Beethovens 9. Sinfonie
- Annette Betz
- Erschienen: Januar 2020
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Illustrationen von Maren Briswalter; Hardcover, 32 Seiten
ISBN: 9783219118049
Ein schweres Werk für Kinder erklärt
Ludwig van Beethovens neunte und letzte Sinfonie (wenn wir von Fragmenten für eine zehnte mal absehen) dürfte mit das bekannteste Werk des Komponisten sein, dessen Melodie aus dem vierten Satz zur Europahymne gekürt wurde und das gerne zu besonderen Anlässen rund um die Welt aufgeführt wird. Es ist ein komplexes Werk, das ungefähr 75 dauert und inhaltlich mit dem Freiheitsgedanken nicht ganz einfach ist.
Das Buch ist rechtzeitig zu Beginn des Beethovenjahres 2020 erschienen und bietet Kindern so Gelegenheit, das oft aufgeführte Werk kennenzulernen und vielleicht einmal eine Aufführung zu besuchen – wenn nicht in Corona-Zeiten, so vielleicht irgendwann, wenn sie wieder aufgeführt werden darf. Und das wird sie auf jeden Fall, dessen kann man sich sicher sein.
Wie eine Sinfonie entsteht
Rudolf Herfurtner stellt Beethoven vor und rafft sein Leben auf wenigen Seiten auf die wichtigsten Stationen zusammen. Dazu gibt er einige Musikbeispiele, die man, abgesehen vom berühmten Klavierstück „Für Elise“ vielleicht, schon einmal gehört hat, sie aber nicht Beethoven zuordnen würde. Alsdann sitzt Beethoven, schon taub und auf dem Höhepunkt seines Schaffens, mit seinem Neffen Karl zusammen und berichtet diesem von einem letzten großen Wurf, den er gerade komponiert. Er will eine letzte Sinfonie schreiben, wie es sie noch nie gegeben hat, politisch angehaucht, mit Sängern, Solisten wie einem großen Chor, einem riesigen Orchester und neuen modernen Ideen. Seine neunte Sinfonie.
Herfurtner berichtet von den Schwierigkeiten bei der Komposition, bei den Proben und bei der Aufführung und entstaubt so ein wenig den Mythos der perfekten Harmonie der klassischen Musik. Auch damals wurde nur mit Wasser gekocht, die Sänger waren so eitel wie heute, die Instrumentalisten mussten üben, üben, üben, die Kopisten, die noch per Hand die Noten für alle abschreiben mussten, da es ja noch keine Kopierer gab, waren eine sichere Fehlerquelle und die Komposition an sich erst knapp fertig. Dieser interessante Einblick in den Arbeitsalltag viele Musiker dürfte manchem Leser neu sein und ist dafür umso realistischer dargestellt.
Wie bringt man seine Gedanken auf Notenpapier?
Dass die Aufführung dennoch ein Triumph wurde, ist der Musik Beethovens zu verdanken, der sie aufgrund seiner fortgeschrittenen Taubheit leider nicht hören und trotzdem bei der Uraufführung den Applaus entgegennehmen konnte. All dies wird detailreich und bunt illustriert von Maren Briswalter, die sich in den Geist der Zeit eingearbeitet und für Kinder verständliche Bilder gemalt hat, auf denen es viel zu entdecken gibt und die immer zu den Textpassagen passen, die gerade die Geschichte erzählen.
Dem Buch liegt eine Begleit-CD bei, die viele Hörbeispiele enthält. Gottseidank wurden die Tracks so gewählt, dass man nicht unbedingt die CD hören muss, die von Dietmar Wunder gesprochen wird (der deutschen Stimme von „James Bond“ Daniel Craig), sondern man kann die Geschichte den Kindern auch selbst vorlesen und dazu die passenden Musiktracks einspielen. Hierzu wäre es allerdings geschickter gewesen, die Stellen im Text besser zu markieren, wo Musik eingespielt wird, dies geschieht leider nicht immer an gedruckten Absätzen.
Dietmar Wunder ist aber eine sympathische Stimme die gerade in Kinderohren angenehm zu hören ist, und auch wenn er verschieden Personen spricht, sind diese gut und fantasievoll voneinander unterscheidbar.
Am Ende des Buches finden sich der komplette Text der Sinfonie zum Vorlesen (obwohl der Text auch für Erwachsene nicht einfach zu verstehen ist), und ein Track-Verzeichnis.
Fazit
Die Autoren haben sich mit Beethovens 9. Sinfonie einen musikalisch und inhaltlich schweren Klops vorgenommen, um ihn im Beethoven-Jahr 2020 für junge Hörer erfahrbar zu machen. Konzipiert für Kinder von 6-8 Jahren, werden diese Kinder wohl noch nicht in einem Konzert 75-80 Minuten durchhalten, stillsitzen und der Musik lauschen können. Dennoch gelingt es ihnen, anhand vieler Musikbeispiele die Gedanken Beethovens nachverfolgbar zu machen. Der Text wird in Ansätzen erklärt, Freiheit für jeden Menschen wird gefordert, das hat sich ja bis heute nicht geändert und ist daher aktuell wie eigentlich immer. Der Sprecher auf der gelungenen CD ist angenehm und gut ausgewählt, die Bilder illustrieren passend den Zeitgeist und die Geschichte. Insgesamt ein gelungener Beitrag zum Beethoven-Jahr 2020, aber noch nichts für Vorschulkinder.
Rudolf Herfurtner, Annette Betz
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