Ein Pinguin, der die Farbe seines Federkleides ändern kann? Verständlich, dass es nicht lange dauert, bis die Werbeindustrie großes Interesse zeigt. Peng, der Pinguin, erlebt schon bald den ruhmreichen Aufstieg zum Werbestar. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille und gemeinsam mit Robert und seiner Mutter muss er sich bald der Realität stellen - und die ist weit weniger farbenprächtig.
Peng, der kleine Humboldtpinguin, ist der Außenseiter im Vogelpark. Als einziger seiner Art muss er sich den zahlreichen Kaiserpinguinen in seinem Gehege unterordnen. Eines Tages wirft ein Kind mit einem Stein nach ihm, worauf sich das Gefieder von Peng für einen kurzen Augenblick verfärbt. Der elfjährige Robert, der zur gleichen Zeit mit seiner Mutter im Vogelpark weilt, entdeckt das Geheimnis - und noch mehr - er kann sogar mit Peng kommunizieren.
Als Robert , wieder zu Hause, seiner Mutter Anne von den Beobachtungen berichtet, ist sie mehr als skeptisch und nur widerwillig lässt sie sich zu einem erneuten Besuch im Vogelpark überreden. Doch Sie staunt nicht schlecht, als Sie erkennen muss, dass Robert die Wahrheit gesagt hat. Roberts Mutter war zuvor in einer Werbeagentur tätig und wurde dort aber gefeuert. Jetzt ist sie arbeitslos und wittert eine Chance. Schnell lässt Sie ihre Kontakte spielen und telefoniert mit ihrem Ex-Chef. Denn ein Pinguin, dessen Gefieder sich je nach Stimmung verfärbt, dürfte einen sicheren Platz in der Werbebranche haben und seine Mutter einen bezahlten Job. Ihr Chef stimmt einem Treffen zu und auch Peng ist mit den Plänen einverstanden. Schon in der folgenden Nacht befreien Robert und sein Mutter Peng aus dem Gehege.
Mister Glitz, der Ex-Chef von Anne, ist von der Gabe des kleinen Pinguins begeistert. Wenngleich man sich sofort fragen mag, wieso Anne Ihrem Ex-Chef überhaupt noch Vertrauen schenkt, sind sich schließlich alle einig, unterschreiben einen Vertrag und der Deal ist perfekt. Peng soll für Fischstäbchen werben und Anne darf das Projekt betreuen.
Schnell steht auch schon der erste Drehtermin für Werbespots. Doch unter dem immensen Druck bei den Dreharbeiten gelingt Peng sein Farbenspiel auf Abruf nicht und Mister Glitz offenbart seine harte und gemeine Seite. Trotz oder dank dramatischer Wendungen gelingen die Werbespots und sind darüber hinaus unglaublich erfolgreich. Die Fischstäbchen sind ein Verkaufsschlager und Peng wird in kürzester Zeit ein Werbestar - doch Mister Glitz´s Pläne sind noch lange nicht am Ende.
Peng wird der ganz Rummel schließlich zu viel und auch Robert ist trotz aller Annehmlichkeiten nicht mehr glücklich über das ";Star-sein"; seines tierischen Freundes. Sie möchten aussteigen. Doch da ist leider noch der Vertrag und so müssen sich Peng, Anne und Robert etwas einfallen lassen...
