Alter Klassiker neu aufgelegt
Jeder Erwachsene kennt die Geschichten vom Struwwelpeter und dem Suppenkasper. Als eines der ersten Bücher, das sich mit Kindererziehung beschäftigt hat, steht es heute oft in der Kritik, zu autoritär und wenig kindgerecht zu sein. Autor Hans Magnus Enzensberger hat sich mit der Illustratorin Anke Kuhl zusammengetan, um diesem Klassiker neues Leben einzuhauchen. Dabei werden die Geschichten und Figuren, die im Struwwelpeter enthalten sind, zusammengefasst, bunt vermischt und als ein Theaterstück in 16 Akten inklusive Regieanweisungen und Reime inszeniert.
Der Autor der Originalgeschichten, Dr. Heinrich Hoffmann, erscheint als Erzähler und Verbinder. Nach und nach kommen alle Figuren zum Vorschein, wie zum Beispiel der Struwwelpeter, Pauline mit ihrem Spiel mit dem Feuer, der Suppenkasper oder der fliegende Robert, die ihre Geschichten erzählen und miteinander interagieren.
Hinzu kommen die witzigen und ausdrucksstarken Illustrationen von Anke Kuhl. Sie gibt den Reimen ein Bild und veranschaulicht, wie so ein Bühnenprogramm umgesetzt werden könnte.
Struwwelpeter und Co mal ganz anders
Um die Verbindung der alten Geschichten zum Hier und Jetzt zu schaffen, ist die Idee eines Theaterstücks für Kinder großartig. Für einen Auftritt muss man sich mit einem Originaltext beschäftigen, die Hintergründe erforschen und die aktuelle Relevanz erkunden. Während der Lektüre jedoch fragt man sich des Öfteren, wer denn das angedachte Zielpublikum des Büchleins ist. Die Reime sind teilweise lustig, aber manchmal arg holprig und gegen Ende wird es schwierig der Handlung folgen. Für jüngere Grundschulkinder sind die gewählten Wörter teils sehr speziell und die vielen Figuren in der Kürze des Buches fast überwältigend.
Das Motto, um welches es Enzensberger hier geht, nämlich Missstände anzusprechen und Gegebenheiten zu hinterfragen, kommt in einer Episode besonders deutlich zum Ausdruck: Durch die Figur des schwarzen Kindes übt er eine direkte Kritik an Fremdenfeindlichkeit und Schubladendenken. Eigentlich sehr löblich, Hans Magnus Enzensberger hätte jedoch seine Bezeichnungen einfühlsamer wählen können.
Fazit
Struwwelpeters Rückkehr ist ein wilder Mischmasch der altbekannten Geschichten. Es ist wohl eher für Erwachsene geeignet, die den Originaltext kennen und eine moderne Interpretation willkommen heißen.
Hans Magnus Enzensberger, Hanser
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