Ein armes Mädchen und ein geflügeltes Götterpferd
Hippolyta, genannt Pippa, lebt im antiken Griechenland. Sie ist ein Findelkind und wurde von ihren Eltern ausgesetzt, zumindest vermutet sie das. Denn außer einer Münze hat sie nichts von ihrem ersten Leben und weiß nichts darüber. Noch nicht ganz erwachsen, verdient sie sich ihren Lebensunterhalt selbst. Sie liebt Pferde und kann gut mit ihnen umgehen und so verdingt sie sich als Stallmädchen. Es gibt Besseres, aber freundliche Behandlung ist sie nicht gewöhnt und so hat sie immerhin ihr Auskommen.
Auf dem Olymp ist was los
In diesem antiken Griechenland gab es eine ganze Welt an Göttern, ihr Wohnort war der Olymp. In der Geschichte herrscht dort gerade eine gewisse Aufregung: das legendäre Pegasus-Rennen wird bald wieder abgehalten werden, alle 100 Jahre ist es soweit. Dazu sucht sich jeder Gott und jede Göttin, die mitmachen wollen, eines von den geflügelten Pferden aus. Und ein Menschenkind, das es reiten soll. Welches Pferd gewinnt, dessen Gott kann die nächsten 100 Jahre damit angeben. Das Gewinnerkind wird zum Halbgott und darf auf ewig im Olymp bleiben.
Pippa wird ausgewählt, als Reiterin, von der Göttin Aphrodite. Zusammen mit den anderen Kindern wird sie für einige Wochen im Trainingslager leben. Morgens reiten und fliegen, abends reiten und fliegen, zwischendurch essen, schlafen, sich um die Pferde kümmern. Jedes Kind bekommt sein Pferd zugeteilt. Da gibt es goldene und gescheckte, sanfte, alte, junge – und böse und brutale kaum zu bändigende Tiere wie das des Kriegsgotts Ares. Pippas Pferd ist ein kleiner fröhlich verspielter Schimmel namens Zephyr. Die beiden sind sofort ein Herz und eine Seele.
Ab und zu kommen die Götter und Göttinnen vorbei und schauen, wie das Training so läuft.
Im himmlischen Trainingslager ist es wie im Reitsport-Internat
Schnell ist man drin in dieser Geschichte, es wirkt wie Alltag in einem etwas besonderen Reitsport-Internat. Wie nebenbei bekommt man auch vom Götterleben der alten Griechen einen Menge mit. Das waren ja auch nur Menschen, eifersüchtig, selbstverliebt, intrigant. So fällt die große Begrüßungsfeier für die Kinder zum Beispiel aus – weil sich die Götter über eine Nichtigkeit gestritten haben und das Ganze in einer Prügelei geendet ist. Streiten, das tun die Götter ohnehin ständig. So stachelt jede Gottheit das Kind, das ihr Pferd reitet, zu kleinen Intrigen an oder versucht, dem Pferd durch besonderes Futter oder andere unlautere Methoden einen Vorteil zu verschaffen. Und je näher das Rennen rückt, desto härtere Bandagen legen auch die Kinder an: Sophia will es unbedingt den Jungen zeigen, dass auch ein Mädchen so was kann, gewinnen. Der Reiter von Ares Pferd hat die größten Chancen auf den Sieg – und ist damit gar nicht glücklich. Er will überhaupt kein Halbgott auf dem Olymp werden, sondern einfach nur wieder nach Hause zu seiner Familie. Pippa dagegen ist sich sicher, dass ihr kleiner Zephyr niemals gewinnen kann. Auch wenn sie nichts mehr erhofft als das, weil sie um alles in der Welt nicht wieder von ihm getrennt werden will. Gleichzeitig nutzt sie die Zeit im Olymp, und versucht bei den allwissenden Göttern etwas über ihre Eltern in Erfahrung zu bringen.
Pippa sucht ihr Schicksal
Einerseits ist dieses Buch ein fast normales Pferdebuch, mit Striegeln und Füttern und Kuscheln, ein Mädchenbuch mit Freundschaft und Alltag im Stall. Pippa ist eine sympathische, patente Heldin, die sich mutig und leidenschaftlich allen Herausforderungen und auch ihren eigenen niederen Instinkten stellt und das Beste daraus zu machen versucht.
Andererseits ist es ein besonderes Buch, denn durch die griechischen Götter und Göttinnen geht es auch viel um Mystisches, Historisches und Lebensphilosophisches.
Bilder gibt es im Innenteil keine, nur kleine Dekorationen über den Kapitelanfängen. Aber all die Pferde sind so unterschiedlich und so detailliert beschrieben und wer jahrelang mit Pferdefiguren gespielt und Pferdegeschichten gehört und Pferdefilme geschaut hat, wird für jedes Tier ein ganz eigenes Bild im Kopf haben und noch mal ganz anders in diesem Roman aufgehen, als jemand, der diese Leidenschaft nicht (mehr) teilt.
Das Rennen geht gut übrigens überraschend aus. Anders und gleichzeitig genauso wie gedacht und gehofft. Man lernt: ins Schicksal einzugreifen funktioniert nicht. Aber manchmal muss man es tun, damit es genauso passiert, wie es vorausbestimmt war.
Fazit:
Das Cover ist anders und gleichzeitig vertraut: ein Mädchen und sein Pferd. Aber das Pferd hat Flügel, es ist ein Götterpferd. Und genauso ist das ganze Buch: Antike trifft Pferdemädchenalltag, Internatsgeschehen die griechische Sagenwelt. Das Ganze ist mehr als seine Teile und die gesamte Mischung etwas Neues im Pferde-Geschichtenkosmos.
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