtum.

Text

Sehr stimmungsvoll und dicht erzählt. Gewürzt mit der unverkennbaren Note Humor, ist es einfach wunderbar zu lesen und noch dazu atemberaubend spannend. Nicht nur Harry, auch die Autorin scheint mit den einzelnen Titeln zu „wachsen".

Ausgezeichnet mit Kinderbuch-Couch-Star*. Für die meisten ist die altbekannte Leere sicherlich bereits eingetreten, die uns jedes Mal überfällt, wenn wir mit den letzten Zeilen des neuen ";Harry Potters"; jäh aus der so lieb gewonnenen Welt der Magie hinausbefördert werden. Traurig fragen wir uns, wie wir die kommenden Jahre ganz ohne ";Hogwarts"; überstehen mögen. Aber dieses Mal kommt es für die eingefleischten ";Potter-";Fans noch schlimmer. Nicht genug, dass wir alle wissen, dass nur noch ein Buch fehlt, bis wir uns endgültig von Harry und von seinen Freunden, Ron und Hermine, verabschieden müssen; wir müssen uns dieses Mal sogar fragen, ob wir Hogwarts je wiedersehen werden, jetzt, da Harry entschlossen ist, seinem Schicksal mit allen Konsequenzen entgegenzutreten und den unvermeidlich letzten Kampf gegen Voldemort zu wagen ...

Mit allerlei spannenden und unterhaltsamen Nebenschauplätzen gleicht der sechste und vorletzte Teil der Harry-Potter-Romane mehr denn je einem nervenaufreibenden Krimi. Harry als ";Ermittler"; in eigener Sache begibt sich, trotz aller Skepsis seiner Freunde, auf die Spur von Draco Malfoy, denn der, so weiß Harry ganz sicher, führt jetzt, da sein Vater als ";Todesser"; in Askaban gefangengehalten wird, nichts gutes im Schilde. Und richtig: Denn wir Leser wissen, dass Malfoy vom Dunklen Lord, dessen Name in Zaubererkreisen gemeinhin nicht gesagt werden darf, einen lebensbedrohlichen Auftrag erhalten hat. In diesem Zusammenhang erfahren wir auch, dass Severus Snape, der Hauslehrer der Slytherin und vormaliger Lehrer für Zaubertränke, als Doppelagent tätig ist. Mit einem verräterischen Schwur den er Malfoys Mutter leistet, ihren Sohn zu beschützen und wenn es sein muss, seine Mission, ";ihn"; zu töten, selbst zu beenden, bewegt er sich eindeutig auf die dunkle Seite zu.

Bis zum Schluss bleibt er aber auch für uns undurchsichtig - wir wissen nicht, für wessen Seite sein Herz wirklich schlägt und welche der beiden Seiten er so gekonnt zu täuschen vermag. Aber Harry ahnt, dass Snape von Dingen weiss, die allen großen Schaden zufügen können. Trotz aller Beobachtungen und Indizien, die Harry liefert, hält Dumbledore an dem Glauben, dass Snape auf seiner Seite ist, fest.

Die zweite Fährte, die Harry verfolgt, ist die Lebensgeschichte seines ärgsten Feindes: Lord Voldemort, oder dessen Namen nicht... (Sie wissen schon). Wenn man sich im Krieg befindet, so ist es eine weise Taktik, alles über seinen Feind zu erfahren, um seine Schritte berechnen zu können, um ihn an seiner schwächsten Stelle treffen zu können. Und Harrys Welt befindet sich mittlerweile mitten im Krieg: Menschen werden getötet oder verschwinden einfach. Die magische Welt lebt wieder in Angst und Schrecken. Den schwächsten Punkt ihres Feindes können Dumbledore und Harry mit der Erinnerung des neuen Lehrers für Zaubertränke zu Tage fördern, der sie aus Angst vor dem dunklen Lord zunächst nicht preisgeben will. Es sind die ";Horkruxe"; des Lord Voldemort, in denen er Teile seiner Seele aufbewahrt, um so "Unsterblichkeit" zu erlangen. Dies ist auch der Grund, warum Voldemort zurückkehren konnte, obwohl er sich doch bei dem Angriff auf Harry einst selbst vernichtet hatte.

