Das verhexte Amulett
- Ravensburger
- Erschienen: Oktober 2005
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Ein verhextes Amulett stellt die Welt von Julia auf den Kopf: von einem Augenblick auf den anderen wird durch dieses Amulett aus dem schüchternen, unscheinbaren Mädchen ein von allen Jungen heiß begehrtes Objekt. Wie also stellt man es an, sich dieses verfluchten Amuletts, das sich auch noch durch einen Zauber nicht mehr vom Hals abnehmen lässt, möglichst schnell wieder zu entledigen? Mit Hilfe einiger Götter des Olymps ist dies möglich und natürlich mit Liebe...
Julia wohnt in Venushofen, deren Namensgeberin die griechische Göttin der Liebe und Schönheit, Aphrodite ist (römische Name: Venus). Was liegt da näher, als einen Abstecher ins antike Sagengut zu machen und die griechischen Götter auf die Erde zurückkehren zu lassen, um für viel Tumult zu sorgen? Aber dazu später.
Julias Vater, der an der Universität Literaturwissenschaften lehrt, organisiert alljährlich zum Valentinstag einen Gedichtwettbewerb - natürlich zum Thema Liebe. Und darum dreht sich auch das ganze Abenteuer, das Julia erlebt. Durch einen Zufall führt sie der Weg in einen seltsamen Zauberladen, in dem sie auf eine Frau namens Eris stößt. Diese schenkt ihr ein Amulett, das über einen starken Zauber verfügt: Diejenige Person, die es um den Hals trägt, hat eine ungeheuere Anziehungskraft auf andere Menschen. Wie sich später herausstellt, soll das Amulett der schönen Helena von Troja gehört haben, der alle Männer zu Füßen lagen. Diese mysteriöse Anziehungskraft des Amuletts bekommt Julia zu spüren, als sie es sich um den Hals legt: alle Jungen der Schule liegen ihr förmlich zu Füßen und verfolgen sie, von Liebe getrieben.
Verzweifelt versucht Julia, das lästige Amulett wieder loszuwerden, unterstützt durch ihre kleinen Geschwister Byron und Clara sowie zwei sprechende Ratten aus dem Zauberladen. Doch bis ihr das gelingt, hat sie einige Abenteuer zu bewältigen und ein schwieriges Rätsel zu lösen. Auf ihrem Weg gelangt sie in eine andere Welt, die Welt der Götter der griechischen Mythologie. Dort erfährt sie von Hera, der Mutter der Göttinnen und Schwester und Gemahlin des Zeus, dass Eris, die Göttin der Zwietracht, auf die Erde zurückgekehrt ist, um Streit unter den Menschen zu säen. Auf ihrem Weg durch die Welten, bei dem sie von den beiden sprechenden Ratten Jerome und Roxanne begleitet wird, trifft Julia auch auf Athene, die Schutzgöttin der Helden, der Städte, des Ackerbaus, der Wissenschaften und der Künste. Durch den Schutz der beiden Göttinnen Hera und Athene gesegnet und wieder zurück in ihrer Welt, tritt Julia den Weg zur Befreiung vom Amulett und damit von Eris zielstrebig an.
Dabei findet sie Unterstützung bei mehreren Personen bzw. Tieren, die zwischen den Welten, der Welt des Zauberladens und der Welt der Menschen wandern. Eine davon ist Margarete Kreuz, Jurorin des Gedichtwettbewerbs und Aushilfe in der Bücherei, der am Ende der Geschichte noch eine Schlüsselrolle zukommt: Sie führt Julia in die ";Zwischenwelt";, in der es zur Auflösung des Rätsels kommt, denn der letzte Schlüssel dazu fehlte noch: die Berührung der Mutter. Diese stellt sich als Berührung der Aphrodite und ihres Sohnes Amor heraus. Aphrodite, die damals erzürnt über das Liebesverhältnis ihres Sohnes Amor mit Psyche war, schloss diesen in das Amulett ein. Dies erklärt auch die anziehende Wirkung des Amuletts. Durch Julias Bemühungen zur Lösung des Rätsels und der Berührung Aphrodites wird der Zauber aufgehoben und Amor kann das Amulett verlassen. Für ihn gibt es auch ein Happy-End: Er trifft seine geliebte Psyche wieder, die ihn seit damals verzweifelt suchte.
