Dystopie und Spaß
Kepler 62, das ist der Name eines heißbegehrten, ganz besonderen Computerspiels. Kepler 62, das ist auch der Name eines neu entdeckten Planeten, der Erde sehr ähnlich und mögliche Rettung für eine am Rande des Untergangs stehende Menschheit. Natürlich kann man sich fragen, warum die etwas ominösen und zwielichtigen Machthaber in diesem Buch eine höchst aufwändige Forschung betreiben, um einen neuen Planeten aufzutun. Statt mit dem gleichen Aufwand den vorhandenen Planeten zu retten. Aber für solche pragmatischen Gedanken hat der Zeitgeist in der Geschichte keine Kapazität. Außerdem scheint der drohende ökologische Kollaps der „Regierung“ auch ein guter Vorwand zu sein, alle und jeden zu überwachen und zu steuern. Fest steht: In diesem Buch geht es zur Sache.
Ein außergewöhnliches Computerspiel
Es gibt nur mehr noch einige wenige Reiche und Mächtige - und viele Arme und Überwachte und Gesteuerte. Die Brüder Ari und Joni gehören zu letzteren. Ihre Mutter ist verschwunden, vermutlich verschleppt in ein Umerziehungslager, dass hier vornehm "Neurotuning" heißt. Ari und Joni schlagen sich mehr schlecht als recht durch, schaffen es aber, sich dabei ihr kindliches Gemüt zu bewahren. Und freuen sich wie Bolle, als sie per Zufall – der natürlich kein Zufall ist – das neue, heißbegehrte Game Kepler62 ergattern können. Ein wahrhaft außergewöhnliches Spiel. Es heißt, das 100. Level könne niemand knacken. Und wenn doch, würde etwas Außergewöhnliches passieren, eine Einladung von Außerirdischen, man weiß es nicht. Ausgerechnet Ari und Joni schaffen es bis zum Level 100; sie zocken die ganze Nacht und erstmal passiert gar nichts besonderes. Aber dann überschlagen sich die Ereignisse. Mehr zu verraten wäre zu viel. Nur noch dies: Die rasante Story wird perfekt unterstützt durch die vielen Bilder, die mit dem Text verwoben sind und teilweise ineinander greifen wie bei einer Graphic Novel. Manchmal sind sie auch nur Beiwerk und manchmal wird die Geschichte seitenlang ganz mit Bildern erzählt.
Und dann ist das Buch auch schon zu Ende.
Cliffhanger zum Ende
Schrecklich. Ein solcher Cliffhanger! Es ging doch gerade erst los und man hatte endlich ein bisschen Durchblick. Für die Zielgruppe im Lesefutteralter ist so ein Cliffhanger aber genau richtig, mögen wir Eltern auch seufzen, dass man sofort den nächsten Band besorgen muss. Folge für Folge wegfutterrn wie eine Tüte Chips hilft das Lesen zu automatisieren und mit einem schönen Flow-Gefühl zu verankern. Aus Sicht der Leseförderung kann gar nichts besseres passieren.
Fazit
Mit einem Knallefeekt anfangen und dann langsam steigern, diese alte Autorenregel wird hier perfekt umgesetzt. Von Anfang an spanneend, ernst und dsytopisch und doch voller Hoffnung und Freundschaft nimmt die Geschichte Seite für Seite mehr Fahrt auf, bis zum Ende des Bandes, der aber eigentlich nur wie ein erstes Kapitel ist.
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