Antonio auf der anderen Seite der Welt
- NP Buchverlag
- Erschienen: Oktober 2005
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Ausgefallen illustriert ist das Buch über den kleinen Antonio, der über den Besuch seiner Oma auf der anderen Seite der Welt den (Lebens-) Hunger verliert und dadurch immer kleiner wird. Eine Geschichte über das Heimweh und die Sehnsucht nach der Mutter.
Antonio, der kleine Junge, besucht auf der anderen Seite der Welt seine Großmutter. Mit ihr paddelt er auf dem Boot herum und hat so allerlei Spaß mit den dort lebenden Meeresungeheuern. Doch nach einiger Zeit ist das Heimweh so groß, dass er zu schrumpfen beginnt. Schließlich ist er so klein , dass er sich auf den Heimweg machen muss. Eine abenteuerliche Reise nimmt ihren Lauf. Der immer kleiner werdende Antonio heuert als Schiffsjunge an, betätigt sich als Maschinenjunge auf einer Lok und leiht sich sogar ein wildes Pferd von einem Cowboy. Kaum mehr zu sehen erreicht er das Haus seiner Mutter, die ihn zunächst gar nicht wahrnimmt. Schließlich entdeckt sie ihn aber doch und ist überglücklich, ihren Antonio wieder zu haben. Sie umarmt und küsst ihn und bringt ihm sogleich reichlich Essen, um ihn wieder aufzupäppeln. Endlich wächst er wieder und ist am Ende so groß, dass er der Oma auf der anderen Seite der Welt zuwinken kann.
Malachy Doyle erzählt die Geschichte des kleinen Antonio auf liebevolle aber auch humorvolle Art. Der Junge trifft z.B. bei seiner Oma auf die keineswegs furchteinflößenden Meeresungeheuer, die er mit Marmeladebroten füttert. Aber das Heimweh des Jungen ist so stark, dass ihm die Abwesenheit seiner Mutter immer mehr Präsenz raubt - ein symbolisch eingesetztes Mittel, dass wir alle, auch unsere Kinder, nachempfinden können. Diese schwindende Präsenz und das ";innerliche Verkümmern"; werden hier symbolisch zutreffend als das Schrumpfen des kleinen Antonio umgesetzt. Kindern wird diese Botschaft unterschwellig zugänglich sein. Damit wird die große seelische Last, die Antonio verspürt, unsentimental und sogar spielerisch dargestellt.
Die Art und Weise, wie Doyle das Selbstwertgefühl des Jungen wachsen lässt, obwohl ihn der Kummer schwächt, muntert die kleinen Leser auf. Denn der Junge besitzt offensichtlich einen eisernen Willen. Diese starke Chraraktereigenschaft und die Dringlichkeit seiner Heimkehr tragen dazu bei, dass der Junge, egal wie winzig er geworden ist, niemals aufgibt: Der immer kleiner werdende Antonio, der weder Scheu besitzt einen Kapitän, noch einen Lokführer oder gar einen Cowboy um Hilfe zu bitten, ohne an seiner Kraft zu zweifeln. Ganz klein geworden, ist er sogar in Lage ein wildes Pferd zu zähmen.
Die Illustrationen von Carll Cneut sind dazu ganz ausgefallen und echte Kunstwerke. Sie sind sehr aufwändig und anspruchsvoll gezeichnet, stellen aber vermutlich für Erwachsene einen höheren Genuss dar als für Kinder. Die Menschen wirken in ihrer Darstellung etwas befremdlich und unproportioniert. Die Tiere und Ungeheuer hingegen betrachten das Geschehen am Rande und sehen dabei ganz wunderschön aus, wie auch die Darstellung der Häuser und Bäume. Ein Buch auf hohem künstlerischen Niveau, das aber durch seine hintergründige Botschaft und seine ausgefallene Bilderwelt nicht jedermanns Sache ist.
Fazit:
Ein Bilderbuch, das nicht unbedingt auf den ersten Blick anspricht, aber dennoch allen künstlerischen Ansprüchen genügt. Das Heimweh des kleinen Antonio wird auf eine sehr symbolische Weise dargestellt, die aber für Kinder verständlich sein sollte. Alles in allem ein gutes Buch für einen besonderen Geschmack.
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