Suppe für alle
Annie ist ganz neu in einer großen, unbekannten Stadt – der ihrer Meinung nach hässlichsten Stadt der Welt. Da ihre Mama viel arbeitet, muss sie sich nach der Schule selbst versorgen. So streift sie durch die Nachbarschaft und beobachtet etwas Seltsames: Ein älterer Herr mit Namen Kurt fährt mit seinem Suppenfahrrad heiße Suppen aus und verteilt sie an jeden, der eine kleine Stärkung braucht. Daraufhin nimmt er ein paar Münzen an – oder eben nicht.
Auch Annie bekommt eine Schüssel voll dampfender Erbsensuppe und kommt mit Kurt ins Gespräch. Er erzählt ihr, dass er diese Runde dreht, wann immer das richtige Wetter dafür ist – er nennt es Suppenwetter. Annie beschließt von nun an, Kurt aufzusuchen, wann immer regnerisches, kaltes Suppenwetter ist. Als es schließlich soweit ist, nimmt sie sich vor, ihrem neuen Freund Nikita Kurt und sein Suppenfahrrad zu zeigen. Dieser glaubt nämlich nicht, dass es so etwas gibt. Zu Annies Enttäuschung taucht Kurt jedoch nicht auf.
Als sie ihn dann doch findet – ganz allein in einer heruntergekommenen Werkhalle –, erzählt er ihr, dass sein Suppenfahrrad gestohlen wurde. Daraufhin bittet Annie Nikita um Hilfe, das gestohlene Rad aufzustöbern. Doch das ist gar nicht so leicht, denn dahinter stecken ganz gemeine Typen, die auch vor Gewalt nicht zurückschrecken.
Eine süße Geschichte für Suppenwettertage
Lucie Kolb präsentiert eine schmackhafte, vollmundige Geschichte, die Hunger auf Suppe macht. Neben der starken Annie, die einen lehrt, dass Selbstvertrauen gar nicht so schwer zu gewinnen ist, solange man an sich glaubt, bekommt man schon im Buchtitel einen Vorgeschmack auf die wichtigsten Zutaten der Geschichte.
Zum einen geht es ums Stehlen: Wir sind uns wohl alle einig, dass das verkehrt ist. Aber gibt es nicht vielleicht doch Ausnahmen, gewisse Grauzonen, wo der Hintergedanke gar nicht so falsch ist? Wann hört etwas auf, fremdes Eigentum zu sein? Lucie Kolb stellt diese Frage sehr dezent im Hintergrund, deren Beantwortung gar nicht so leicht ist.
Die andere Essenz ist das Schenken: Kurt verteilt seine Suppen ganz uneigennützig. Ob er nun Geld dafür bekommt oder nicht, er ist froh, wenn er den Leuten eine Freude machen kann. Schenken sollte nicht mit einer Gegenleistung verbunden sein. Es geht darum, anderen Leuten etwas Gutes zu tun.
Freundliche Wertevermittlung
Zu guter Letzt das Wegwerfen: Jedes Kind sollte wissen, dass man nicht gleich etwas wegwerfen sollte. Oftmals kann man Dinge noch reparieren oder zu etwas anderem verwerten. Gerade in den Supermärkten zeigt sich unsere Wegwerfgesellschaft. Nur weil gewisse Lebensmittel nicht ansprechend für den Verbraucher aussehen, heißt es nicht, dass sie nicht mehr zu gebrauchen sind. Auch eine deformierte Kartoffel kann zu einer leckeren Kartoffelsuppe werden.
Das Buch ist keine strenge Moralpredigt, sondern eine süße Geschichte über die kindliche Sicht auf gewisse Werte, die eigentlich selbstverständlich sind.
Fazit
Eine erwärmende Geschichte über den Mut eines kleinen Mädchens und die Freude um die Freude anderer Menschen eines alten Mannes, der selbst nicht viel zu geben hat. Für die kalten Herbsttage genau das richtige Buch zum (Vor-)lesen oder Verschenken.
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