Das ganze Leben der Katzen
Sie fangen Vögel, leiden unter dem Regen und lassen sich genüsslich streicheln: Die Katzen der holländischen Autorin Mies von Hout leben ein Leben, das den Katzenhalterinnen und –haltern nur zu bekannt ist. «Ich bin ich», sagt sich etwa eine der Miezen und lässt sich nicht vom Stuhl verjagen, auf dem sie es sich gerade gemütlich gemacht hat. Die andere versteckt geschickt den Goldfisch, den sie sich gerade geschnappt hat, im Maul. Und eine weitere verwirrt sich in einem Knäuel Wolle und muss warten, bis sie mittels Schere daraus befreit wird. So bringt jeder der bunten Katzen ihre eigene Geschichte ins Bilderbuch ein. Blinzeln, Schnurren und Fauchen in Gedanken und wickeln die Betrachter durch ihren Charme um den Finger, als wären es echte Katzen.
Jedes Tier mit eigenem Charakter
Die Illustratorin und Ideengeberin Mies van Hout hat es sich nicht einfach gemacht. Jeder der 20 Katzen im Buch hat sie nicht nur eine ganz eigene Gestalt und eine spezielle Form gegeben, es sind auch unterschiedliche Farben, die den Charakter der jeweiligen Geschichte unterstreichen. Für die Betrachter des Bilderbuches ist damit klar: Blättert der die Seite um, erlebt er ein völlig neues Tier in einer ganz neuen Situation und einem völlig neuen Gefühl. Entstanden ist damit eine Reihe von kleinen Geschichten, die sich schon alleine durch ihre Farb- und Formgebung erklären, ohne zuerst den Text zu studieren. Verwischte Farben in der Bewegung, Zacken und Kanten bei der wütenden Katze oder fast geschlossene Augen bei der wohlig geniessenden Vierbeinerin vermitteln sofort einen Eindruck des Gemütszustandes.
Von Gedichten begleitet
Zum Gelingen des Bilderbuchs hat eine ganze Zahl von Autorinnen und Autoren mit jeweils einem Gedicht beigetragen. So findet sich in «Einmal Katze sein» nicht etwa ein Lauftext, der sich über die ganzen Seiten des Buches hinweg zieht, sondern immer ganz speziell zum jeweiligen Bild passende Gedichtzeilen, die den Gemütszustand der jeweiligen Katze mehr oder weniger präzise wiedergeben. Immer von verschiedenen Schreiberinnen und Schreiber, und so kommen die Texte so vielfältig daher, wie die Bilder: Mal sind sie sanft und rund, mal zeigen sie in den Texten Krallen und Zähne. Das optimal Zusammenspiel von Text und Bild zeugt von einer grossen Umsicht, die bei der Gestaltung des Bilderbuchs angewandt wurde. Nicht ganz nachvollziehbar ist jedoch, weshalb die Gedichte in einem Bilderbuch für Kleinkinder zu finden sind – die meisten davon sprechen ein erwachsenes Publikum an.
Fazit:
«Einmal Katze sein» ist ein interessantes und abwechslungsreiches Bilderbuch, das durch seine farbliche Gestaltung wie auch durch die Bildsprache die Phantasie anregt und auch ohne die begleitenden Gedichte zu lesen, Geschichten erzählt und Kindern vorstellt. Die Kombination von Gedichten und Bildern richtet sich eher an ein älteres Publikum als an die angesprochenen Kleinkinder. Damit ist das Buch ein Werk für die ganze Familie.
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