Der alte Wolf
- Jungbrunnen
- Erschienen: Februar 2019
- 0
Maria Stalder (Illustratorin)
Der Wolf wird alt und wird Abschied nehmen
Der Wolf lebt im Wald, er wird gejagt von Menschen mit Hunden und Gewehren. Aber er ist ihnen immer einen Schritt und einen Gedanken voraus. Die Jäger unterscheidet er schon von weitem von all den anderen Menschen, die wie er den Wald genießen. Wenn er diese Menschen sieht, zieht er sich zurück, dann erschrecken sie sich auch nicht.
„Der Wald war sein Zuhause, er kannte Pfade, die andere für Dickicht hielten, und er wusste um Höhlen, die einem auch dann verborgen blieben, wenn man dicht davor stand.
Immer wieder musste der Wolf falsche Spuren legen. Er tat das mit Geschick und Gelassenheit, verkroch sich unter die tiefen Äste einer Tanne und sah zu, wie seine Verfolger in die Irre stolperten.“
Wolfsalltag
Der Wolf wird älter, spürt wie ihn all das immer mehr müde macht; die Beine werden schwerer, der Atem kürzer, seine Augen brauchen länger, um den Unterschied zwischen Jägern und Wanderern zu erkennen. Er beschließt, seinen Wald zu verlassen und an einen Ort zu gehen, wo er sich nicht mehr dauernd verstecken muss.
„Und er streckte sich, heulte ein letztes Mal auf und lief dann los.“
Der Wolf in diesem Bilderbuch ist kein böser Rotkäppchen-Wolf und auch kein heutiger Problemwolf, sondern ein freundlicher, hübscher Kerl, nicht niedlich, aber Sympathieträger. Seine Mundwinkel sind immer leicht nach lächelnd nach oben gezogen, das ist die einzige Vermenschlichung, ansonsten wirkt er sehr authentisch und naturgetreu, wie er da auf den Seiten steht: mit dickem Pinselstrich in verschiedenen Graus und Brauns gemalt. Man kann das Fell sehen und möchte am liebsten hinfassen und mit dem Finger darüber streichen.
Am See ist die Reise zu Ende
So dick gemalt sind auch die anderen Elemente auf den Bildern. Anfangs ist alles dicht und grün, der Wald ist mit vielen Details dargestellt. Im Laufe der Geschichte wird es weniger, verschwommener und am Ende der Reise des Wolfs sehen wir nur noch einen See, dichtes, dickes Blau in verschiedenen Tönen. Das andere Ufer ist nicht zu erkennen. Der Wolf aber kann es erschnuppern.
„Seither hat niemand mehr den Wolf gesehen. Manche behaupten, seine Spuren im Tiefschnee entdeckt zu haben, andere sind sicher, sein Schatten sei in die große Höhle hinter dem Wasserfall gehuscht.
Vermutlich ist der Wolf dort, wo er schon immer sein wollte. In einer Geschichte.“
Fazit
Der alte Wolf muss Abschied nehmen. Von seinem Versteckspiel mit den Jägern, seinem Wald, vielleicht von seiner seiner Existenz ... und all diese Themen und mehr hat dieses Buch anzubieten hat: Abschied und Ende allgemein über den Tod konkret bis hin zum aktuellen Medien-Thema "Wölfe in Deutschland" und wie wir mit ihnen umgehen wollen. Die Bilder und Worte in diesem naturgetreu und farbig gestalteten Buch, erzeugen eine Wohlfühlatmosphäre, in der sich all diese gut Themen ansprechen lassen.
Deine Meinung zu »Der alte Wolf«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!