Ein Bilderbuch, das polarisiert
Lotte Siebengescheit besucht mit ihrer Oma den Zoo. Doch sie kann sich über die eingesperrten Tiere nicht freuen – Lotte mag keine Zoos. Sie nutzt den Besuch, um der Oma die artgerechte Tierhaltung zu erklären. Die Oma staunt. Denn sie hat sich nie Gedanken dazu gemacht, was es für die Tiere bedeutet, in einem Zoo gehalten zu werden. Lotte mag mit der Oma auch nichts essen am Imbiss-Stand. Sie findet es unwürdig, dass man sich zuerst Tiere ansieht, und sie dann nebenan in Form von Wurst oder Schnitzel verspeist. Selbst das Geschenk des Zoo-Direktors mag Lotte nicht haben: Sie klärt ihn auf, dass sie von der Tierhaltung im Zoo gar nichts hält.
Politisches Statement
„Lotte Siebengescheit geht in den Zoo“ ist kein gewöhnliches Bilderbuch, es ist ein klares politisches Statement. Dass es dadurch polarisiert, bleibt nicht aus. Zu sagen, die Geschichte würde sich kritisch mit der Tierhaltung im Zoo auseinandersetzen, wäre der Sache nicht gerecht. Der Autor lehnt die Tierhaltung in Zoos kategorisch ab und transportiert diese Weltsicht über die bunten Knetfiguren-Bilder. Damit möchte er ein junges Publikum ansprechen und ihm seine Sicht der Zootierhaltung näher bringen. Um seine Botschaft zu vermitteln, hat der Autor die Reimform gewählt. Es erinnert in der Art etwas an Wilhelm Busch, nur in modernerer Form. Dass die Reimtexte oft vom Rhythmus her nicht ganz stimmig sind und damit die Idee des Reims verfehlen, ist zwar schade, aber tut der Botschaft selber keinen Abbruch. Ob der Name der jungen Protagonistin glücklich gewählt ist, muss jeder für sich entscheiden. Der Begriff „Siebengescheit“ wird umgangssprachlich eher als negative Eigenschaft wahrgenommen und steht gemeinhin als Begriff für „Besserwisser“. Dies steht im klaren Gegensatz zur Grundaussage, die der Autor mit diesem Buch machen will.
Liebevoll gestaltete Knetfiguren
Für die Illustration haben sich Krystyna und Manuel Valverde mit Knetfiguren beschäftigt. Dabei zeigen sie viel Liebe zum Detail. Die Figuren sind sorgfältig gestaltet und gut in Szene gesetzt. Sie vermitteln dem Betrachter einen leichten Eindruck von 3-D und werden der jeweiligen Situation durchaus gerecht. Nicht nur Lotte und Oma sind Knetfiguren, auch die Tiere, die im Zoo vor sich hin vegetieren werden auf die Weise dargestellt. Es ist dadurch eine durchgehend überzeugend gestaltete Illustration entstanden.
Fazit
Wer sich mit diesem Bilderbuch beschäftigen will, kommt nicht umhin, den Hintergrund des Autors und dessen Interessen zu studieren. Erst dann kann man die Geschichte in den richtigen Kontext setzen und sich darüber klar werden, ob man seinen Kindern diese Sicht der Dinge vermitteln will, oder ob man eine andere Haltung hat als der Autor. „Lotte Siebengescheit geht in den Zoo“ ist kein Bilderbuch, das man sich zur Unterhaltung ansieht, es ist ein Buch, das bei den kleinen Betrachterinnen und Betrachter eine klare Haltung auslösen möchte. Die Auseinandersetzung bei diesem Bilderbuch beginnt also nicht erst bei der Betrachtung der Bilder und der Erklärungen über den Text, sie wird schon früher einsetzen müssen.
, Alibri
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