Streitereien und sehr anstrengende Wesen
Bens und Gustavs Väter sind gute Freunde, weshalb sich Ben plötzlich als Übernachtungsgast bei Gustav wiederfindet, als seine Eltern verreisen. Die beiden Jungs jedoch sind viel zu unterschiedlich, um sich auch nur ansatzweise zu mögen. Gustav ist impulsiv und sportlich und Ben eher bedacht und ein Tüftler.
Auf der Fahrt zu Gustavs Haus fährt das Auto der Eltern ein kleines Wesen an. Gustav rettet das kleine Tier, welches einer großen Maus ähnelt, und nimmt es mit nach Hause, um es dort gesund zu pflegen. Es bleibt jedoch nicht das einzige Wesen, welches sich in ihr Kinderzimmer einschleicht. Zusammen erleben die beiden Jungs die nächsten Tage einige Abenteuer, die ihre Zusammenarbeit erfordert und wo sich ihre Unterschiedlichkeit als Gewinn und gute Ergänzung entpuppt.
Gegensätze ergänzen sich hervorragend
Gustav hasst es, sein Zimmer mit Ben teilen zu müssen, denn der ist ein Langweiler und auch sonst recht blöd. Die beiden Jungs lassen es sich gegenseitig spüren, wie unangenehm ihnen die Situation ist. Das Einzige, was die Beiden davon abhält ständig zu kämpfen und zu streiten, ist die verletzte Maus, die versorgt werden muss.
Plötzlich taucht noch ein Wesen auf, das unfreundlich, wenig nachsichtig und sehr im Stress ist. Dieses Fabel braucht die Maus, um eine wichtige, äußerst geheime Mission auszuführen. Nur mit den größten Überredungskünsten kann das Fabel zum Bleiben überredet werden, denn die Maus muss sich noch von ihrer Verletzung erholen. Das Fabel zu beherbergen ist für die Jungs keine Freude und sehr nervenaufreibend, ist sie doch zerstörerisch und nicht sehr leise, was natürlich zu allerlei brenzligen Situationen mit Gustavs Eltern führt. Die beiden versprechen der Fabel, die Maus und sie zum Unfallort zurückzubringen, damit sie ihre Mission vollbringen können.
Geschichte mit vielen Denkanstößen
Lorenz Pauli, ein sehr beliebter Bilderbuchautor, hat mit Der beste Notfall der Welt sein erstes Kinderbuch veröffentlicht. Ben und Gustavs Beziehung und ihr Verhalten zueinander ist anfangs sehr von Abweisung und gegenseitiger Ablehnung geprägt. Durch die Geschichte hindurch fallen den Jungs am jeweils anderen Eigenschaften auf, denen sie anfangs abwertend gegenüberstanden, doch die plötzlich von Nutzen sind: Gustavs Sportlichkeit und Kletterkünste helfen ihnen aus mancher Bredouille und seine impulsive Art sorgt für einige Lacher. Ben hingegen punktet mit durchdachten Plänen, Mut und Durchhaltevermögen. Beide lernen voneinander und arbeiten letztendlich wunderbar zusammen.
Die Probleme von Gustav und Ben werden viele Kinder auch aus ihrem eigenen Leben kennen. Durch innere Monologe wird gezeigt, dass es manchmal schwerfällt, über den eigenen Schatten zu springen, auch wenn man weiß, dass man selbst falsch liegt. Der Autor möchte ganz klar dazu anregen, über sich und sein Verhalten nachzudenken und Verhaltensweisen in Frage zu stellen.
Neben diesem sehr realen Hintergrund bringen das Fabel und die Flauschmaus ein wunderbar fantastisches Element in die Geschichte. Ihr Hintergrund bleibt den größten Teil der Geschichte nebulös. Das Fabel erinnert mich sehr an Pumuckl, mit seiner teils sehr garstigen Art und der sehr versteckten Liebenswürdigkeit, stellt damit aber einen sehr ungewöhnlichen und spannenden Charakter dar.
Die vielen kleineren und teils ganzseitigen Illustrationen von Adam Vogt sind sehr schön und detailliert, lockern den Text wunderbar auf und geben einen wunderbaren Einblick in Bens und Gustavs Abenteuer.
Fazit
Der beste Notfall der Welt ist ein Kinderbuch über Vielfalt und den Wert von Zusammenarbeit und Freundschaft. Unterschiedliches Können und Charaktereigenschaften sind sicherlich schwierige Voraussetzungen, jedoch nur zusammen kann am Ende der Geschichte eine Menge Glück verteilt werden.
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