Aber bevor es zur Lösung des letzten Bausteins des Rätsels kommt, wird Julia beim Gedichtwettbewerb noch auf die Probe gestellt. Eris sät erfolgreich Zwietracht unter den Besuchern und es kommt zum Streit, der nur durch Julias mutiges Einschreiten eingedämmt werden kann. Damit durchkreuzt sie Eris´ Pläne, die sich an ihr zu rächen versucht. Mit Hilfe der ";guten"; Götter Amor, Hera und Athene, den Jungs und den beiden Ratten vertreiben sie gemeinsam die Göttin der Zwietracht aus der Welt der Menschen und bewahren den Gedichtwettbewerb gerade noch vor dem großen Eklat.
";Das verhexte Amulett"; ist bereits das vierte Buch aus dem Zauberladen des Amerikaners Bruce Coville. Die raffiniert gestrickte Geschichte mit einem einfachen und informativen Ausflug in die mythische griechische Götterwelt hält die Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. An manchen Stellen ist die Geschichte allerdings so raffiniert, dass selbst Erwachsene, die sich in der griechischen Mythologie nicht so gut auskennen, einiges überlesen werden. So taucht z.B. im ersten Kapitel, als Julia den Zauberladen besucht, die Eule Uwila auf, die Eris verängstigt anschaut. In der Mythologie ist die Eule ein Attribut der Göttin Athene. Dieser Bezug wird sich sicherlich keiner/m Achtjährigen erschließen! Ein bisschen störend ist leider auch das Sammelsurium von Figuren aus der Welt der Menschen und der Götter, darüber hinaus aber auch sprechende Tiere aus der Welt der Magie und des Zaubers. Ein bisschen weniger wäre hier mehr gewesen. In jedem Fall sind die Ideen des Autors bemerkenswert und überdurchschnittlich gut. Amor, der von seiner Mutter Aphrodite in ein Amulett verbannt wurde, das später die schöne Helena von Troja getragen hat - das ist ein wirklich interessanter Aspekt!
Jedenfalls gibt die Geschichte einiges zu denken und manches bleibt sicherlich länger haften. Die Sprache wirkt leider zeitweise etwas künstlich salopp. Das kann aber auch Folge der Übersetzung aus dem Amerikanischen sein. Trotz alledem hat es das Lesevergnügen ein wenig getrübt.
Fazit:
";Das verhexte Amulett"; von Bruce Coville sollte man gelesen haben. Es verhilft einem nicht nur zu einem unterhaltsamen Einstieg in die griechische Mythologie, darüber hinaus könnte es auch grundsätzlich das Interesse der jungen Leserinnen und Leser für das antike Sagengut wecken. Die Geschichte ist einfallsreich aufgebaut, gut strukturiert und ohne Pause lesbar. Einige Aspekte, die man nur verstehen wird, wenn man sich in der antiken Göttergeschichte gut auskennt, wie z.B. die Funktion der Eule oder das Erscheinen der Göttin Aphrodite in einer Muschel (laut antiker Sage ist sie dem Schaum des Meeres entstiegen), sind zwar originell und gut überlegt, aber entsprechen nicht der Zielgruppe oder bedürfen zumindest einer ausführlicheren Erklärung zum allgemeinen Verständnis. Insgesamt ist die Geschichte zu temporeich erzählt, denn die Ereignisse überstürzen sich wie auch Julias Wanderungen von einer Welt in die andere. Ein bisschen ausführlicher und langsamer erzählt, wäre das Lesevergnügen sicherlich noch größer gewesen.
Trotz alledem kann die Göttin Athene, die auch Schutzgöttin der Künste (und damit auch der Literatur) und des Ackerbaus ist, die Frucht ihrer Saat ernten, denn man möchte umgehend mehr Geschichten aus dem Zauberladen lesen!
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