Als Harry und Dumbledore sich schließlich auf die gefährliche Mission begeben, einen von Voldemorts Horkruxe zu vernichten, kehrt Dumbledore sehr geschwächt zur Schule zurück. Harry hatte bereits geahnt, dass etwas böses im Gange war und hatte den Schulleiter Dumbledore gewarnt. Der wollte aber Harrys Informationen über Draco Malfoys Treiben nicht die entsprechende Bedeutung beimessen. Nun müssen sie über dem Astronomieturm das ";Dunkle Mal";, ein unheilvolles Zeichen der Gefolgsleute Voldemorts, entdecken. Aber es ist eine Falle. Während die Todesser unten im Schloss die Lehrer und Schüler in Schach halten, steht Draco Malfoy Dumbledore, der sich kaum noch auf den Beinen halten kann, gegenüber. Sein Auftrag ist es, Dumbledore zu töten. Seines Zauberstabes beraubt, bleibt Dumbledore nur, an Dracos Verstand zu appellieren. Doch schließlich ist es Snape, der uns alle in schieres Entsetzen stürzt...

Sehr geschickt gelingt es Joanne K. Rowling bereits mit diesem Buch, Harry auch in unseren Köpfen zu einem souveränen jungen Mann reifen zu lassen, der sich auch von dem neuen Zaubereiminister nicht einschüchtern lässt. Nicht länger sehen wir den schlaksigen Jungen mit Strubbelhaar vor uns, sondern einen hoch gewachsenen jungen Mann, ausgestattet mit einer brillanten Intelligenz und enormer Scharfsichtigkeit. So erleben wir Harry Potter nun verwegen und selbstbewusst auf eigener Mission. Harry ist zu einer echten Persönlichkeit gereift, die uns imponiert. Und nicht nur uns, denn auch in Hogwarts wird er bewundert wie noch nie, besonders vom weiblichen Geschlecht. Das ihm aber, ganz Harry-typisch, eher lästig als schmeichelnd ist.

Trotz des schulischen Leistungsdrucks, den die drei Freunde im sechsten Jahr auf Hogwarts erfahren müssen, bleibt ihnen aber noch genug Zeit, allerlei Nachforschungen anzustellen und Rowling beschreibt uns das Leben an der berühmten Schule für Magie so lebhaft und vielseitig, dass sich echte Fans wieder einmal ganz und gar in dieser Welt verlieren können. Manches mag man als ";Beiwerk"; betrachten, aber für die dichte Atmosphäre, die die Autorin mit jedem Buch mehr zu erschaffen vermag, ist dies von großer Bedeutung.

Dabei kommt die Situationskomik, die gegenseitigen ";Frotzeleien"; der Freunde in diesem Buch besonders gut zur Geltung, da wir unsere Helden und ihre Geschichte schon sehr gut kennen. Für diese Kontinuität hat die Autorin stetig, mit viel Fantasie und Fingerspitzengefühl gesorgt. Wieder einmal müssen wir ihren Einfallsreichtum bewundern: Sowohl bei der Interaktion der verschiedenen Darsteller untereinander als auch bei der Erschaffung der magischen Welt, der sie ihre eigenen logischen Naturgesetze verleiht, spinnt sie ein zunehmend komplexes Geflecht, das diese Welt so wirklich, so greifbar erscheinen lässt.

Denn neben der geschickten Herausarbeitung von Harrys neuem Profil, fällt auch auf, dass nicht nur Harry und seine Welt wesentlich komplexer geworden sind, auch die Sprache von Joanne K. Rowling hat an Reife hinzugewonnen. Wunderbar beschreibt sie die Stimmungen ihrer dargestellten Szenen. Nur so konnte das Ende derartig spannend geraten, dass man das Buch einfach nicht mehr zur Seite legen kann. Beinahe atemlos verfolgt man die Geschehnisse, beinahe ungläubig, aber stets in der Hoffung, dass sich doch alles noch zum Guten wenden würde. Aber leider sind wir dieses Mal enttäuscht worden. Vielleicht hat ihr dieses "Opfer" auch wehgetan oder hat sie vielleicht ja noch einen ";Trumpf"; im Ärmel von dem wir noch nichts ahnen?

