Umweltzerstörer in Sagengestalt
Das Buch beginnt mit dem Notruf „S.O.S.“ Denn: „Unter uns leben echte Monster“ und zwar „nicht im Schrank oder unter dem Bett. Sie lassen sich auch nicht mit der Taschenlampe verscheuchen.“ Sondern: „Sie streifen über unsere Planeten, fliegen über unsere Köpfe, leben in den Tiefen der Meere oder lauern gar in der Kanalisation unter unseren Füßen. Diese Monster verursachen Stürme, lassen Seen austrocknen und vertreiben Tiere. Täglich werden sie größer und stärker.“ Als nächstes folgt ein Aufruf an alle: „Wappne dich mit Wissen, hilf mit die Biester zu besiegen.“
Das Wissen, das impliziert der Vorworttext, vermittelt dieses Buch. Das stimmt. Und zwar auf so kompakte, übersichtliche und gleichzeitig wundervoll literarische und fantasievolle Art und Weise, dass man das Buch gar nicht weglegen mag und es am liebsten sofort jedem und allem weiterempfehlen möchte. Zumindest allen, die Bücher und Geschichten, Geschichte und Umweltschutz mögen.
Umweltwissen literarisch
Alle die abstrakten Umweltgefahren der heutigen Zeit werden zu konkreten Monstern: Da gibt es die Saure Nessie, die Straßenviper und den Smogosaurus, den Müllkong, den Plastikkraken und viele mehr. Die Namen sagen schon, worum es geht, die Bilder dazu zeigen es noch viel deutlicher. Sie sind farblich eher schlicht, übersichtlich und doch sehr detailreich, sachlich und gleichzeitig fantasievoll – und in jedem Fall bis ins Kleinste durchdacht. Man kann sich kaum sattsehen.
Im Text sprechen die Wesen die Leserinnen und Leser direkt an, erzählen von ihrem Leben und ihren Leidenschaften. „Wenn du was auf dem Teller lässt, gibt’s bei mir was zu feiern“, sagt etwa das Lebensmittel-Ungetüm: „Ein Drittel aller Nahrungsmittel, die jedes Jahr produziert werden, landen in meiner ständig wachsenden Wampe.“ Und es wäre eine Katastrophe für das Ungetüm, wenn wir alle unser Verhalten ändern und zum Beispiel auch mal aus Resten etwas leckeres kochen würden. Also: „Lass das bitte, ja?“
Und Müllkong jammert, wie depressiv er wird, wenn er Wörter wie Müllvermeidung oder Second Hand nur hört.
Friday for future meets Fantasie
Wie die sachliche Aspekte der Umweltzerstörung literarisch ins Genre der Mythen, Sagen, Märchen und Fantasywesen übersetzt werden macht einfach Spaß und vermittelt die Informationen wie nebenbei. Auf jeder Seite gibt es einen kleinen Kasten, in dem das echte Monster, das fürs Umweltmonster Vorbild war, sich vorstellt. Wer es weniger blumig mag, für den hält das Buch eine Ausklappseite mit ganz vielen Symbolen bereit, die anzeigen, wie jeder von uns mit seinem Verhalten Umweltmonster stärkt und schwächt. Passend dazu gibt es auf jeder Monster-Doppelseite noch einen spielkartengroßen Kasten, der die Symbole für das jeweilige Monster aufführt und so kompakt zeigt, was zu tun ist und was zu lassen.
Fazit
Umweltbücher gibt es viele, dieses hier ist ein ganz besonderes. Mit literarischen Mitteln gestaltet informiert es nicht nur, sondern unterhält, fasziniert und klärt auf – in diesem Zusammenspiel überdurchschnittlich gut. Es lässt uns nicht resigniert zurück, darüber dass man als einzelner gegen so Abstraktes wie Luftverschmutzung und Flächsenversiegelung ja wenig ausrichten kann. Sondern vermittelt das Gefühl, es geht gegen ein konkretes Monster. Und da kann jeder einzelne zum Helden werden.
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