Vom kleinsten Detail in die Weite des Weltalls und wieder zurück
Manchmal liegt das Besondere im Detail. Schaut man ganz genau hin, entdeckt man oft Einzelheiten, die einem sonst verborgen bleiben. Häufig benötigt man dazu noch nicht einmal ein Mikroskop, genaues Hinschauen reicht schon aus. Oft kommt es auch auf die Perspektive an, wie etwas gesehen wird. Wird nur ein Ausschnitt betrachtet, bleibt das große Ganze verborgen und lässt sich erst erkennen, wenn man immer weiter zurückgeht. Wie sich Details in Abhängigkeit der Entfernung und des Blickwinkel verändern, zeigt das Zoom-Bilderbuch.
Von der Wiese über eine Briefmarke bis ins All
Passt ein Elefant auf eine Briefmarke? Kann derselbe Elefant gleichzeitig größer sein als ein Wal? Und warum wirkt unsere Erde plötzlich klitzeklein? Wie die Perspektive täuschen kann, machen Julia Klee und Sabine Rothmund in ihrem ganz speziellen Bilderbuch deutlich. Nur wer genau hinsieht und aufpasst, versteht, wie die Bilder ineinander übergehen. Den Anfang macht eine kleine Biene auf einer Blüte, die eine Seite weiter nur noch eine Nebenrolle auf der Blumenwiese einer Kuh spielt. Doch auch die Kuh ist nur Deko einer Milchpackung, welche als Müll im Ozean treibt. Zoomt man noch weiter aus dem Bild, erkennt man einen Wal, der unter dem Müll schwimmt. Doch der Schein trügt erneut. Der Wal ist nur eine Abbildung auf dem T-Shirt eines Jungen. Und so geht es noch eine ganze Weile weiter, in der immer mehr zurückgegangen wird, die Biene, die Kuh oder auch die Milchtüte vom Anfang sind schon längst nicht mehr zu erkennen und werden von neuen Details abgelöst. Ob das letzte Detail wohl irgendwann erreicht werden kann?
Spannende Perspektiven und interessante Einzelheiten
In den meisten Bilderbüchern spielen die Bilder neben dem Text eher eine geteilte Rolle. In Von riesengroß bis klitzeklein ist es genau umgekehrt. Viele Seiten kommen gänzlich ohne Text aus, ansonsten geht es auch nicht über ein bis zwei Sätze hinaus. Der Fokus liegt eindeutig auf den Bildern. Geschickt zoomt Sabine Rothmund bei ihren Illustrationen immer weiter hinaus, sodass sich Details verändern und aus einer Situation plötzlich eine ganz andere wird. Diese Veränderungen nachzuverfolgen macht Spaß und ist gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint.
Ein gewisses Verständnis für Zusammenhänge ist erforderlich, um das Buchprinzip zu verstehen, weswegen die Altersempfehlung ab 5 Jahren gut passt, obwohl die einfachen Texte bereits für deutlich jüngere Kinder verständlich wären. Hier liegt auch eine „Problemstelle“ des Buches. Zwar sind die Bilder spannend und zeigen Alltagssituationen aus ganz neuen Perspektiven, doch gleichzeitig ist der Textanteil so knapp, dass das Buch nach wenigem Betrachten langweilig wird.
Die Bilder selbst sind sehr detailreich und ansprechend. Das „Rauszoomen“ ist passend umgesetzt worden und lässt sich gut nachvollziehen. Die Botschaft, die das Buch vermitteln möchte, bleibt jedoch etwas unklar. Einerseits liegt ein Schwerpunkt darauf, dass Kinder beim Umweltschutz manchmal mehr Ehrgeiz haben als Erwachsene, andererseits soll auf die Schönheit der Welt mit ihren vielen Details aufmerksam gemacht werden. Klar lässt sich beides auch gut kombinieren, für Kinder ist das Fazit am Ende jedoch etwas zu schwammig und möchte vielleicht auch zu viel.
Fazit
Alles in allem ist Von klitzeklein bis riesengroß ein gelungenes Bilderbuch, das den Blick aufs Detail lenkt und Einzelheiten in den Vordergrund stellt, die aus der normalen Perspektive sonst nicht wahrgenommen werden. Gleichzeitig ist es interessant, die Veränderungen von Seite zu Seite zu verfolgen und nachzuvollziehen. Ein kleines Manko ist der Textanteil, der die Bilder nur knapp begleitet, sodass das Buch, wenn sich an den Bildern „sattgesehen“ wurde, schnell langweilig werden kann. Dennoch ein interessantes Werk, das sich aus der Masse an Bilderbüchern abhebt.
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