Wortloses Bilderbuch weckt Empathie
Seit vielen Jahren sind die Themen Krieg und Flüchtlinge in unseren Medien präsent. Die Bilder, die wir im Fernsehen sehen, machen Angst und gehen zu Herzen. Auch Kinder sehen diese Bilder und können oft nicht verstehen, wie diese mit ihrer eigenen Welt in Verbindung stehen.
Uns Erwachsenen fällt es dabei oft nicht leicht, Worte für das Geschehen zu finden, vor allem kindgerecht und ohne Angst zu machen.
Ganz ohne jede Worte, dafür mit vielen bunten Illustrationen bietet Flucht von Issa Watanabe Gesprächsanlässe und lädt die Betrachter dazu ein, sich zusammen tiefergehend mit dem Thema zu beschäftigen.
Eindrucksvolle Bildsprache
Dieses wunderbar illustrierte Bilderbuch zeigt eine große Gruppe unterschiedlichster Tiere auf einer Reise ins Unbekannte. Begleitet werden sie von einem großen blauen Vogel und einer kleinen Figur, die hin und wieder auftaucht und den Tod darstellt. Unterwegs sehen wir die Tiere bei einer Rast ihre letzten Habseligkeiten teilen, aber auch den Untergang eines Bootes und den Tod eines kleinen Reisenden. Die Überlebenden gehen dem Leben weiter ins Unbekannte entgegen.
Farbenfrohe Illustrationen vor schwarzem Hintergrund
Auf den ersten Blick fallen die schönen farbenfrohen Illustrationen auf. Die weich gezeichneten Tiere, mit ernstem und traurigem Blick, sind in bunte und helle Gewänder gekleidet. Die unterschiedlichen Tiere versinnbildlichen die Multikulturalität und Vielfalt der Flüchtenden. Auch die Stärksten unter den Tieren sind vor Vertreibung, Hunger und Elend nicht gefeit und oft müssen leider die Kleinsten besonders leiden.
Dabei sieht man, dass auf der Flucht alle gleich sind. Sie haben Verluste erlitten, sie überleben, indem sie sich umeinander kümmern und mutig und voller Hoffnung immer weiter gehen. Auffallend ist auch der Kontrast von meist schwarzen Hintergrund und der Farbigkeit der Tiere und ihrer Kleidung.
Im Gesamten lebt dieses Buch besonders von der Vielschichtigkeit der Gestaltung im Hinter- sowie im Vordergrund. Immer wieder fallen neue Zusammenhänge und Details auf und bieten Einblicke in das Gefühlsleben Flüchtender.
Die allgemeine Stimmung des Buches ist ernst aber ruhig und frei von Kampf und Aggression. Selbst der Tod kommt als kleine Figur daher, ein ständiger, aber unaufdringlicher Begleiter.
Fazit:
Dieses Buch lädt förmlich dazu ein, nach erster Betrachtung immer wieder vor und zurück zu blättern, Kleinigkeiten genauer anzuschauen und Zusammenhänge zu erschließen. Wiederholt kommen neue Fragen auf, die die Kinder sicher mit Gefühl und die Erwachsenen mit ihrem Wissen beantworten können. Manche bleiben vielleicht unbeantwortet oder ergeben sich auch erst später, aber Anregungen für Diskussionen finden sich zuhauf.
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