Herr Bort, der Katzenschreck
- Edition Pastorplatz
- Erschienen: August 2019
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Mele Brink (Illustratorin)
Eine liebenswürdige Aufforderung, über seinen Schatten zu springen
Herr Bort ist stolz auf seinen bunten Garten. Er pflegt ihn mit grosser Hingabe, das einzige, was er noch gerne macht. Seit seine Frau gestorben ist, ist das Leben von Herrn Bort traurig und dunkel. Und jetzt kommt auch noch der Ärger dazu, dass die Nachbarskatze Rosi immer häufiger in Herrn Borts Garten kommt. Denn Frauchen hat Hunde angeschafft, die Rosi nicht ausstehen kann. Aber Herr Bort mag keine Katze im Garten haben. Grimmig versucht Herr Bort, das Viech zu verjagen. Aber Rosi mag es, wie Herr Bort Viech sagt, für sie hört es sich schön an. Weil sie am Baum von Herrn Bort die Krallen wetzt, will der Gartenbesitzer Rosi vom Baum vertreiben. Er macht eine Kordel um den Stamm. Für Rosis Pfoten fühlt sich die Kordel wunderbar an. Auch das Vertreiben mit dem Wasser will nicht so recht gelingen. Rosi mag das Spiel. Und so holt Herr Bort die Blockflöte, die er so lange nicht mehr gespielt hat und will Rosi mit schrillen Tönen in die Flucht treiben. Aber wie von selbst werden aus den schrillen Tönen Melodien. Denn Herr Bort erinnert sich an die Lieder, die er früher gespielt hat. Mit den Tönen kehrt wieder Freude ins Leben von Herrn Bort ein. Und er findet auch Rosi gar nicht mehr so schrecklich, sondern mag sie streicheln. Da beschliesst die Nachbarin, Rosi ins Tierheim zu bringen.
Die Lebensfreude zurückgewinnen
Sehr schön beschreibt Andrea Behnke in ihrem Bilderbuch, wie der traurige Herr Bort durch seinen Kampf gegen die Katze an schöne Dinge in seinem Leben erinnert wird und über seinen eigenen Schatten springt. Geschickt beleuchtet die Autorin das Verhalten des Mannes und die Reaktion der Katze, die keinen Argwohn empfindet, sondern Herrn Borts Bemühungen als Spiel betrachtet. Die Situation scheint sich immer weiter hoch zu schrauben, bis der Moment eintritt, in dem der verbitterte und traurige Mann an etwas Schönes erinnert wird und zu einer ganz neuen Form von Gelassenheit findet. Kindgerecht schildert die Autorin, was den Mann dazu bewegt, seinen Kampf gegen die Katze aufzugeben und sie in seinem Garten und seinem Leben willkommen zu heissen. Es ist weder rührselig noch übertrieben, was Andrea Behnke erzählt. Vielmehr macht sie deutlich, dass es Wege gibt, einander näher zu kommen, auch wenn es auf den ersten Blick scheint, als könnte sich diese Situation niemals in Wohlgefallen auflösen. Sehr gelungen ist das Tempo, das die Erzählerin anschlägt. Die Situation schaukelt sich zwar hoch, aber so langsam, dass das betrachtende Kind verstehen kann, weshalb Herr Bort so reagiert und sich auch mit der liebenswürdigen Katze Rosi identifizieren kann. Letztlich präsentiert Andrea Behnke mit dieser Geschichte unter anderem ein Plädoyer für mehr Toleranz und Verständnis. Das alles durchaus kindgerecht aufbereitet.
Gelungene Illustration
Was Andrea Behnke mit dem Text vorgibt, setzt Mele Brink gekonnt in Bildsprache um. Sie kann die verschiedenen Stimmungen von Herrn Bort ausgezeichnet in Bilder umsetzen und macht auch die Verwandlung des grimmigen Herrn in einen freundlichen älteren Mann glaubhaft deutlich. Obwohl Mele Brink einen klaren Pinselstrich führt, laden die Bilder zum Entdecken ein. Besonders gelungen ist der kleine Wurm, der immer mit von der Partie ist und von den betrachtenden Kindern schnell mal auf jedem Bild bewusst gesucht wird. Durch die klare Bildsprache ist es den noch nicht lesekundigen Kindern möglich, die Geschichte auch ohne Text zu verstehen.
Fazit
«Herr Bort, der Katzenschreck» ist ein liebeswert gestaltetes und sinnvolles Bilderbuch über Einsamkeit, Nähe und Toleranz. Es eignet sich wunderbar, um einem Kind ein unfreundliches Verhalten einer anderen Person zu erklären, ohne anklagend zu wirken.
Andrea Behnke, Edition Pastorplatz
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