Fühlinchen

  • Carlsen
  • Erschienen: März 2019
  • 1

Annette Swoboda (Illustratorin)

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Rita Dell'Agnese
75%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJun 2019

Idee

Das Fühlinchen erkennt, dass es in Ordnung ist, ganz verschiedene Gefühle zu empfinden.

Bilder

Die Illustrationen sind absolut bezaubernd und laden zum Entdecken ein

Text

Die Textpassagen sind bescheiden ausgefallen und lassen viel Interpretationsspielraum.

Jeder fühlt mal so und mal so

Das Schäfchen Fühlinchen ist anders als die anderen auf der Weide. Denn je nachdem, wie es sich fühlt, sieht es ganz anders aus. Mal ist es rosa, mal orange oder weiss. Denn Fühlinchen wechselt die Farbe, je nachdem, wie es ihm geht. Weil es sich mit seinem Anderssein manchmal einsam fühlt, macht sich das Fühlinchen auf die Suche nach einem zweiten Fühlinchen. Auf dieser Suche begegnet es manch anderem Tier, und jedes von ihnen hat nicht nur eine ganz spezielle Farbe, es hat auch ganz spezielle Gefühle. So erkennt das Fühlinchen: Jeder fühlt mal so und mal so. Jeder hat Gefühle, auch wenn man es ihm nicht immer ansieht.

Bezaubernde Bilder, schwierige Aussage

Annette Swoboda verleiht als Illustratorin dem Fühlinchen einen höchst sympathischen Charakter. Die wechselnde Farbe des kleinen Schäfchens als Ausdruck von seinen Gefühlen macht es lebendig und greifbar. Da bleiben die anderen Schäfchen auf der Wiese als farblose Einheit zurück. Diese Wertung, die durch die Beschreibung der anderen entsteht, unterstreicht nicht (nur) die Einzigartigkeit des bunten Fühlinchens, sondern (auch) die graue und langweilige Masse der anderen Schäfchen. Eine etwas ambivalente Aussage.

Die verschiedenen Gefühle

Erst in der Andersartigkeit der Tiere, die dem Fühlinchen auf seiner Reise begegnen, findet das bunte Schäfchen Gleichgesinnte. Die Tiere begleiten das Fühlinchen optisch, finden aber in der Geschichte lediglich als kurze Begegnung statt. Die anderen Tiere sind mutig, fröhlich, wütend oder verdattert – und zeigen dem Fühlinchen damit, dass es völlig in Ordnung ist, Gefühle zu haben und zu zeigen. Diese Aussage im Kontext mit den anderen Linchen auf der Wiese – Schäfchen, denen man die Gefühle nicht ansieht – gibt dem Bilderbuch eine seltsame Note. Das Kind aus der Zielgruppe der Drei- bis Sechsjährigen wird zwar beruhigt, wenn es darum geht, dass es sich je nach Gefühl anders sieht, aber im Umkehrschluss wird ein Kind, das seine Gefühlswelt nicht nach Aussen tragen kann, als langweilig präsentiert. Hier braucht es ausgesprochen viel Feingefühl der begleitenden erwachsenen Person, um einem eher verschlossenen Kind keine falschen Signale zu vermitteln.

Text beschränkt sich weitgehend auf Beschreibung der Bilder

So hübsch und sympathisch die Illustrationen sind, so bescheiden bleiben die Textpassagen. Durch diese Kürze bleiben es zufällige, Momente. Sie beschränken sich weitgehend auf eine reine Beschreibung, was auf dem Bild zu sehen ist: das neugierige Erdmännchen, der wütende Stier, der verdatterte Flamingo. Darauf, wie man sich mit der Gefühlswelt anderer auseinander setzen könnte, wird nicht eingegangen.

Fazit

Die Aussage, dass es in Ordnung ist, verschiedene Gefühle zu empfinden und dabei anders zu sein, als andere, ist stimmig, allerdings auch etwas einseitig, denn nicht jeder trägt seine Gefühle so nach außen wie Fühlinchen und ist trotzdem auch in Ordnung. Von der Illustration her ist „Fühlinchen“ ein höchst bezauberndes Bilderbuch.


 

Fühlinchen

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