Tante Klara kommt!

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonOkt 2005

Idee

Die Idee ist zwar nicht neu, wird aber auch in Zukunft nichts an Aktualität verlieren und ist hervorragend umgesetzt. Durch die einfache Reimform und durch die Charaktere wächst dieses farbenfroh illustrierte Vorlesebuch schnell an Herz.

Bilder

Ein etwas gewöhnungsbedürftiges, chaotisches Farb– und Musterwirrwarr, das die Geschichte ausdruckstark und emotional trägt.

Text

Sehr einprägsamer, einfacher Paarreim, mit Wiederholungseffekt. Inhaltlich kindgerecht und leichtverständlich, das Vorlesen und „mitlesen“ macht Spaß. Unterschiedliche Schrifttype unterstützt inhaltlich optimal.

";Tante Klara kommt!"; Allein die Ankündigung des Besuchs versetzt eine kleine, ganz normale Familie in helle Aufregung, denn Tante Klara ist sehr reich und wer wünscht sich nicht eine reiche Erbtante in Amerika? Dieses Vorlesebuch in Reimform, erschienen in der Fischer Schatzinsel, sehr farbenfroh illustriert von Sabine Wiemers, greift auf ganz natürliche Weise einige Themen auf, über die man eigentlich sonst nicht spricht. Dem Leser wird auf witzig erzählte Weise deutlich gemacht, dass Geld allein nicht glücklich macht. Was wirklich zählt im Leben ist die Familie und alle die dazugehören!

Ein Brief von Tante Klara flattert überraschend ins Haus. Tante Klara, eine reiche Verwandte von Papa aus Amerika hat kurzfristig ihren Besuch angekündigt. Die Familie, Mama, Papa, Max und Mara, sind sehr überrascht, denn sie kennen diese Tante Klara noch nicht. In aller Eile wird das gesamte Haus geschrubbt und nebenbei den neugierigen Kindern erklärt, wer Tante Klara ist.

Tante Klara kommt aus Amerika, ist sehr reich, hat keine Kinder, reist viel in der Welt herum, besitzt viele Häuser und tut den ganzen Tag nur schöne Dinge, die Freude machen. Sie ist die perfekte Erbtante! Und so will sich die Familie auch von der perfekten Seite zeigen: das Gästezimmer wird vorbereitet, die Küche aufgeräumt, gekocht, gebacken, abgewaschen. Das Kinderzimmer aufgeräumt, der Tisch gedeckt, die ";Sonntagssachen angezogen"; und nebenbei noch die Benimmregeln gelernt und der Hof gefegt.

Dann ist es so weit: Tante Klara ist da! Und von Anfang an läuft alles nicht so ganz nach Plan und das liegt hauptsächlich daran, dass Tante Klara ganz anders ist, als sich alle vorgestellt haben. Sie ist nämlich gar nicht ";fein"; sondern ganz normal und man kann richtig Spaß mit ihr haben. Alle schließen Tante Klara schnell in ihr Herz. Und dann plötzlich - ganz nebenbei - stellt Mara die Frage ";Klara, erben wir auch was?"; Die Peinlichkeit ist schnell überwunden, denn für Klara ist die Offenheit der Kinder kein Problem. Sie nimmt die beiden Kinder in den Arm und sagt zum Abschied noch "; was wirklich wichtig ist im Leben: sich mögen und zusammen sein"; - die Familie eben. Und die hat Tante Klara nun gefunden. Die Familienähnlichkeit mit der kleinen Mara ist auch nicht zu übersehen!

