Was ist ein Freund?
Freunde kann man theoretisch überall finden, gleichzeitig kann es aber auch sein, dass unter ganz vielen anderen Personen niemand dabei ist, der für einen selbst der passende Freund ist. Die Sache mit dem Finden eines Freundes ist also manchmal gar nicht so einfach. Noch komplizierter wird es, wenn man gar nicht weiß, was ein Freund ist, wo man ihn finden kann und woran man erkennt, dass man ihn schließlich gefunden hat. So geht es dem kleinen Happaflapp. Er hat gehört, dass ein Freund toll sein soll und wünscht sich sehnlichst einen. Doch leider weiß er nicht, wo und wie er einen finden kann. So macht er sich schließlich auf die Suche, die ihn mitten ins Herz des Müthenwaldes führt.
Flapp macht sich auf den Weg
Happaflapps gibt es schon seit etwa vier Millionen Jahren. Dass man sie bisher noch nicht kennt, liegt daran, dass sie auf einem hohen Berg leben, den man von unten durch das Laub der Blätter nicht sehen kann. Sobald der Herbst kommt und die Blätter abfallen, fliegen Happaflapps in den Osten, um auch weiterhin nicht gesehen zu werden. Viel Sinn für Familie haben sie nicht. Kann ein kleiner Happaflapp im Herbst noch nicht fliegen, lassen sie ihn einfach zurück.
Und so kommt es, dass Flapp eines morgens ganz alleine auf dem hohen Berg aufwacht. Schnell fühlt er sich sehr einsam und erinnert sich, dass man mit einem Freund viel weniger alleine sein und dann das Herz ganz groß werden soll. So macht er sich auf den Weg hinab in den Wald am Fuße des Berges, denn der ist so groß, dass sich dort bestimmt irgendwo ein Freund finden lassen sollte. Auf seiner Suche begegnet er den verschiedensten Tieren.
Zunächst trifft er auf den Bären Tatz, die Füchsin Rothaar und den Dachs Schnieke, die sich das Abenteuer einer spannenden Suche nicht entgehen lassen wollen und ihn auf seinem Weg begleiten. Auf ihrer Reise kommen sie am unfreundlichen Krähnebel vorbei, bekommen Hilfe von dem Röhrenkrabbler, den Lieberbibern, den Wickelmützen, den Professohren und den Schirmschläfern. Auch ein Stachelbär und ein Lachdrache teilen ein Stück ihres Weges, doch keiner von ihnen weiß, was ein Freund ist oder wo man ihn finden kann. Schließlich gelangen sie an das Ziel ihrer Reise, das Herz des Müthenwaldes, wo die uralten und weisen Trauerweiden stehen. Ob diese ihnen die Lösung des Rätsels rund um das Thema Freund weiterhelfen können?
Vorlesen! Der Happaflapp macht den Start
Vorlesen hat viele Vorteile für Kinder. Einmal fördert es die Sprachentwicklung und erweitert den Wortschatz, gleichzeitig wird Wissen vermittelt und gemeinsame Zeit zwischen Kind und Vorleser geschaffen. Damit alle etwas vom gemeinsamen Vorlesen haben, ist es wichtig, altersgerechte und interessante Geschichten zu wählen, die sowohl den Kleinen als auch den Großen Spaß machen. Dieses Ziel hat sich der Bastei Lübbe Verlag mit seiner neuen Reihe „Vorlesen!“ gesetzt, deren Auftakt das Buch Der Happaflapp macht.
Die fantasievolle Geschichte richtet sich an Kinder ab vier Jahren und begleitet den kleinen Happaflapp auf der Suche nach einem Freund und behandelt somit ein Thema, das gerade für Kitakinder in diesem Alter große Bedeutung hat. Auf spielerische Art und Weise begegnet der kleine Flapp nach und nach verschiedenen Wesen und findet schließlich drei gute Freunde, ohne es zunächst überhaupt zu bemerken. Neben viel Fantasie hat die Geschichte auch einiges an Humor zu bieten, sei es durch den tollpatschigen Bären Tatz, den eitlen Dachs Schnieke oder auch die komischen Eigenarten der anderen Wesen. Die Sprache passt zum Alter der Zielgruppe und ist gut verständlich.
An manchen Stellen wirkt die Handlung jedoch etwas langatmig und zäh, wenn immer wieder das nächste Tier kommt und nur kurz weiterhilft und danach wieder verschwindet. Das Buch umfasst insgesamt 128 Seiten, die sich auf 20 Kapitel mit jeweils etwa vier bis acht Seiten verteilen, je nach Menge der Bilder. Die einzelnen Abschnitte überfordern die kindliche Konzentration somit nicht und eignen sich beispielsweise auch gut als Gute-Nacht-Geschichte.
Passende Bilder und besondere Lesebegleitsticker
Da sich das Buch an Kinder ab vier Jahren richtet, dürfen Bilder natürlich nicht fehlen. Zwar sind sie nicht so zahlreich wie in einem klassischen Bilderbuch, doch wird mindestens jede zweite Doppelseite durch eine Illustration ergänzt. Mal erstreckt sich die Zeichnung über eine komplette Doppelseite, wird dann jedoch von Text überlagert, ein andermal füllt sie nur eine Hälfte, ist dann aber komplett im Vordergrund.
Die Bilder im Aquarellstil sind eher dezent und konzentrieren sich auf das Wesentliche. Die Figuren sind gut zu erkennen und in ihren Gesichtsausdrücken spiegeln sich gut ihre Emotionen wieder, sodass es Kindern nicht schwerfällt, sich in sie hineinzuversetzen.
Dem Buch liegt ein Stickerbogen mit Lesesternchen bei, mit dem auf der Waldkarte im Vorsatz die verschiedenen Etappen der Reise nach erfolgreichem Lesen abgeklebt werden sollen. Hier wäre eine kurze Erklärung oder ein Sternsymbol im Vorsatz schön gewesen, da eine intuitive Zuordnung von Aufklebern zur Karte nicht unbedingt erfolgt und man den Stickerbogen nicht direkt zuordnen kann. Auch könnte es Kinder stören, dass das jeweilige Tier nach dem Abkleben verdeckt ist, da wäre eine andere Lösung schöner gewesen.
Fazit
Alles in allem ist mit Der Happaflapp ein schönes Auftakt-Buch der neuen „Vorlesen!“-Reihe gelungen, das seinen Ansprüchen, eine altersgerechte Geschichte mit passendem Bild-Text-Verhältnis zu sein, gerecht wird. Die Handlung ist fantasievoll und abwechslungsreich und spricht Kinder an. Sprache und Thema passen zum Alter der Zielgruppe und auch Erwachsene haben beim Vorlesen ihren Spaß. Eine empfehlenswerte Geschichte!
Deine Meinung zu »Der Happaflapp reist in den Müthenwald«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!