Oh, du fröhliche… wirklich?
Rosa ist sechs und wohnt mit ihren Eltern und drei älteren Brüdern am Waldrand des puppenkleinen Dorfes Sonnenbühl. Rosa ist ein ganz besonderes Mädchen, denn sie steht total auf rosa: am liebsten so richtig schön schweinchenrosa mit Rüschchen und wallende Prinzessinnenröcke, Glitzer und ihre Krone, von der sie sich gar nicht trennen mag. Ihre Eltern sind zwar entsetzt, da sie großen Wert auf eine geschlechtsneutrale Erziehung legen. Doch wie Rosa so richtig singt: „Ob Jungen, Mädchen, Ferkel, Rosa ist für alle da“ und „rennen, raufen, rempeln kann ich in Rosa auch sehr gut.“ – Auf den Mund gefallen ist sie also nicht, und sie weiß sich zu helfen, wenn es darauf ankommt. Außerdem hat sie ihren treuen Esel Einhorn, der immer tolle „I-Ah-Deen“ hat, wenn Rosa Probleme hat.
Rosa findet jeden Tag toll und aufregend
…noch „tollerer“ sind jedoch die Tage in der Vorweihnachtszeit, denn da gibt es in der winzigen Dorfschule so aufregende Dinge wie Weihnachtswichteln, Nikolaus-Empfang, Plätzchenbacken, Weihnachtsliedersingen, Elterngeschenke-Basteln und das tägliche Adventskrimi-Lesen. Und als Höhepunkt gibt es am vierten Adventssonntag das legendäre Krippenspiel, bei dem sogar der Bürgermeister von Sonnenbühl ins Schulhaus kommt.
Zuerst steht aber das Weihnachtswichteln auf dem Programm und da zieht Rosa ausgerechnet ihren von allen Kindern heißgeliebten Lehrer, aber was soll man dem „besten Lehrer der Welt“ nur schenken, vor allem wenn das Geschenk nur 3 Euro kosten darf? Da ist guter Rat teuer, bis Einhorn eine zündende Idee hat.
Doch plötzlich wird Lehrer Apfelbeck krank und das Krippenspiel, auf das sich die Kinder so gefreut haben, droht auszufallen. Da beschließen sie kurzerhand das Krippenspiel allein einzustudieren. Und das tun sie auch, bis ihnen am Tag vor der Aufführung bewusst wird, dass sie ja gar keine Kostüme haben, da diese sonst immer vom Lehrer genäht werden. Muss das Krippenspiel jetzt doch ausfallen?
„Rosa ist für alle da“
Dieses Lied scheint das Motto dieses Kinderbuches zu sein. Rosa liebt zwar Rosa, was ja oft leicht abwertend als „typisch Mädchen“ gilt, genauso gut kann sie jedoch raufen, rennen und rempeln wie es in ihrem Lied heißt, Eigenschaften, die ja eher Jungen zugeordnet werden.
Auch bei den Nebencharakteren werden traditionelle Rollenerwartungen ganz locker auf den Kopf gestellt. Da kocht der Vater die gesunde Biokost und steckt Rosa das ebenso gesunde Pausenbrot zu, während die Mutter in ihrer Tischlerwerkstatt sägt und hämmert. Der Lehrer näht den Schülern die Sitzkissen für den morgendlichen Erzählkreis und er näht auch die Kostüme für das Krippenspiel, dabei gilt Nähen ja eher als eine weibliche Tätigkeit.
Dadurch, dass dem kindlichen Leser ohne erhobenen Zeigefinger vor Augen geführt wird, dass es überhaupt keine Tätigkeiten gibt, die typisch weiblich oder männlich sind, wird das kindliche Selbstwertgefühl gestärkt und dazu herausgefordert, geschlechtsspezifische Vorurteile zu hinterfragen.
Selbst das Thema Nachhaltigkeit kommt zur Sprache, als Rosa auf der Suche nach einem tollen Wichtelgeschenk fast ihre ganzen Ersparnisse ausgibt, und ihr nur 2 Cent übrig bleiben. Der Esel Einhorn bringt sie auf die Idee, es ihrer Mutter gleich zu tun, die einfach selber macht, was sich die Familie nicht leisten kann.
Aus kindlicher Perspektive geschrieben
Es gelingt der Autorin auch hervorragend, sich in die kindliche Lebenswelt hineinzuversetzen und Kinderwünsche wenigstens im Buch zu erfüllen: Wer würde nicht gerne in einem kleinen Dorf, wo jeder jeden kennt, am Waldrand wohnen und jeden Tag in der Natur Spiel und Spaß haben. Oder wer hätte nicht lieber einen zahmen Esel zum Reiten anstelle eines langweiligen Fahrrads.
Die kurzen Kapitel, die einfache, aber nicht platte Sprache und der groß gedruckte Text verschaffen leseungeübten Lesern schnell das Erfolgserlebnis, ein ganzes Buch gelesen zu haben. Die fröhlich-bunten Illustrationen von Katrin Engelking stimmen bestens auf den unbeschwerten Grundton des Buches ein und begleiten die Handlung auf vortreffliche Weise. Die bekannte Illustratorin hat auch das Cover in heiteren Farben auf ihre unnachahmliche Art gestaltet und man bekommt sofort Lust, in die Welt des Buches abzutauchen.
Fazit
Ein fröhlich-buntes Kinderbuch, das geschlechtsspezifische Vorurteile hinterfragt und wichtige Werte wie Zusammenhalt und Toleranz vermittelt.
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