Das wahre Leben der Bauernhoftiere
- Klett Kinderbuch
- Erschienen: August 2020
- 1
Von Bilderbuchbauernhöfen und der Realität in der Landwirtschaft
Bauernhofbücher sind Klassiker und Dauerbrenner in der Kinderliteratur. Vom ersten Badewannenbuch bekommen unsere Kinder niedliche Schweinchen und Muhkuhs präsentiert, Küken mit Mama Huhn und Papa Hahn im Stroh, Hoppelhäschen und Schäfchen und Zicklein. So idyllisch, wie es selbst früher – als es noch keine Massentierhaltung und Agrarfabriken gab – niemals gewesen ist.
Mit der Realität, der heutigen zumal, ließen sich aber nicht so herzige Bücher machen.
So sieht es wirklich in den Ställen aus
Dieses Buch hier zeigt diese Realität, nüchtern und anschaulich. Es erklärt die historische Entwicklung, die Maschinen, die Höfe-Konzentration, die Massentierhaltung. Genau die wird dann auch genau beschrieben: Jedes Nutztierart hat dafür ein bis zwei Doppelseiten, die großen Bilder darauf sind fast fotorealistisch gezeichnet: Hühner, Schweine, Kühe, Schafe, Ziegen. Es sind schöne Tiere, keine Elendskreaturen, wie sie in manchen Ställen durchaus vor sich hin vegetieren. Hier haben die Hühner volle Federn, die Schweine rosige Haut und keine Wunden, die Kühe sind sauber und nicht mit Exkrementen verschmiert.
Aber: man sieht die Massen, die Enge in den Ställen und wie die Tiere maschinell abgefertigt werden. Und man liest, dass den Schweinchen die Schwänze abgeschnitten werden, damit sie sich die nicht aus Langeweile gegenseitig abbeißen; dass den Kühen die Hörner entfernt werden, damit sie sich nicht damit verletzen und mehr Tiere in einen Stall passen.
Der Text ist relativ lang, der erzählende Sachtext ist aufgelockert durch stylische Layout-Ideen. Man kann das Buch schon mit kleineren Kindern lesen, ab der Kita; aber auch für Grundschulkinder ist das Buch gut geeignet. Nebenbei lernt man viel über die einzelnen Tiere und über ihre Art und kann dann selbst Schlüsse ziehen, wie wenig artgerecht die konventionelle Tierhaltung ist.
Artgerechter geht es auch
Als nächstes kommt die biologische oder artgerechte Landwirtschaft dran. Auch hier werden die Tiere am Ende gegessen, auch Biobauern arbeiten nicht wie im Bilderbuch, aber es ist doch ganz klar anders: Es gibt große Hühnerscharen auf grünem Gras und weitverteilt, die Schweine liegen auf Stroh und haben mehr Platz und die Kälbchen bekommen von ihrer Mama Milch aus dem Euter. Dass das eine besser ist, wird nicht explizit gesagt, aber eigentlich reicht es die Fakten so gegenüber zustellen, dass man als Leser und Betrachter ganz von allein zu diesem Schluss kommt.
Fazit:
Das wahre Leben der Bauernhoftiere ist ein Buch, das lange überfällig war. Dass unsere Nutztiere nicht wie im Bilderbuch leben, ist eigentlich allen klar. Nur Kindern lange nicht, weil wir ihnen von klein an eine falsche Idylle vorgaukeln. Wer weiß, wie die Realität aussieht, kann selbst entscheiden, was oder wen er essen möchte oder nicht.
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