Es ist kein Wunder, dass Kinder Harry Potter so lieben, sind er und die anderen Helden -trotz Zauberkraft- mit Schwächen ausgestattet, die sie selbst nur zu gut kennen. Vieles dürfen Kinder und Jugendliche hier nachempfinden - und können dies auch - aufgrund von Rowlings so einzigartig dichtem Erzählstil, der uns so unversehens in die ganz eigene Welt von Hogwarts entführt. Dabei gelingt es ihr mit dem für sie so typischen Humor, trotz so manch dunkler Begebenheit, Wärme und Licht zu verbreiten. Denn auch Trauer und Wut treten hier deutlich zu Tage, aber nicht überstrapaziert oder sentimental umgesetzt.

Harry will den begonnenen Weg fortsetzen und Voldemorts Horkruxe zerstören, um dann, zu guter Letzt, auch Voldemort selbst für alle Zeit zu vernichten. Harry wird demnach vor seiner Zeit die Schule verlassen müssen und damit auch den einzigen Ort, an dem er sich je wirklich zu Hause gefühlt hat.

Es scheint ganz so, als wolle Joanne K. Rowling uns auf den endgültigen Abschied von dieser wunderbaren Welt vorbereiten. So sehr hätten wir uns gewünscht, gemeinsam mit Harry und seinen Freunden ihren Abschluss zu erleben, Abschied zu nehmen in dem Wissen, dass das Gute in Hogwarts bleibt. Aber böse Vorahnungen überschatten unsere Erwartungen an den siebten und letzten Teil, der scheinbar ganz dem Kampf und der, verständlicherweise, verbissenen Wut Harrys geprägt sein wird. So bleibt uns nur, zu hoffen, dass Joanne K. Rowling die Verluste gering halten wird und gespannt weitere Jahre zu warten, um zu erfahren, dass doch irgendwie alles noch gut wird.

Der sechste Band ist übrigens der erste der Potter-Reihe, der in sich nicht abgeschlossen ist. Das wird Joanne K. Rowling gerne zum Vorwurf gemacht und gar als Kritikpunkt angemerkt. In meinen Augen ist es ihr gutes Recht kurz vor dem absoluten Finale einen würdigen Cliffhanger zu schaffen, wie ein Schachmeister die Figuren in Position zu stellen, den Gegner - Entschuldigung - den Leser im Ungewissen zu lassen, nur noch für ein kleines Weilchen (für uns leider Jahre), wohl wissend die richtige Strategie gespielt zu haben... und ist Harry Potter nicht schon von Anfang an einem ganz eigenen Regelwerk gefolgt? So mag Rowling selber diesen Moment auskosten, uns mehr denn je auf die Folter spannen zu können, uns zurück blicken und in die Zukunft spekulieren zu lassen. Es sei ihr gegönnt. Denn bald wird auch sie Hogwarts den Rücken kehren und Harry Potter alleine weiterziehen lassen müssen. Dann wird es vorbei sein - für immer. Das Harry Potter Fieber ist nicht nur ungebrochen, es ist noch gestiegen, wie die Rekordauflagen beweisen. Das hat schon vor langer Zeit eigentlich niemand mehr für möglich gehalten...

Fazit:

Ein durch und durch gelungenes sechstes Buch von Joanne K. Rowling. Unglaublich spannend und lebendig erleben wir den vorletzten Teil, der die Spannung auf den siebten und letzten Teil wirklich bis zum Äußersten hochpeitscht. Denn mit dem ";Halbblutprinzen"; werden wir in erster Linie auf den großen ";Showdown"; vorbereitet, der alles andere als eine bekannte ";Harry-Potter-Geschichte"; erwarten lässt. ";Harry Potter und der Halbblutprinz"; ist ein Buch, das man geradezu in rasender Geschwindigkeit verschlingt. Und das schlimmste daran ist: Man kann nicht anders, obwohl man doch genau weiss, dass dann die ";harrypotterlose"; Zeit umso länger wird...

Stefanie Eckmann-Schmechta

Harry Potter und der Halbblutprinz

J. K. Rowling, Carlsen

Harry Potter und der Halbblutprinz

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