Die Gefühlswelt vom kleinen Hasen Toddel gerät eines Tages derbe aus den Fugen. Er fühlt sich ungeliebt und rennt wütend davon. Natürlich findet ihn seine Mama und kann die Welt wieder in Ordnung bringen. Schade nur, dass gerade dem Verständnis für Toddels Gefühle und dem konstruktiven Umgang mit einer alltäglichen Problematik etwas wenig Raum gegeben wird.
Toddel liebt seine Familie, allen voran seine Mutter, über alles auf der Welt. Und wenn sie mal keine Zeit für ihn haben, spielt er mit seinem besten Freund Racker. Doch eines Tages fällt Toddel beim Spielen mit Racker am Bach ins Wasser und ist daraufhin patschnass. Racker lacht schadenfroh und Toddel läuft sofort nach Hause zu seiner Mama. Dort angekommen, möchte er gleich von seinem unglücklichen Sturz und der Gemeinheit von Racker berichten. Aber Toddel kommt gar nicht dazu sein Anliegen vorzutragen, denn Toddel´s Bruder Benni ist von einer Wespe gestochen worden und erhält sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Mama. Toddel fühlt sich zurückgesetzt.
Kurz darauf ersucht Toddel erneut das Gehör seiner Mama, als er von seinem selbst gebastelten Drachen berichten möchte. Aber auch diesmal hat seine Mama keine Zeit, da sie das Essen zubereitet. Als dann auch noch seine Schwester seinen Drachen kaputt macht, Toddel wütend wird und seiner Schwester einen kräftigen Schubs verpasst, ";eskaliert"; die Situation. Seine Mama tadelt Toddels Verhalten und erneut fühlt er sich missverstanden und vor allem ungeliebt. Wütend rennt er in den Wald. Dort sitzt er weinend und tieftraurig, als ihn seine Mama aufsucht und tröstet.
Wenngleich das rührende, gefühlvolle Ende versöhnlich stimmt und die ersehnte Auflösung bedeutet, vermisse ich doch ein wenig das wirkliche Verstehen und Erkennen der Situation von Toddel. Aus seiner Sicht entwickelte sich durchaus verständlich ein ";Liebesdefizit";, das zwar von seiner Mutter nicht bewusst herbeigeführt wurde, aber dennoch im Raum steht und durch das wütende Wegrennen von Toddel ein Ventil findet.
Dass seine Mutter als Liebesbeweis daraufhin begründet, dass sie ihn auch lieb habe, obwohl sie manchmal keine Zeit hat und sogar, wenn sie böse aufeinander sind - hier wird auf das Verhalten der Mutter bei dem ";Schubsvorfall"; angespielt - ist zwar ein wichtiger Aspekt, aber aus meiner Sicht nur ein Teil der Wahrheit. Tatsächlich gilt es doch unseren Kindern das Verständnis entgegenzubringen, dass wir ihren Wunsch nach ungeteilter Zuneigung und Aufmerksamkeit durchaus sehen, sie auch selbstverständlich einen Anspruch darauf haben, aber nicht immer und zu jeder Zeit. Es gibt eben Situationen, in denen auch die eigenen Kinder einmal ungleich beachtet oder ungerecht behandelt werden. Das können auch Kinder verstehen, nimmt sie ernst in ihren Gefühlen und ihrer eigenen Wahrnehmung. Ein etwas stärkerer Dialog hätte dem Buch an dieser Stelle Tiefe verliehen, das Potential hierfür ist durchaus gegeben.
Dennoch werden sich Kinder durch die Geschichte insgesamt angesprochen und verstanden fühlen, da sie Toddels alltägliche Situationen, vor allem durch die klar kommunizierten Gefühle, wie Wut und Traurigkeit, gut nachempfinden können. Die farbenfrohen Illustrationen von Felix Scheinberger mit den niedlichen ";häsigen"; Charakteren, allerdings auch etwas ";stereotyper"; Mimik, überzeugen vor allem durch die dramaturgisch passend in Szene gesetzten Problemsituationen. Und natürlich ist es ein stimmungsvolles und herzliches Bild, Mama und Toddel eng aneinander gekuschelt unter dem Mond auf einem Baustamm zu sehen.
Fazit:
Jedes Kind dürfte einmal einen Tag wie Toddel ";gefühlt"; haben. Einen Tag, der ganz und gar nicht verständnisvoll und glücklich ablaufen will. Wie gut, dann zu spüren, dass der Grundwert der Familie unangetastet bleibt und man auch in problematischeren Situationen geliebt wird. Aber für meinen Geschmack etwas zu seicht spielt Andreas Dierßen in seinem neuen Toddel-Band mit dieser Thematik. Hier können also Eltern bzw. Vorleser etwas mehr Substanz zuführen und das Buch als Anregung zum gemeinsamen Gespräch mit ihren Kindern nutzen.
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