Das große Kunst-Sammelsurium
- Gerstenberg
- Erschienen: Januar 2021
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Originalausgabe erschienen unter dem Titel The World of Arts; übersetzt von Anke Wagner-Wolff; Illustrationen von James Brown; Hardcover, 64 Seiten
ISBN: 9783836961134
An Kunst kommt keiner vorbei
„Ist das Kunst, oder kann das weg?“ Diese flapsige Bemerkung hat es mittlerweile in den alltäglichen Sprachschatz geschafft, ist ein beliebter Postkartenspruch, um z.B. das Chaos in WG-Küchen zu kommentieren, und sorgt immer wieder für Gelächter oder kritisch gerunzelte Augenbrauen. Es gibt Vermutungen, dass sich der Spruch etablierte, nachdem 1986 die künstlerische Installation „Fettecke“ von Joseph Beys irrtümlich entsorgt wurde und das natürlich einen gewaltigen Wirbel verursachte. Wie auch immer man nun zu „Fettecken“ steht, allein dieses eine Beispiel zeigt, dass sich an Kunst nicht nur die Geister scheiden, sondern auch, dass Kunst sehr vielfältig ist.
Fest steht: Kunst ist so alt wie die Menschheit und existiert nicht erst, seitdem es Leinwände und Pinsel gibt. Das große Kunst-Sammelsurium gibt einen guten Überblick über die historische Entwicklung und die Bandbreite dessen, was wir gemeinhin als Kunst bezeichnen. Helena Hunt startet in ihrem kurzen Abriss daher auch direkt bei der Höhlenmalerei und arbeitet sich dann stichwortartig durch die Epochen bis in die Gegenwart vor, um mit Pop-Art zu enden. Mal fokussiert sie auf Skulpturen und Plastiken, mal auf Malerei und dann wieder auf bauliche Ausprägungen künstlerischer Epochen. Das Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, gibt aber einen guten Überblick, was Kunst alles sein kann, sei es nun Freskomalerei, griechische Keramik, Holzdrucke, Skulpturen oder die Ausprägungen des Kubismus. Zu jedem der ausgewählten ca. 30 Themen erläutert Helena Hunt kurz die wichtigsten Fakten und Einordnungen: Was zeichnet diese Stilrichtung aus? Wodurch grenzt sich diese Sichtweise von anderen ab? Wie funktioniert diese oder jene Technik?
Fehlende Lebendigkeit
Das „Sammelsurium“ ist nicht unbedingt zum abendlichen Lesen im Bett geeignet, denn durch das große Format des Buches lässt es sich nur schwierig in den Händen halten. Gleichwohl symbolisiert die gewaltige Buchgröße auch die Dimension von Kunst, die Raum braucht und sich in ihrer Fülle nur schwer in ein kleineres Format einpasst. Die kurzen Texte sind für einen ersten Einstieg ausreichend, verständlich geschrieben und angemessen informativ.
Die Abwechslung, das Bunte, eben das, was ein Sammelsurium (und Kunst) ausmacht, ist thematisch zwar umgesetzt, aber mit den Illustrationen nicht unbedingt gut getroffen. Die Farbpalette bleibt in einer 70er Jahre Anmutung aus gedeckten Tönen haften und die Bildidee reduziert sich auf sich regelmäßig wiederholende Muster und holzschnittartige Schwarz-weiß-Schattierungen. Damit vermittelt James Brown leider nicht die Lebendigkeit, die Kunst ausmacht. Da das Buch durchweg in dieser, teilweise fahl wirkenden, Tonalität gehalten ist und auch gezeigte Werke, wie „Las Meninas“ von Velázquez oder „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ von Vermeer, ebenso eingefärbt wurden, ist die Strahlkraft der Originale oder das filigrane Spiel von Licht und Schatten nicht mehr zu erkennen. Andererseits wurde die Verfremdung aber auch nicht so zugespitzt, dass die Bilder neue Kunstwerke sein könnten, was auch ein Ansatz hätte sein können.
Fazit
Kunst ist vielschichtig, Kunst ist überraschend, Kunst ist allgegenwärtig. Helena Hunt gelingt ein informativer Galopp durch wichtige Stationen der Kunstgeschichte und weckt (hoffentlich) den Appetit auf mehr Kunst.
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