Die unsichtbare Noa
- Annette Betz
- Erschienen: Oktober 2005
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Es gibt viele Gründe sich zu wünschen man wäre unsichtbar: man soll das Zimmer aufräumen, man wurde beim Schwindeln erwischt oder hat gerade geräubert oder man ist einfach schüchtern, so wie die kleine Noa. Noa möchte aber eigentlich gar nicht schüchtern sein, denn das bringt neben Vorteilen leider auch jede Menge Nachteile mit sich. Als sie einen ebenfalls unsichtbaren Jungen kennen lernt, ändert sich plötzlich alles, denn gemeinsam sind sie plötzlich stark und sichtbar! Mit ihrem Vorlesebuch ";Die unsichtbare Noa"; gelingt es der Autorin, Dagmar H. Müller, das Selbstbewusstsein von kleinen Mädchen und Jungen so zu stärken, dass sie zukünftig nicht nur über große Bären und Räuber siegen.
Die kleine Noa ist ein ganz normales Mädchen zwischen 3 und 6 Jahren alt. Zuhause ist sie eine mutige, starke Räuberfrau, die aus atemberaubenden Kämpfen gegen Bären und Räuber siegreich hervorgeht und eigentlich immer alles kriegt, was sie möchte. Sobald Noa aber das Haus verlässt, verschwindet ihr Mut und sie wird plötzlich unsichtbar. Das ist gar nicht toll, denn plötzlich bekommt man gar nicht mehr alles, was man möchte, denn niemand sieht die unsichtbare Noa. Manchmal ist es praktisch unsichtbar zu sein, denn draußen lauern viele Gefahren: wilde Bären und Räuber, die sich überall im Gebüsch verstecken. Aber am Schlimmsten ist es auf dem Spielplatz, wenn alle mutigen, starken und lauten Kinder miteinander spielen und man nicht mitspielen kann, weil man einfach ";übersehen"; wird. Und deshalb findet Noa auch keine Freunde und das ist das Schlimmste überhaupt. Doch dann entdeckt Noa, dass es noch andere ";Unsichtbare"; gibt und so lernt sie Nick kennen. Und plötzlich ist alles anders, zusammen sind sie nicht nur stark, sondern sichtbar, auch für alle anderen. Plötzlich gehören sie dazu, sie kämpfen alle gemeinsam gegen wilde Räuber und Bären und das macht so viel Spaß, dass Noa am liebsten nicht mehr nach Hause gehen möchte.
Es ist gar nicht so einfach ";stark"; zu sein und manche schaffen es nie. Die Autorin, Dagmar H. Müller, greift ein wichtiges Thema auf, mit dem viele Kinder zu kämpfen haben, die im Kindergartenalter die ";ersten"; eigenen Schritte ohne den Schutz der Mutter machen. Das Thema ";Selbstfindung/Selbstbewusstsein"; ist sympathisch umgesetzt und findet auf realen, kindgerechten Schauplätzen statt: zu Hause, beim Einkaufen und auf dem Spielplatz. Die Protagonistin Noa ist ein liebenswertes kleines Mädchen mit dem sich der kleine Zuhörer, ob Junge oder Mädchen, gut identifizieren kann. Später im Text wird nämlich auch deutlich, dass ";Schüchternheit"; kein Privileg von kleinen Mädchen ist, sondern, dass Jungs ebenso schüchtern sein können. Die Geschichte von Noa, erschienen im Annette Betz Verlag, ist sehr kindgerecht erzählt, fesselt, weil starke Emotionen im Spiel sind, die fast jedes Kind kennt und regt daher auch zum Mit- und Weiterdenken bzw. zum ";darüber reden"; an.
Die Illustrationen sind ebenfalls sehr kindgerecht: doppelseitig und flächig unterstützen sie die Stimmung und ermöglichen es so dem kleinen Leser, in die bunte Bilderwelt einzutauchen. Die Charaktere sind realistisch und ein bisschen frech in Strichtechnik gezeichnet. Insgesamt wirken die Charaktere sehr bunt. Die Umwelt dagegen wirkt durch den blassgrünen und teilweise weißen Hintergrund etwas ";durchscheinend";, ebenso wie Noa die Welt um sich herum wahrnimmt. Auf fast jedem Bild ist der Bär und die Räuber versteckt oder irgendwo zu finden (Gefahren lauern eben überall!), das schult die Wahrnehmungsfähigkeit und die Aufmerksamkeit ist bis zur letzten Seite gewährleistet.
Das Verhältnis Illustration zum Text ist sehr ausgewogen. Der Erzähler ist ein unsichtbarer Dritter bis zu dem Moment, als Noa auf Nick trifft, dann finden plötzlich Dialoge von Noa statt. Die kurzen, prägnanten Sätze und die kindgerechte Sprache erleichtern das Verständnis und das Vorlesen. Die Sprache wirkt frisch, lebendig und lebensnah. Die kleine Vorlesegeschichte von Dagmar H.Müller ist zudem spannend erzählt, denn der Leser will wissen, ob es Noa gelingt, den Bären und die Räuber zu besiegen und was haben Paul-der-Starke und Kati-die-Schreckliche damit zu tun?
Fazit:
Zum Ende des Buches ist die Botschaft klar: Sich verbünden und mit Gleichgesinnten dem Kampf stellen! Das macht stark und sicher und zwar nicht nur im Kampf gegen imaginäre Bären und Räuber, sondern generell gegen alles, was Angst macht. Und die zweite Botschaft lautet: ist der erste Schritt geschafft, kann der Spaß losgehen. Halten wir also die Augen offen, ob und wo wir ";Unsichtbaren"; begegnen können!
Dagmar H. Mueller, Annette Betz
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