Der erste Blick fällt unweigerlich auf die farbenprächtigen und musterreichen, fast durchgängig doppelseitigen Illustrationen von Sabine Wiemers, die diese nicht ganz alltägliche Familiengeschichte rund um den Besuch einer ";alten Erbtante"; phantastisch in Szene setzen. Unweigerlich empfindet man die Bilder, das Farb - und Musterchaos, zuerst vielleicht zu bunt, schrill und schräg. Auch der Zeichenstil, stilisierend und comicartige Collagetechniken mit schrägen Perspektiven, sowie die Darstellung der Figuren aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, wirkt etwas chaotisch. Die verschiedenen Charaktere sind zusätzlich mit unterschiedlich großen Köpfen abgebildet, je nach Perspektive und Inhalt der Geschichte und unterstützen dadurch die jeweiligen Emotionen. Das vermeintliche Chaos ist also gewollt, es unterstützt die Handlung. Hier wird es als hervorragendes Stilmittel eingesetzt, um deutlich zu machen, in welches ";Chaos"; sich die Familie durch den Besuch der ";alten Erbtante"; stürzt.

Auch der Text wurde bewusst als Stilmittel in Szene gesetzt. Die Geschichte beginnt bereits im Einband und da endet sie auch. Die wörtliche Rede ist je nach Charakter in unterschiedlicher Schrifttype gesetzt, so dass leicht zu erkennen ist, wer gerade fragt oder antwortet. Durch den einfachen Paarreim ist der Textfluss gewährleistet, das Vorlesen macht Spaß und durch den Wiederholungsreim: ";denn es kommt doch Tante Klara"; entwickelt sich eine schöne Sprachmelodie, die zum ";Mitlesen"; anregt und dadurch sprachfördernd wirkt. Die Sprache selbst wirkt frisch, lebendig und lebensnah. Die kurzen, kindgerechten Dialoge sind leicht verständlich.

Aus Kindersicht gibt es auf den doppelseitigen Illustrationen von Sabine Wiemers viele, teils bekannte Details wie z.B. Spielzeug, Gartenzwerg, altes Brötchen, Fußabdrücke, Hundefutter zu entdecken. Dadurch ist die fortwährende Aufmerksamkeit des kleinen Zuhörers gesichert und die Wahrnehmung wird gefördert. Durch die teils perspektivische Sichtweise der Doppelseiten wird das ";Eintauchen in die Bilderwelt"; gefördert und der Zugang zum Inhalt erleichtert.

";Tante Klara kommt!"; von Elisabeth Zöller, erschienen in der Fischer Schatzinsel, greift inhaltlich ein bekanntes Thema auf: eine reiche Erbtante, die niemand wirklich kennt, hat Ihren Besuch angekündigt. Da sind plötzlich Erwartungen da und vermeintliche Erwartungshaltungen sind zu erfüllen. Da werden Klischees angesprochen und dann doch nicht erfüllt. In Erwartung des Besuchs ist die ganze Familie damit beschäftigt, ein möglichst perfektes Außenbild abzugeben - ";vielleicht gibt´ s ja was zu erben";. Da tauchen plötzlich Emotionen wie Neid oder Eifersucht auf . Das in Aussicht stehende Erbe weckt Begehrlichkeiten und regt alle Familienmitglieder, vor allem die Kinder, zu Träumereien an: ";was wäre wenn….";. Keiner spricht wirklich darüber bis die kleine Mara die Tatsachen in ihrer kindlichen Unbekümmertheit auf den Tisch bringt - peinlich nur für alle, die nicht ehrlich sind!

Die Autorin, Elisabeth Zöller, hat bereits zahlreiche Kinder - und Jugendbücher geschrieben, die Illustratorin, Sabine Wiemers, hat u. a. schon viele Lieder und Geschichten für ";Die Sendung mit der Maus"; gezeichnet.

Fazit:

Eine fröhlich gereimte, sehr bunte, fast schrille Familiengeschichte, durch die dem Leser schnell bewusst wird, dass Geld allein nicht glücklich macht. Das einzige was wirklich zählt im Leben ist nicht das ";Ich";, sondern das ";Wir";. Und wo macht das ";Wir"; mehr Spaß als in einer Familie, die einem das Gefühl gibt, dazu zugehören.

Rufina Wieners

Tante Klara kommt!

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