Gruppengefühl und Freundschaft
Dem Wolf knurrt der Magen. Schon seit einiger Zeit hat er nichts anderes mehr bekommen als Gemüsesuppe mit Nudeln. Deshalb beschliesst er, sich auf der nahen Weide ein Schaf zu holen. Doch so einfach ist das nicht. Zuerst einmal muss er sich nämlich die passende Verkleidung suchen, damit ihn die Schafe nicht zu früh erkennen. Gut verkleidet macht sich der Wolf schliesslich auf zur Schafherde. Dort wird er mit offenen Armen empfangen. Die Schafe sind überzeugt, dass er ein Held ist. Denn der Wolf hat das verlorene Lamm gefunden und es wohlbehalten zur Herde zurückgebracht. Wenigstens bleibt der Magen des Wolfes nicht leer. Die Schafe füttern ihn mit Gräsern und Kräutern. So schlecht schmeck das dem Wolf gar nicht. Dann schleicht sich ein anderer Wolf an.
Nette Geschichte für kleine Kinder
Die Autorin Barbara Rose nimmt die zahlreichen Märchen, in denen der Wolf die tragende Rolle als Bösewicht spielt, auf und verändert die Geschichte in eine ganz andere Richtung. Der Wolf will zwar eines der Schafe fressen, ihm spielt aber seine Gutmütigkeit einen Streich und er merkt zudem, wie geborgen man sich in der Gemeinschaft fühlen kann. Unverrichteter Dinge zieht er wieder ab und erst in der Einsamkeit des eigenen Zuhauses besinnt sich der Wolf auf seine ursprünglichen Pläne. Mit viel Charme beschreibt die Autorin die Zerrissenheit des Raubtiers, das unerwartete Freundschaften schliesst und sich in der Geborgenheit der Gruppe wohlfühlt. Die Geschichte ist auf Kinder im Vorschulalter ausgerichtet und wird dieser Altersstufe auch absolut gerecht.
Intensive Zeichnungen
Mit ihrer farbenfrohen Illustration entführt Amrei Fiedler die Kinder in eine optische Fantasiewelt. Die Bilder sind schön gestaltet und eignen sich wunderbar zum gemeinsamen Betrachten und Entdecken. Immer wieder finden sich kleine Details, die der Geschichte zusätzliche Würze verleihen. Amrei Fiedler gibt dem Wolf die Konturen, die er braucht, um seiner ambivalenten Rolle gerecht zu werden. Sie macht aber auch die Geborgenheit in der Gruppe sichtbar und die Zufriedenheit, die den Wolf im Zusammensein mit seinen neuen Freunden erfüllt. Auch ohne den Text könnten die Bilder richtig interpretiert werden, was vor allem für die kleineren Kinder wichtige ist. „Der Wolf im Schafspelz“ eignet sich dadurch auch für Kinder, die noch nicht lesen können.
Fazit
Nicht alle Aussagen dieses Bilderbuchs vermögen zu überzeugen. Aber das Konzept trägt Früchte. Die Kinder können sich in diesem Bilderbuch verlieren und erleben es beinahe als interaktives Angebot.
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