Stift, Papier, Bücher
Die britische Schriftstellerin Jane Austen lebte und arbeitete vom Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts und gehört noch heute zu den bedeutsamsten Autorinnen englischsprachiger Literatur, obwohl sie ihre Bücher in einer Zeit schrieb, in der das für Frauen noch nicht selbstverständlich war. Mit ihrer Biografie und der Leidenschaft für das Schreiben, die sie schon als kleines Mädchen hegte, von der sie sich trotz gesellschaftlicher Zwänge nie abbringen ließ und die sie schließlich erfolgreich und beliebt bis in die Gegenwart gemacht hat, passt Jane Austen wunderbar in diese Bilderbuchreihe Little People, Big Dreams. Bei diesem Band schaut die kleine Jane mit Notizblättern und Füllfeder im Arm vom Buchdeckel und macht neugierig auf ihre Geschichte.
„Bilderbuch“-Kindheit
Jane Austen wurde in einem kleinen Dorf in Südengland als zweitjüngstes Kind von acht Geschwistern geboren und wuchs dort auf dem Land mitten im Grünen mit ihren Brüdern und der älteren Schwester Cassandra auf. So führt das erste Bild auch direkt in den Garten der Austens und man lernt Jane und ihre Familie kennen. Auf den nächsten Seiten wird Janes Kindheit dann näher beschrieben. Mädchen in der damaligen Zeit mussten im Haushalt zur Hand gehen und durften sich in der Regel nur mit für Frauen vorgesehenen Tätigkeiten wie Handarbeit oder Gesang beschäftigen. Janes Vater war allerdings Pfarrer und Lehrer. Er unterrichtete seine Söhne selbst und ließ gegen die Konvention auch seine Töchter am Unterricht teilnehmen. Bildung im Hause Austen war ein wertvolles Gut. Es gab eine große Bibliothek zu der Jane freien Zugang hatte und in der sie begann, die Welt der Literatur für sich zu entdecken. Ein Bild zeigt sie dort umringt von Büchern auf dem Boden sitzend und schmökern. Bald fing sie an, sich auch selber kleine Theaterstücke und Erzählungen auszudenken und aufzuschreiben. Mit den Geschwistern führte sie die eigenen Schauspiele im Garten auf und abends las sie ihre Geschichten im Kreise der Familie am Kamin vor.
Vom lesenden Kind zur schreibenden „Lady“.
Die herangewachsen Jane sieht man auf den Bildern dann als junge Frau. Bei einem Ball lernte sie den Iren Tom Lefroy kennen und lieben. Doch die Beziehung endete unglücklich. Ihre traurige Erfahrung verarbeitete sie später zu ihrem bekanntesten Buch Stolz und Vorurteil, das jedoch glücklich für die Liebenden ausgeht. Im wahren Leben blieb Jane unverheiratet. Sie widmete sich ganz dem Schreiben und etablierte sich vor allem mit ihren sechs Romanen über die gesellschaftlichen Verhältnisse der gehobenen ländlichen Schichten als erfolgreiche Schriftstellerin. Zu ihren Lebzeiten wurden ihre Werke allerdings nicht unter ihrem Namen, sondern unter dem Pseudonym „by a lady“ - von einer Frau veröffentlicht.
Empathische Skizze eines Lebens in Wort und Bild
Das Buch ist mit einem Leinenrücken, dem stabilen Einband und den gemusterten Innendeckeln sehr ansprechend gestaltetet. Die kurzen Textpassagen beschränken sich auf wenige Zeilen pro Seite. Sie sind aber so pointiert und verständlich formuliert, dass sie in aller Kürze viele Informationen zu den wichtigen Stationen und Ereignissen in Jane Austens Leben liefern. Gleichzeitig so empathisch, dass sie auch ihre persönlichen Seite einfangen. Die doppel- und ganzseitigen Illustrationen, hier von Katie Wilson, ergänzen diese Wirkung der Textsequenzen sehr schön. Die in warmen hellen Farben gehaltenen, ruhigen Bilder sind mit den weichen Konturen eher schlicht ausgeführt, tragen zurückgenommen aber trotzdem sehr stimmungsvoll und detailliert zur Aussagekraft des Textes bei.
Im Anschluss an den Text- und Bildteil folgt auf einer Doppelseite nochmal, mit einigen Originalabbildungen versehen, zusammengefasst der Lebenslauf Janes. Hier bekommt man auch Angaben zu ihrem frühen Tod nach schwerer Krankheit, der zuvor nicht erwähnt wird. Das ist hilfreich, da die Biografie so vervollständigt wird. Für kleinere Kinder ist das Thema Sterben in diesem Kontext vielleicht noch eine Überforderung. Da das Bilderbuch jedoch gut mit und von Kindern unterschiedlichen Alters gelesen werden kann, besteht so die Möglichkeit individuell zu entscheiden, ob es miteinbezogen wird.
Fazit
Das Buch skizziert in einem absolut gelungenen Zusammenspiel von Wort und Bild Jane Austens Leben prägnant und dabei trotzdem sehr einfühlsam. Schon allein das macht es lesenswert. Bemerkenswert wird es durch den optimistischen Grundton, den es bei der Schilderung des glücklichen Werdegangs der Autorin findet. Damit macht es Mut und animiert seine Leser und Betrachter ihr gleich zu tun und der eigenen Bestimmung ebenso mit Selbstvertrauen nachzugehen.
María Isabel Sánchez Vegara, Insel
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