Der Wolf kommt nicht

Ronan Badel (Illustrator), Ina Kronenberger (Übersetzerin)

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Sigrid Tinz
88%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonApr 2020

Idee

Ein Märchen vom Wolf und einem Häschen und beide sind ganz anders als man so denkt.

Bilder

Gedeckte Farben, tolle Mimik, die den Bildern sehr viel Stimmung geben.

Text

Ein gut vorzulesender Ping-Pong-Dialog zwischen dem wissbegierigen und kinderlogischen Häschen und einer Mutter, die immer mehr in Erklärnöte kommt.

Der Wolf kommt doch!

Das Hasenkind soll ins Bett und die Mutter will fertig werden. Aber: Häschen hat Fragen. Nach dem Wolf, ob und wann und wie er kommt könnte; und wieso sich die Mutter so sicher ist, dass er nicht kommen wird. So geht die Bildergeschichte los. Und seitenlang geht es so hin und her: Die Mutter sagt, es gebe keine Wölfe, die hättendie Jäger alle verjagt – das Kind hakt nach. Die Mutter erklärt, eventuell gäbe es im Wald doch noch welche. Das Kind hakt nach, denn es gibt Wald in der Nähe. Woran man Wölfe erkennt, fragt das Kind. Sie sähen wie große Hunde aus und seien gut zu erkennen, wiegelt die Mutter ab. Aber, fragt das Kind, dann könnte ein Wolf so tun, als sei er ein Hund und dann doch kommen? Ein großer Spaß zum Anschauen und Vorlesen ist dieser Mutter-Kind-Warum-Dialog. Bis dann irgendwann Schluss-Aus-Basta! Schlafenszeit ist.

Dialoge wie Ping-Pong

Auch bildlich geht es seitenlang hin und her: Links auf der Doppelseite sieht man immer das Häschen im Bett, Dazu die Mutter, wie sie alles versucht, ihr Häschen im Bett zu halten und zum Einschlafen zu bewegen. Rechts auf der Doppelseite dann die Szene mit dem Wolf, so wie das Häschen es sich vorstellt: Wie der Wolf sich geschickt vor den ziellos herumballernden Jägern im Wald versteckt oder zusammen mit anderen Hunden gut getarnt durch die Straßen zockelt. Die Farben sind dezent und gedeckt, die Figuren mit feinem Strich gezeichnet. Der Schwerpunkt liegt auf der Mimik, die so ganz wunderbar die Stimmung transportiert.

Tolle Mimik der Figuren

Man könnte meinen, das Häschen fragt aus Angst vorm „bösen Wolf“ und könnte als Leser ein bisschen genervt sein, dass hier einmal mehr das längst überholte Märchenwolf-Klischee benutzt wird. Aber:Das Ende ist ganz anders und auch Häschens Eltern müssen einsehen, dass ihr Kind ein Kind von heute ist. Nix böser Wolf. Und er kommt tatsächlich.

Fazit

Der Wolf kommt nicht, darauf beharrt Häschens Mutter während der ganzen Bettgehzeremonie. Nur: ihr Häschen glaubt nicht dran. Und behält recht. Was den Eltern am Ende ein herrlich verkniffens Gute-Miene-Lächeln abverlangt. Wer hartnäckig-eigensinnige und herzensgut-offene Charaktere wie das Häschen und den Wolf mag, dem wird das Buch sehr gefallen.

Der Wolf kommt nicht

Myriam Ouyessad, Gerstenberg

Der Wolf kommt nicht

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