Marie Curie: Little People, Big Dreams

  • Insel
  • Erschienen: Mai 2019
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 Frau Isa (Illustratorin), Svenja Becker (Übersetzerin)

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Sigrid Tinz
90%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonMai 2019

Idee

Eine berühmte Wissenschaftlerin als Mädchen und als Mensch ganz nahe; gleichzeitig erfährt man das wichtigste aus ihrer Biographie.

Bilder

Warm, originell und mit hohem Wiedererkennungswert, der Stil ist wunderschön, modern und doch auch zeitlos schlicht.

Text

Schlichte Zweizeiler präsentieren unglaublich viel: Stimmung, Wissen, und am Ende kennt man tatsächlich Marie Curie.

Biografie als Bilderbuch

Marie Curie war eine Physikerin und Chemikerin und lebte im 19. Jahrhundert. In einer Zeit, in der Frauen noch nicht üblicherweise Karriere machten, Ausnahme vielleicht, wenn sie adelig waren. Ob die kleine Marie schon als Kind Wissenschaftlerin werden wollte, statt vielleicht Prinzessin, das wissen wir nicht. Aber mit diesem schönen Gedanken beginnt dieses Bilderbuch, das ihre Biografie erzählt. Zu sehen ist ein Mädchen im Grundschulalter, hübsch, ernst, etwas verträumt und bereits mit dem schwarzen Dutt, der zeitlebens ihr Wiedererkennungsmerkmal sein würde: „Sie war ein brillante Schülerin und gewann eine Medaille, die hütete sie zu Hause wie einen Schatz.“

Jede Seite ist vollkommen farbig und zeigt abstrakt, aber eindrücklich wichtige Ereignisse in Maries Leben. Als Text gibt es nur jeweils ein, zwei Sätze. Das ist natürlich eher wenig. Im Anhang ist aber noch mal ausführlicher das Leben zusammengefasst, so dass man als Vorleser je nach Alter der Kinder einiges an Erklärungen dazu geben kann. Die schlichten Bilder lassen den Raum dazu und bieten gleichzeitig die Möglichkeit, den Emotionen und Stimmungen nachzuspüren.

Vom kleinen Mädchen zur berühmtesten Forscherin ihrer Zeit

Marie wuchs in Polen auf, damals durften Frauen dort nicht studieren. In Frankreich, in Paris, war das aber bereits möglich. Deswegen zog sie nach Paris, das erfahren wir auf der nächsten Doppelseite. Nach ihrem Studium bekam sie einen Forschungsauftrag zur Untersuchung von verschiedenen Sorten von Stahl. Dabei begegnete Marie „eines Tages Pierre und  … oh, la, la. Der liebte die Wissenschaft ebenfalls sehr. Es dauerte nicht lange, da liebte Pierre auch Marie. Sie wurden Madame und Moniseur Curie.“ Das Bild zeigt übrigens keine Hochzeitsszenen, sondern die beiden, mit Laborkitteln bei der Arbeit, wie sie sich glücklich in den Armen liegen. Ob der Liebe wegen, ob er ihr oder sie ihm gerade einen Heiratsantrag gemacht hat oder weil sie gerade einen erfolgreichen Arbeitstag hatten, mit wichtigen Entdeckungen, auch das wissen wir nicht. Aber es passt wunderbar zu den beiden und ihrer Wissenschaftler-Ehe, wie die beiden als Team, im Labor und mit Liebe zusammen forschen und arbeiten.

Berühmtheit mit Privatleben

Jedenfalls scheinen die beiden glücklich und auch den historischen Fakten nach haben sie sich gegenseitig beflügelt. Auf dem nächsten Bild bekommt Marie für ihre Entdeckung der Radioaktivität den Nobelpreis. „Dann hatte Pierre einen schlimmen Unfall und die arme Marie war plötzlich allein“. Sie arbeitet noch mehr und bekommt noch einen Nobelpreis und übernimmt die Vorlesungen von ihrem Mann, so wurde sie die erste Professorin. Später setzte sie sich auch dafür ein, dass Frauen leichter studieren konnten. Und im ersten Weltkrieg plädierte sie dafür, Röntgenstrahlen zu verwenden. Sie erfand eine Einrichtung auf einem Lastwagen, um Soldaten röntgen zu können. Noch heute untersucht man so, ob sich jemand die Knochen gebrochen hat.
Was der Bilderbuchteil verschweigt, ist, dass sie an ihrer Arbeit stirbt, erst bekommt sie die Strahlenkrankheit und dann Krebs. Für Kinder ab fünf wäre das vielleicht auch zu traurig. Gleichzeitig ist der Tod natürlich selbstverständlicher Teil des Lebens und in einer Geschichte über eine historische – bereits verstorbene – Persönlichkeit erst recht. Aber was man sonst so als Jahreszahl „von bis“ abspeichert, ist auf einmal ein trauriges Ereignis. Weil wir den Menschen kennengelernt haben, als er noch ein kleines Kind war und Träume hatte.

Teil einer Serie

Marie Curie ist nur ein Titel in der Serie „Little People, Big Dreams“, in der Biografien noch von vielen weiteren wichtigen Persönlichkeiten erschienen sind. Jedes Buch ist von einer anderen Illustratorin gestaltet, aber der flächigbunte, formenklare, gefühlvolle Stil ist immer ähnlich. Fast ausnahmslos sind es Frauen – Künstlerinnen, Abenteurerinnen, Politikerinnen – und alle lernen wir kennen, als sie noch klein waren und große Träume hatten und erleben mit wie sie Großes erreichen. Wie sie ihre Ziele mit großem Einsatz verfolgen, aber nie mit körperlicher Gewalt platt das Recht des Stärkeren durchsetzen. Sondern empathisch, authentisch, reflektiert, couragiert und zivilisiert. So werden diese Biografien wie nebenbei zu Ratgebern fürs ganze Leben.

Fazit

Das Buch porträtiert das Leben von Marie Curie auf auch für kleine Kinder gut verständliche Art und Weise. Man muss noch nicht viel von Chemie und Physik wissen, man muss auch nicht viel Interesse an harten historischen Fakten haben, sondern: man lernt einfach Marie kennen. Als kleines Mädchen, als junge Frau, als Mensch, der Großes leistet, weil sie einen Traum hat und die Zielstrebigkeit ihn sich zu erfüllen. Diese besondere Stimmung des Buches wird von den warmen, klaren, bunten Bildern ganz besonders gut vermittelt.

 

Marie Curie: Little People, Big Dreams

María Isabel Sánchez Vegara, Insel

Marie Curie: Little People, Big Dreams

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