An Tempo mangelt es der Geschichte vor allem bis zur guten Hälfte des Buches wahrlich nicht. Nach allem anfänglichen Trubel um die Entdeckung des emotionalen Farbspiels und der anschließenden Befreiung von Peng, möchte man unbedingt wissen, wie sich der kleine Pinguin nun in seiner neuen Rolle als Werbefigur schlägt. Mit frechen Dialogen und einer ordentlichen Portion Situationskomik kommt auch der Humor nicht zu kurz. Doch als schon kurz nach Beginn der ersten Dreharbeiten der Druck auf Peng wächst, verliert auch Ziegler etwas die klare Linie. In kurzer Zeit entsteht eine etwas unruhige Aneinanderreihung thematischer Sequenzen: der erzürnte und gewissenlose Boss, die daraus resultierend ";Inhaftierung"; von Peng, die unmittelbar folgende Befreiung, der steile Weg zum Ruhm und der schnelle Fall auf den Boden der Realität. Eine harmonische Mixtur aus Humor und Spannung will nicht so recht gelingen und so entsteht der Eindruck einer schnellen Überbrückung zum Showdown, wo Peng, Robert und Anne beschließen, aus dem Werbegeschäft auszusteigen. Und den entwickelt Ziegler mit
rasanten Szenenwechseln wieder äußerst spannend, zwischen einem Fernsehstudio, wo sich Peng und Robert in einer Talkshow in Schweigen hüllen und dem Büro von Mister Glitz, wo Anne auf der Suche nach dem besagten Vertrag ist.
Etwas unverständlich ist der Gebrauch ";pubertärer"; Kraftausdrücke in Zieglers Sprache. Da lesen wir an mancher Stelle ";Ärsche"; und ";Scheiße";, teilweise versteckt unter dem Mantel von Pinguinlauten. Doch weder zu Peng noch zu Robert passt diese Wortwahl. Die ansonsten recht spärlich entwickelten Charaktere liefern gar keinen Boden oder Halt für etwaige verbale Ausrutscher und so wirken sie doch wenig authentisch, stark aufgesetzt und etwas stark mit der jugendlichen und erwachsenen Zielgruppe liebäugelnd.
Die freundschaftlichen Bande zwischen Peng und Robert werden eher lose geknüpft, die Dialoge dienen dem zügigen Voranschreiten der Erzählung und weniger der Ausstaffierung und Intensivierung der Charaktere, wo doch Peng´s Vergangenheit und die Sehnsucht nach seinen Eltern interessanten Stoff geboten hätte. Und so geht der rührende und im wahrsten Sinne farbenprächtige Plot, der Peng´s Herkunft noch einmal aufgreift, schlicht unter.
Durchaus gelungen ist das familiäre ";Teamwork"; von Robert und seiner Mutter Anne, die schließlich erkennen muss, dass Ihre Entscheidung sich auf den Werbevertrag einzulassen sehr leichtgläubig war und sie damit weniger wünschenswerte Wendungen in ihrem Familienleben herbeigeführt hat. Nur gut, dass ihr die Wiedergutmachung gelingt und sie eine neue und bessere Chance erhält. Und Peng? Der Pinguin muss sich noch einmal behaupten, bei den Kaiserpinguinen im Vogelpark, wo er schließlich wieder untergebracht wird, doch jetzt unter ganz anderen und für ihn besseren Vorzeichen.
Zur Werbebranche gibt es übrigens einen realen Bezug in Helmut Ziegler´s Leben. Er absolvierte ein Praktikum in einer großen deutschen Werbeagentur. Wenngleich er ein etwas typisches und oft benutztes Bild der Branche entwirft, mag dort auch ein kritischer Unterton herauszulesen sein.
Isabel Kreitz, 1997 auf dem Comic-Festival in Hamburg mit dem Deutschen Comic-Preis geehrt, illustriert die Geschichte stilistisch sehr passend. In ihren Bildern wird nur Peng farbig hervorgehoben, während die gesamte Szene in s/w-Töne getaucht ist und so wirkungsvoll unseren ";Star"; in Szene setzt.
Fazit:
Ein Buch wie ein kurzer Werbefilm. Unterhaltsam, witzig, aufregend, frech, bunt, rasant - aber manchmal eben zu rasant, zwar wirkungsvoll, aber in seinen Bestandteilen zu wenig austariert. Und so bleibt ein sehr oberflächlicher Eindruck von ";Peng, der Pinguin"; zurück, der vor allem in dem sehr zügigen Aufbau begründet liegt, der den Charakteren und der Geschichte nicht genügend Zeit und Raum lässt sich zu entfalten und Farbe anzunehmen. Aber wie heißt es doch manchmal so schön: Auch Werbung kann Spaß machen!
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